Das Brückners Hausin Weißenbrunn verdient, in Erinnerung zu bleiben
Autor: Rainer Lutz
Rödental, Freitag, 27. April 2018
Die Stadt Rödental kaufte das baufällige Haus an den Sinterterrassen, um es abzureißen. Bürger wollten es erhalten - fanden aber kein überzeugendes Konzept.
Das Brückners Haus an den Sinterterrassen in Weißenbrunn wird abgerissen. So hat es der Bausenat der Stadt diese Woche entschieden. Es ist verständlich, dass es einige Ortsbürger gern erhalten gesehen hätten. Trotzdem ist die Entscheidung des Bausenats verantwortungsbewusst und nachvollziehbar.
Lange Jahre galt der Backsteinbau als Schandfleck. Doch die Stadt konnte mit den Eigentümern keine Lösung finden - sei es durch Abriss oder Sanierung. Um so eine Lösung erreichen zu können, wurde beschlossen, das Haus durch die Stadt zu kaufen und abzureißen. Da allerdings regte sich eine Initiative einiger Bürger, die nun forderten, das Haus zu erhalten. Erhalten hätte aus Sicht der Stadt einen Aufwand an Steuergeldern erfordert, der nicht zu vertreten gewesen wäre. 250 000 Euro standen für eine ordentliche Sanierung im Raum - für welchen späteren Zweck? Zu Recht erinnert Bürgermeister Marco Steiner daran, dass es für die Dorfgemeinschaft die mit hohem Aufwand hergerichtete alte Schaumberger Schule gibt. Im Gemeindehaus der Kirche und dem Feuerwehrhaus stehen weitere Räume für die Gemeinschaft zur Verfügung.
Doch so einen Aufwand wollten die Freunde des Brückners Hauses ja gar nicht. Mit geringen Mitteln und viel Eigenleistung sollte das Haus nur im Grund erhalten bleiben - mit abgedichtetem Dach, reparierten Fenstern und in Stand gesetzten Mauern. Der extra gegründete "Förderverein Haus an den Sinterterrassen" wollte das in fünf Jahren stemmen, das Gebäude auf 30 Jahre in Erbpacht übernehmen. Aber wofür? Bürgermeister und Bausenat hatten die Gründung des Vereins empfohlen. Sie wollten wissen, wer zu diesem Projekt steht. Es fanden sich zwölf Mitglieder. Der Verein sollte aber auch darlegen, was er mit dem Haus anfangen will, wenn er es in seine Obhut übernimmt. Auch mit einer verlängerten Frist kamen aber nur sehr vage Vorstellungen, kein Konzept, von den Vereinsmitgliedern. Eine Obstpresse könnte aufgestellt werden, um mit ihrem Einsatz Geld für die weitere Sanierung zu verdienen. Eine Idee, mit der gerade ein Obst- und Gartenbauverein nach dem anderen aufhört, weil es sich weder rechnet, noch jemand die Arbeit übernehmen will. Räume sollten für Seminare vermietet werden - in einem Haus ohne Heizung zweifelten die Senatsmitglieder sicher zu Recht daran, dass es dafür Nachfrage gäbe, wenn im Ort mietfrei bessere Räume zur Verfügung stehen. Von Fördermitteln war die Rede, die beantragt werden sollten. Doch gerade dafür braucht es ein umfassendes, detailliertes und mit Kostenberechnungen untermauertes Konzept für die Sanierung und erst Recht für den genauen Zweck, dem das Haus einmal dienen soll. Das ist der Weg bei allen Sanierungsprojekten. Doch auch neun Monate nach dem ersten Vorstoß, konnte der Verein keine wirklich glaubhaft umzusetzende Idee vorweisen. So musste der Eindruck entstehen, dass es zwar einige Weißenbrunner Bürger sehr schade fänden, wenn das Haus weg wäre - sie aber selbst nicht wissen, was sie damit anfangen würden, wenn es denn stehen bliebe. Die Mehrheit der Senatsmitglieder (sechs gegen drei) glaubte schlicht nicht an die Möglichkeit, dass der Verein dem Haus eine echte Zukunft geben könnte. Das heißt aber nicht, dass der Verein keine Zukunft haben kann. Wäre es nicht eine wertvolle Aufgabe, jetzt der Stadt die Eigenleistung anzubieten, wenn das Haus schon fallen muss. Der Verein hat ja Handwerker verschiedener Richtungen in seinen Reihen. Sie könnten jetzt helfen, den Platz, an dem das Haus stand, zu gestalten. Vielleicht sogar teilweise mit Material wie Balken und Steinen des Gebäudes. So könnte ein Ort entstehen, an dem Besucher gern verweilen. Ein Platz von dem aus die Wasserfälle gesehen werden können, was jetzt nicht der Fall ist, und an dem an das alte Brückners Haus erinnert wird. Dazu könnte der Verein den schönen Raum um die Wasserfälle pflegen. Das wäre ein Konzept, dass sich realisieren lässt, das die Stadt unterstützen könnte und das dem Ortsbild von Weißenbrunn gut stünde.