Das Coburger Kindles-Brünnle verstaubt
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 13. August 2013
Der kleine Brunnen am Lohgraben liegt trocken - und Gerald Heintze, auf dessen Initiative hin der Brunnen Anfang der 90er Jahre wiederhergestellt wurde, ärgert sich darüber. Doch wer stellt das Wasser wieder an?
Der "Gurken-Gerald" (Gerald Heintze) hat eine besondere Beziehung zum sogenannten Kindles-Brünnle: "Ich hab damals veranlasst, dass es instand gesetzt wird und sogar einen Entwurf gemacht!" Damals, das war 1992, als die Wohnbau den gesamten Gebäudekomplex von der Steingasse 31 bis hinunter zum Lohgraben sanierte und restaurierte.
Damals betrieb Gerald Heintze das "Brünnle", die Gastwirtschaft im Gebäude darüber. Der Brunnen war zu dieser Zeit jedoch schon längst Geschichte. Seit 1428 ist an dieser Stelle eine Brunnengasse überliefert, der Brunnen selbst wird erst 1570 genannt. Der Name "Kindleinsbrunnen" wird 1738 erstmals genannt.
Doch schon im 19. Jahrhundert gab es Probleme mit der Quelle. Sie war verunreinigt, und es kam immer weniger Wasser, weil die Bebauung in diesem Gebiet zunahm. Deshalb wurde der Brunnen 1880 verschlossen und 1968 die letzten Reste beseitigt.
Derzeit aber plätschert da nichts, und das ärgert Gerald Heintze. Doch wer ist zuständig? Einen Teil der Brunnen in der Stadt managt das Grünflächenamt. Vor allem die Umlaufbrunnen unterstehen dem städtischen Amt - also die Fontänen rund ums Albertdenkmal am Marktplatz, der Gerberbrunnen, der an der Morizkirche, um nur einige zu nennen.
Um andere Brunnen wiederum kümmern sich die SÜC - nämlich um all diejenigen, auf denen "Trinkwasser" steht. Ausnahme ist der "Gurken-Alex" in der Herrngasse: Der liefert zwar auch Trinkwasser, untersteht aber dem Grünflächenamt.
Die SÜC stellt das Trinkwasser in den Brunnen nicht uneigennützig zur Verfügung: Damit bleibe das Wasser in den Leitungen ständig in Bewegung und frisch, sagt Berthold Lendner, zuständig für die Wasserversorgung. Außerdem sei er "kein Freund von den ,Draufdrückbrunnen‘: Wer da morgens als erster kommt, kriegt abgestandenes Wasser." Einen solchen Brunnen habe es am Busrendezvouspunkt, gegeben, erzählt Lendner: "Den haben wir jetzt als Dauerläufer, weil sie uns den Drücker immer kaputt gemacht haben."
Die SÜC wollen ihre Trinkwasserbrunnen jetzt auch im Internet registrieren lassen. Auf einer Internetseite sind schon zahlreiche Brunnenbetreiber gelistet. Zwischen Nürnberg im Süden und Stedten an der Ilm ist die Karte allerdings noch leer. Das will Lendner ändern.
Doch all das beantwortet nicht die Frage, warum das Kindles-Brünnle verstaubt. Die Wohnbau hat zwar diesen Bereich saniert, wie sie selbst in ihrer Broschüre über die Coburger Stadtsanierung festhält. Doch obwohl die Wohnbau den Gebäudekomplex Steingasse 31 zu ihren Sanierungsobjekten zählt. hat sie das Areal schon 1989 verkauft, wie Christian Meyer sagt, der neue Geschäftsführer der Wohnbau. "Uns gehören nur noch die Gebäude 27 und 29."
Doch wurde auch der Brunnen mitverkauft? Diese Frage konnte Meyer nicht so schnell beantworten, denn dafür heißt es Akten wälzen. Klar ist nur, dass die Wohnbau für den Brunnen auf dem kleinen Platz von Schenkgasse und Gerbergasse direkt hinter dem Parkhaus Post zuständig ist. Auch sind die Angaben widersprüchlich, wo denn das Wasser für den Brunnen herkommt. In der Brunnen-Liste bei Wikipedia steht, er sei ans Wassernetz angeschlossen worden. Berthold Lendner hingegen geht davon aus, dass die alte Quelle wieder gefasst wurde. Nur: Es fließt nichts.