Druckartikel: Das Coburg Globe von Andrew Todd

Das Coburg Globe von Andrew Todd


Autor: Simone Bastian

Coburg, Dienstag, 17. Juli 2018

Der englische Star-Archtiekt und Erbauer eines preisgekrönten Globe-Theaters in Frankreich präsentierte in der Hochschule Skizzen für Coburg.
Ein gläserner Saal über dem Zuschauerraum, eine energiesparende Hülle aus Glasund Photovoltaik auf dem Dach, ein Foyer/Restaurant daneben, das die runde Form zitiert - das sind wesentlichen Elemente von Andrew Todds Entwurf für ein Theater in Coburg. Grafik: Studio Andrew Todd Ltd.


Der Hochschule ist ein Coup gelungen: Nicht nur, dass der Fachbereich Architektur es schaffte, kurzfristig Andrew Todd zu einem Vortrag nach Coburg zu holen. Der Architekt aus England präsentierte am Dienstagabend Vorschläge für ein Coburg Globe - als Brückenschlag zwischen England und Deutschland, aufbauend auf den historischen Verbindungen zwischen Coburg und dem Königshaus. Denn "Coburgs Prinz Albert brachte deutschen Idealismus und Pragmatismus an den Hof von Queen Victoria; ohne ihn hätten Projekte wie der Crystal Palace nicht das Licht der Welt erblickt", sagt Todd. Dieser Einfluss technischer Innovation wirke bis heute, bis in das Werk von Architekten wie Richard Rogers und Norman Foster, heißt es in einer vorab veröffentlichten Mitteilung.


Shakespeare und Kristallpalast

Auch Todd hat sich von dieser Tradition inspirieren lassen. Neben dem Shakespear'schen Rundtheater ist der Kristallpalast für die Weltausstellung 1851 das große Vorbild für seinen Entwurf eines Coburg Globe. Todd spricht bescheiden von einem "Skizzenvorschlag". Erläutert werden die wesentlichen Prinzipien seines Globe in einer 14-seitigen Broschüre, die sein Büro vorab zur Verfügung stellte. Das Coburg Globe von Andrew Todd erhält eine gläserne Hülle über einer Holz- und Stahlkonstruktion. Damit lässt sich der Bau auch energiesparend gestalten: Durch einen "Solarkamin" und "atmende Wände" könne das Haus natürlich belüftet werden. Die Bauteile dafür können zum großen Teil vorab produziert werden. Weil Todd außerdem auf den Keller verzichtet (bis auf einen Belüftungsgraben), könne der Bau schnell aufgestellt werden. Innerhalb einer Woche, und eine weitere Woche für die Verglasung, wie er auf Nachfrage nach seinem Vortrag im Campus Design sagte. Der Hörsaal war voll.


"Interessant"

Im Publikum saß auch Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser, Geschäftsführerin der Globe Coburg GmbH. Die Globe Coburg GmbH, getragen von den Firmen Brose, HUK Coburg und Kaeser, will die Pläne für das Coburger Globe erstellen lassen und der Stadt schenken. Die soll das Gebäude dann ausschreiben und bauen. Auch die Globe Coburg GmbH besichtigte schon das Vorbild-Theater bei Schloss Hardelot und sprach mit Andrew Todd. Die Entwürfe, die er gestern in der Hochschule zeigte und die in der Broschüre zusammengefasst sind, machte Todd aber aus eigenem Antrieb, nicht im Auftrag der Globe Coburg GmbH. Tina-Maria Vlantoussi-Kaeser nannte Todds Vorschläge hinterher "interessant". Michael Stoschek (Vorsitzender der Brose-Gesellschafterversammlung) weilt derzeit in Spanien und verwies per E-Mail darauf, dass das Coburger Architekturbüro Glodschei mit der Planung beauftragt sei. Ein Gedankenaustausch mit Todd sei immer möglich, aber bei der Verantwortung müssten klare Verhältnisse gelten.
Das Globe soll zunächst als Interimsspielstätte fürs Coburger Landestheater dienen, wenn das Große Haus am Schlossplatz in den nächsten Jahren umfassend saniert wird. Gefordert ist ein Haus mit 300 bis 350 Sitzplätzen, das den gesamten Theaterbetrieb aufnehmen kann, also auch Verwaltung und die Proben. Vorgesehen ist, einen Teil der dafür nötigen Räume nur vorübergehend zu errichten.


Vorne rund, hinten eckig

Das von Shakespeare geprägte Rundtheater, der Ideenreichtum und Pragmatismus des Coburger Prinzen Albert - für Todd verbindet sich das in dem Rundtheater, das außen aus praktischen Gründen aber auch Ecken haben wird. Todd schlägt vor, den Bereich hinter der Bühne schlicht rechtwinklig zu bauen. Gerade Linien zumindest an der einen Seite des Baukörpers würden es leichter machen, diesen in ein städtisches Umfeld einzufügen. Außerdem könne das Gebäude an dieser Stelle leicht um weitere Module ergänzt werden, falls das für das Landestheater erforderlich sein sollte. Das Vorbild-Globe in Hardelot stehe in einem ruhigen Park. Ein Rundtheater im urbanen Umfeld (mit Gewerbegebieten und einer Bahnstrecke unmittelbar daneben) brauche eine etwas massivere Außenkonstruktion wegen der Schalldämmung.


Strohsterne und Sonnenfinsternis

Rund ist der gesamte Innenraum, den der Besucher erlebt. Die Bühne könne alles, verspricht Todd - und sogar ein Orchestergraben sei drin. Die Bühne misst 16 auf 17 Meter, das Theater bietet 350 Plätze, hinter der Bühne stehen 1500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, 1000 Quadratmeter eröffnen das runde Foyer mit Restaurant/Bar neben dem Theater. Dessen Konstruktion soll sowohl an elisabethanische Faltenkrägen als auch an bayerische Strohsterne erinnern und wird am Rand vom Globe angeschnitten - so, wie die Sonne vom Mond bei einer Sonnenfinsternis.
In diesem Bereich beginnt auch die große Treppe, von der aus die Zuschauerplätze und der Glasraum mit Terrasse auf dem Dach erreichbar sind. Letzteren bezeichnet Todd als die "atmende Krone des Gebäudes", die dessen minimalen ökologischen Fußabdruck symbolisiere.
Dieser 300 Quadratmeter große Raum könne auch separat genutzt werden, für VIP-Empfänge, Proben, Konzerte, Konferenzen und Bankette, erläutert Todd. Mit seinen Glaswänden eröffne er einen Panoramablick auf Stadt und Landschaft, die Veste inbegriffen.
Ein Rundtheater fördere Kommunikation und Begegnung, es sei für alle Kulturen verständlich, erklärt Todd. Er sei stolz, dass er in Coburg seine Ideen vorstellen dürfe, zu denen er von namhaften Gestaltern und sogar von Königin Elisabeth II. inspiriert worden sei. Vor diesem Hintergrund sei es besonders positiv, dass ein Elisabethanisches Theater in der Stadt des Ururgroßvaters der Königin Wurzeln schlagen solle.