Countdown zur Sprengung in Weitramsdorf läuft
Autor: Thomas Heuchling
Weitramsdorf, Freitag, 26. April 2013
Gestern begann die heiße Phase für die heutige Sprengung des Schlotes. Bevor es am Samstag um 15 Uhr laut und staubig wird, mussten Löcher gebohrt und jede Menge Schotter verteilt werden. Für das Große ist alles angerichtet.
Günter Franke steht auf einem unebenen Gelände aus Ziegelsteinen, Sand und Schotter. Hinter ihm, im Mauerwerk des alten Industrieschlotes in Weitramsdorf, klafft ein Loch, das Sprengmaul. Ungefähr doppelt so groß wie eine Tür. "36 oder 40 Löcher müssen wir bohren. Bei 80 Gramm Sprengstoff pro Loch sind das ungefähr 3,2 Kilogramm", sagt Sprengmeister Franke. Er war am Freitag, gemeinsam mit seinem Kollegen Kay Pechtold und seinem Chef, dem Geschäftsführer der Thüringer Sprenggesellschaft Martin Hopfe, auf dem Albrecht-Firmengelände, um die heutige Sprengung des 50 Meter hohen Industrieschlotes vorzubereiten. Der Auftraggeber, die Firma Weber, will dort eine neue Halle errichten.
Der Schlot wird geöffnet
Sprengen ist Knochenarbeit, denn mit schweren Industrie-Bohrmaschinen müssen nicht nur die Sprenglöcher, sondern auch zwei Fallschlitze und das
Er ist zwar erst seit einem Jahr in der Ausbildung zum Sprengmeister, aber schon bei über 200 Sprengungen dabei gewesen. "Wir sprengen eigentlich jeden Tag. Aber jede Sprengung hat ihre eigenen Herausforderungen und ist immer ein Highlight. Das tolle an dem Beruf ist auch, das man am Abend gleich ein Ergebnis sieht", sagt Pechtold, nimmt die Bohrmaschine in die Hand und arbeitet weiter an einem der Fallschlitze. Rund 40 Meter von ihm entfernt steht sein Chef, Martin Hopfe, und gibt dem Kran und den anrollenden Kipplastern, die fast im 20 Minutentakt anrollen, Instruktionen. Hopfe steht dort, wo bald der Schlot hinfallen soll. Genau in die Einfahrt des Grundstückes an der Bergstraße soll der 50 Meter Riese auf dem Boden aufschlagen.
Auch diese Fläche muss seine Firma vorbereiten. Die Kipplaster bringen Schotter und zwar eine ganze Menge. "Wir müssen ein Fallbett mit Endwall schaffen, um die Kraft des Sturzes abzufedern.Wahrscheinlich stellen wir vor die Einfahrt auch noch Container, um eventuell umherfliegende Steine abzufangen", sagt der 58-jährige Franke. Er ist seit 1986 Sprengmeister und hat viel Erfahrung: "Wir Sprengen eigentlich alles, alte Bunker oder Fels in Steinbrüchen. Schornsteine, wie diesen haben wir schon über 400 gesprengt."
Rote Markierungen zeigen die Bohrlöcher für die Sprengladungen an. "Die besteht aus dem Sprengstoff und einer Zündkapsel, die verdrahtet wird. Zusätzlich werden die Löcher noch mit Bauschaum gefüllt und abgedeckt", erklärt Franke. Auf drei Reihen, mit einem Abstand von 26 Zentimetern in der Höhe und jeweils 30 in der Breite, verteilen sich die Bohrlöcher für die explosive Ladung.
Eine Keil gibt die Fallrichtung vor
"Die Löcher kommen ungefähr auf die Hälfte des Schlotes. Zwischen das Sprengmaul und die beiden Fallschlitze, damit eine Art Keil gesprengt wird", sagt Pechtold. Die 3,2 Kilogramm Sprengstoff, der genaue Name ist Eurodyn 2000, müssen die 40 Zentimeter dicke Außenmauer auseinander bersten. Aber der Schlot hat noch eine zweite, zwölf Zentimeter starke, innere Mauer.
"Das ist typisch für solche Bauwerke. Aber die können wir eventuelle außer acht lassen", so Pechtold. Einen genauen Überblick können sich die beiden Männer immer erst vor Ort machen. Die Details der richtigen Sprengtechnik klären sie erst am Tag zuvor. "Es ist eine reine Fallrichtungssprengung mit elektirscher Zündung. Die Ladungen werden verkabelt und mit der Zündmaschine verbunden. Die wird durch eine Kurbel geladen, damit sie von anderen Stromquellen unabhängig ist, und dann wird der Knopf gedrückt", erklärt Franke. Auch eine Besonderheit des Weitramsdorfer Schlots hat er bereits ausgemacht: "Er ist ein wenig dünnwandig." Aber das sieht Franke auch nicht zum ersten mal.
Wenn die zwei kurzen Fanfarenstöße, dass letzte Signal, welches angibt: Achtung, es wird gezündet, erklingt, dann halten die Sprengexperten über Funk noch einmal Rücksprache mit den Absperrposten. Danach heißt es: "Drei, zwei, eins - Zündung" und der alte Industrieschlot ist Geschichte.