Druckartikel: CT-Leser tauchen ein in die faszinierende Welt der Bienen

CT-Leser tauchen ein in die faszinierende Welt der Bienen


Autor: Gabi Arnold

Gossenberg, Montag, 22. Juni 2015

Bernsteinfarben schimmert die zähflüssige Masse, die aus dem Hahn über ein Sieb in den Eimer läuft. Imkermeisterin Manuela Müller füllt den ersten Sommerhonig des Jahres in ein Glas, bevor ihre Gäste das hochwertige Bio-Produkt verkosten.
Auch die Besucher dürfen mitmachen, Katrin Schuster löst den Wachsdeckel von der Wabe, bevor diese in die Schleuder wandert, wo der Honig von der Wabe getrennt wird. Foto: Gabi Arnold


Manuela und Robert Müller betreiben im Nebenerwerb im Großheirather Gemeindeteil Gossenberg eine Demeter-Imkerei. Sieben Tageblatt-Leser konnten in die faszinierte Welt der Bienenhaltung blicken und erfahren, was den Bio-Honig vom konventionellen Honig unterscheidet.


Inmitten von Obstbäumen


Am Hang gelegen, im oberen Teil des Gartens inmitten von Obstbäumen, stehen die Kästen mit den Bienenvölkern. Mit der Imkerei hat das Paar vor 30 Jahren angefangen und im Jahr 2001 auf einen Demeter-Betrieb umgestellt.

Robert Müller besuchte damals ein Seminar über biologische Imkerei und war sofort fasziniert von dieser Art der Bienenhaltung und Honigherstellung. Doch was unterscheidet nun den Biohonig von dem "normalen" Produkt? Freilich, erklärt Müller, könne kein Imker gewährleisten, dass seine Bienen nur ökologisch bewirtschaftete Areale anfliegen. Dies sei auch auf den Etiketten der Gläser des Demeter-Honigs so vermerkt.

"Dass Bienen auch konventionell bewirtschaftete Flächen anfliegen, kann nicht vermieden werden." Hinter der Imkerei nach dem Demeter-Richtlinien stehe eine Ideologie, es gehe um den sorgsamen Umgang mit den Tieren im Einklang mit der Natur. Das bedeutet, dass die Ertragsoptimierung von Honig ist nicht das oberstes Ziel ist. " Viel wichtiger als die Wirtschaftlichkeit ist es, dass es den Bienen, ebenso wie dem Imkern gut geht", sagt Müller und erklärt, was er damit meint.


Künstliche Befruchtung wird abgelehnt


So lehnen Bioimker künstliche Befruchtung der Bienen grundsätzlich ab; die Honigsammler dürfen sich auf natürliche Weise durch Ausschwärmen fortpflanzen. Müllers Bienenvölker bauen munter ihre eigenen Waben und zwar so, wie es ihnen gefällt. Es versteht sich fast von selbst, dass bei dieser Form der Imkerei keinerlei Chemikalien zum Einsatz kommen dürfen, auch nicht zur Bekämpfung von Krankheiten. Unterschiede gibt es auch in der Produktion des dunkel- bis goldgelb schimmernden Naturproduktes: Nach dem Schleudern wird der Biohonig nicht erwärmt, sondern die dickflüssige Masse wandert sofort in Gläser.

Ohne Erwärmen ist das Erzeugnis zwar fester in der Konsistenz, aber auch hochwertiger. Imkermeisterin Manuela Müller erklärt: "So wie die Bienen den Honig herstellen, ist er am gesündesten, durch die Erwärmung gehen wertvolle Stoffe verloren."


Waldhonig bleibt länger flüssig


Länger flüssig, ohne Behandlung, bleibe der Waldhonig. Apropos: Dieser entsteht nicht durch den Nektar von Blüten, sondern durch Honigtau, eine kohlehydrathaltige, süße Masse, die Blattläuse ausscheiden.

Dass Bienen in der Natur eine wichtige Schlüsselrolle einnehmen, betonen die Müllers. "80 Prozent der Kultur- und Wildpflanzen werden von der Honigbiene bestäubt", erklärt Robert Müller. Diese Tatsache findet selbst der Imker Müller bemerkenswert: Bienen seien neben dem Rind und dem Schwein das drittwichtigste Tier in der Landwirtschaft. Dennoch haben die Imker mit Problemen zu kämpfen, dazu zählen die Monokulturen, frühes Mähen der Wiesen oder der Einsatz von Spritzmitteln.


Schädling kam vor 30 Jahren


Die Haltung erschweren zudem Krankheiten oder importierte Schädlinge wie die Varroamilbe, ein Parasit, der vor 30 Jahren aus Südostasien eingewandert ist und die Völker schwächt. Neue Gefahren befürchten die Gossenberger Imker durch den Import der asiatischen Hornisse und den afrikanischen Beutekäfer.

In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Imker stetig zurück gegangen. Doch seit eigenen Jahren beobachtet Robert Müller eine erfreuliche neue Bewegung. "Es gibt wieder mehr Leute, die sich Bienenvölker in den Garten stellen", sagt er.


Räucherlampe hilft beim Öffnen


Nach vielen Informationen führen die Müllers die Besucher zu den Völkern, vorher dürfen sie sich zum Schutz gegen Stiche einen Schleier über den Kopf stülpen. Mit der Räucherlampe in der Hand öffnet Müller einen Brutkasten und zum Vorschein kommt ein Gewimmel an Bienen, das an den Waben hängt.

Die Teilnehmer der ABO-Plus-Aktion des CT kommen freilich auch in den Genuss des ersten Sommerhonigs des Jahres. Hier dürfen die Leser selbst mit anpacken, Katrin Schuster löst beispielsweise mit dem Schaber den Deckel von der Wabe, bevor diese in die Schleuder wandert und sich bei vielen Umdrehungen der Honig löst.
Gemeinsam mit Ehemann Stephan Schuster gehört sie zu den Teilnehmern und ist begeistert. "Das Thema hat uns interessiert, da wir mit Bienen aufgewachsen sind, nun wollten wir uns über die ökologische Bienenhaltung informieren."