Creidlitz: Chance für Arztpraxis
Autor: Helke Renner
Coburg, Donnerstag, 04. Sept. 2014
Seit Anfang Juni gibt es im Coburger Stadtteil keinen Hausarzt mehr, die Praxisräume stehen leer. Aber die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt hat sich um Ersatz bemüht und könnte jetzt Erfolg haben.
Das Dilemma trifft nicht nur Landkreisgemeinden. Auch in der Stadt ist es nicht leicht, Ersatz für Hausärzte zu finden, die in den Ruhestand gegangen sind oder andere Stellen angenommen haben. So war es in Creidlitz. Dort gab es bis zum 31. Mai die Gemeinschaftspraxis Rudolph und Ruderich. Nachdem Franz Ruderich eine Chefarztstelle an der Frankenwaldklinik in Kronach angenommen hatte, konnte sein Kollege, Michael Rudolph, die Patienten im Coburger Stadtteil nicht mehr allein betreuen. Denn beide Ärzte hatten noch eine modern eingerichtete Zweitpraxis in Untersiemau, in der Michael Rudolph inzwischen allein arbeitet.
Ein Nachfolger für Creidlitz war nicht in Sicht. Das wuchs sich zu einem Problem aus, denn die nun arztlosen Patienten hatten Schwierigkeiten, bei anderen Hausärzten in der Stadt unterzukommen. Weil zuvor im Stadtgebiet schon einige Praxen geschlossen worden waren, kamen die verbleibenden Allgemeinmediziner an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit. Es war abzusehen war, dass sich in Creidlitz keine schnelle Lösung anbieten wird. Deshalb regte ÖDP-Stadtrat Klaus Klumpers schon Anfang April an, dass die Stadt sich um Ersatz kümmert.
Werbung bei der KVB
Das hat sie nun über das Instrument der Wirtschaftsförderungsgesellschaft getan. Dort kümmert sich Diana Schmitt, die Assistentin der Geschäftsführung, um das Thema. "Wir haben einen Flyer entwickelt und an den bayerischen Hausärzteverband sowie die Kassenärtzliche Vereinigung Bayern (KVB) gesandt", erzählt sie. Auch auf der Homepage der Stadt ist das aufwendig gestaltete Stellenangebot zu finden. Dort heißt es unter anderem: "Ab sofort sucht die Stadt Coburg für den Stadtteil Creidlitz eine Hausärztin oder einen Hausarzt als Nachfolger in einer Arztpraxis für Allgemeinmedizin. Die Arztpraxis, die bis Ende Mai 2014 zirka 2500 Patienten versorgte, kann sofort übernommen werden. Die Praxisräume sind großzügig und renoviert. Vor Ort stehen eine sehr gute Verkehrsanbindung sowie Parkplätze zur Verfügung. Zudem besteht die Möglichkeit, auch die renovierte Wohnung im 1. Obergeschoss (108 Quadratmeter) mit anzumieten." In der Folge werden die Vorteile der Stadt gepriesen.
Für all das steht Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD), der die Interessenten persönlich anspricht. "Die beiden Creidlitzer Ärzte waren für zweieinhalb Jahre in der Praxis. Davor war sie frisch renoviert worden. Das Obergeschoss kann als Wohnung, aber auch für weitere Behandlungsräume genutzt werden", erläutert Diana Schmitt.
Zwei Interessenten
U nd sie kann auch schon von Erfolgen erzählen. "Drei Ärzte haben sich für die Stelle interessiert." Einer hat inzwischen wieder abgesagt, aber zwei sind noch im Rennen. Demnächst werden sie sich vor Ort ansehen, was sie erwartet. Vorher hatten sie sich schon verschiedene Informationen eingeholt, sich aber bislang noch nicht wieder gemeldet. "Wir haben hier in Coburg den Nachteil, dass wir nicht die Förderung für Hausärzte im ländlichen Raum in Höhe von 60.000 Euro bekommen. Die gibt es nur für Kommunen bis zu 20.000 Einwohner", sagt Diana Schmitt. Die Ärzte, die als Nachfolger für die Praxis in Creidlitz in Frage kämen, fragten aber meist zuerst nach der Förderung. "Die können wir ihnen nicht bieten."
Trotzdem ist die junge Frau von der Wirtschaftsförderung zuversichtlich: "Unser Ziel ist es, die Hausarztpraxis spätestens bis zum Jahresende wieder zu besetzen."