Creidlitzer Unterführung wird 50 Prozent teurer
Autor: Simone Bastian
Creidlitz, Mittwoch, 01. April 2015
Die gute Nachricht lautet: Es gibt einen Bautermin für die Bahnunterführung in Creidlitz. Die schlechte: Die Unterführung kommt weitaus teurer, als die Stadt bisher annehmen konnte - 8,5 statt eingeplanter 5,43 Millionen Euro.
Wie es dazu kommt? Eine Frage, die Stadtbauamtsleiter Karl Baier im Coburger Stadtrat gern an Bahnvertreter weitergegeben hätte, wenn denn welche da gewesen wären. "Wir haben uns nicht verrechnet", betonte Baier: Immerhin rund 200 000 Euro hat die Stadt selbst zu verantworten bei diesen Kostensteigerungen. Auf Bitte der Firma Hermann Koch wird nämlich der Fabrikweg ein bisschen vom Firmengelände weggerückt.
Der Fabrikweg mündet unmittelbar am beschranken Bahnübergang in die Creidlitzer Straße. Daran wird sich nichts ändern, außer, dass der Bahnübergang durch eine Unterführung ersetzt werden soll. Wie Baier ausführte, gab es Kostensteigerungen vor allem bei der Bahntechnik (1,4 Millionen Euro), bei der Altlastenbeseitigung (1,3 Millionen Euro) und bei der Anpassung von Technik, Versorgungsleitungen und anderem (1,2 Millionen Euro).
Eine Woche Totalsperre
Hinzu kommt eine Million Euro für Baustellenweichen, damit die Strecke während der Bauzeit fast durchgehend wenigstens eingleisig in Betrieb bleiben kann. Komplett gesperrt werden soll nur eine Woche lang, und zwar vom 14. bis zum 20. November 2016. In dieser Zeit wird die Brücke für die Gleise montiert, dann können wieder Züge fahren, während darunter die Unterführung fertiggestellt wird. Karl Baier zufolge wird auch eine der Straßenverbindungen immer offen bleiben, entweder die an der Creidlitzer Straße oder die am Fabrikweg.
Der Baubeginn ist für das Frühjahr 2016 vorgesehen. Die gesamten Baukosten betragen rund 25 Millionen Euro brutto. Weil Bahn, Bund und Stadt sich diese Kosten teilen, kommt auf die Stadt ein Anteil von 8,5 Millionen Euro zu.
Nicht zuletzt deshalb forderten die Grünen im Stadtrat, auf das Projekt jetzt zu verzichten: "Der Güterbahnhof ist zukunftsträchtiger als der Übergang", sagte Fraktionssprecherin Martina Benzel-Weyh. Das Thema Unterführung könne man auch nach 2017 angehen, wenn die ICE-Neubaustrecke in Betrieb sei, "um zu gucken, ob wir die Unterführung überhaupt noch brauchen". Über die Gleise würde auch der ICE in den Coburger Bahnhof einfahren, wenn in Coburg ICE-Halte eingerichtet werden. Das ist längst noch nicht sicher - die Bahn spricht bislang nur von Halten in "Tagesrandlagen".
Für den ICE werde die Unterführung nicht gebraucht, sagte Karl Baier. Allerdings stehe eine Änderung des Eisenbahnkreuzungsgesetzes im Raum, das derzeit regelt, dass Bahn, Bund und betroffene Kommune die Kosten zu gleichen Teilen unter sich aufteilen. Fällt diese Regelung weg, könnte es für Coburg noch teurer kommen. Und: Wenn die Stadt jetzt aus der Planung aussteige, müsse sie auch alle Planungskosten allein bezahlen - "mehrere hunderttausend Euro".
Schon 1911 gefordert
"Jetzt muss das Ding endlich mal zum Loch raus", forderte Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD). Die Unterführung sei Thema, "seit ich im Stadtrat bin", mithin seit 1984. Gefordert wird die Unterführung schon lang - das Coburger Tageblatt forderte am 11. Juli 1911, als das zweite Gleis zwischen dem Bahnhof Coburg und dem in Creidlitz gebaut wurde: "Zu wünschen wäre es, wenn die Eisenbahnverwaltung gleichzeitig gleichzeitig am Hauptbahnübergang in Creidlitz, wo zwei Schranken immer gleichzeitig geschlossen sind, sich entschließen würde, hier eine Unterführung zu bauen; denn die Verkehrsstockungen sind bei geschlossener Schranke und Ankunft der Züge zu stark. Als besonders lästig wird es auch empfunden, dass stets beide Überwege gesperrt werden."
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Schranken werden noch von Hand bedient, und damit verbunden sind auch die Schranken am Übergang Fabrikweg. Das führt zu ziemlich langen Schließzeiten - "wir stehen zehn Minuten am Bahnübergang", schimpfte Frank Völker, CSU-Stadtratsmitlgied aus Creidlitz.
Deshalb entschied der Stadtrat mit Mehrheit, die 8,5 Millionen Euro Baukostenanteil in den mittelfristigen Investitionsplan aufzunehmen. Die Verwaltung erhielt den Auftrag, die Kreuzungsvereinbarung mit Bahn und Bund abzuschließen. Sieben Stadtratsmitglieder stimmten dagegen.