Coronavirus: Mildert das Gurgeln mit Mundspülungen den Krankheitsverlauf?
Autor: Berthold Köhler
LKR Coburg, Freitag, 17. April 2020
Kleiner Aufwand, große Wirkung: Die Spezialisten des Regiomed-Klinikverbundes raten zum Tragen von Schutzmasken - und Infizierten zum regelmäßigen Gurgeln.
Gurgeln - dieser einfache Rat geht von den Medizinern aus dem Regiomed-Klinikverbund an Patienten, die sich mit dem Covid-19-Virus angesteckt, aber noch keine schweren Symptomen haben. Das hat Professor Klaus-Dieter Zastrow, Leiter des zu Regiomed gehörenden Hygiene-Instituts für Mitteldeutschland, bei der wöchentlichen Telefonrunde zum aktuellen Stand der Corona-Erkrankungen im Coburger Land berichtet.
Natürlich rät Zastrow nicht, einfach nur irgendwas zu gurgeln. Polyvidon-Jod oder Octenidin sollten es schon sein, wenn man den Erregern zu Leibe rücken möchte. Diese Erfahrung haben sie nach Worten von Klaus-Dieter Zastrow bei Regiomed gemacht, seit sie Ende Februar zum ersten Mal die Empfehlung regelmäßiger Mundspülungen herausgegeben haben. "50 bis 60 Personen, die mit Erkrankungen aus Skireisen nach Italien heimgekommen sind", schätzte Zastrow, seien dem Vorschlag gefolgt. Dabei habe es sich herausgestellt, dass es in der Folge bei diesem Personenkreis kaum schwere Krankheitsverläufe gegeben habe.
Mundspüllösungen: Diese Mittel sind in der Apotheke erhältlich
Aus medizinischer Sicht überrascht Klaus-Dieter Zastrow - den Regiomed-Chef Alexander Schmidtke als einen "Pionier in Fragen der Hygiene" bezeichnet - der Erfolg der auch im normalen Apothekenhandel erhältlichen Mundspüllösungen (Beispiele: Betaisodona, Octenident) nicht.
Denn: Im Gegensatz zu den meisten Lungenerkrankungen findet beim Coronavirus die Vermehrung der Erreger erst einmal längere Zeit im Mund- und Rachenraum statt. Wenn es gelinge, schon dort die Zahl der Viren klein zu halten, könne man "die Schwere der Erkrankung massiv reduzieren", berichtete der Hygienefachmann.
"Regiomed gurgelt" hat deshalb auch der Regiomed-Hauptgeschäftsführer als Motto ausgegeben. Alexander Schmidkte setzt dabei, ausdrücklich nicht auf Empfehlung seines Hygiene-Papstes Zastrow, zwar "nur" auf "Klosterfrau Melissengeist" - das aber als Überzeugungstäter, wie er berichtete: "Danach ist im Mund zwar alles taub, aber vermutlich auch alles tot."
Gurgeln mit Mundspülung: Nur bei Symptomen oder konkretem Verdacht
Wer jedoch auf Nummer sicher gehen möchte, sollte wohl eher Zastrows Empfehlung folgen und in der Apotheke einkaufen. Ohne Krankheitssymptome oder einen konkreten Ansteckungsverdacht brauche man die professionellen Mundspüllösungen aber nicht verwenden, bremste der Chefhygieniker schon sicherheitshalber mal vor einem möglichen Kaufrausch in der Region. Da sprach sich der Mediziner dann eher für das Tragen von einfachen "OP-Masken", also einem Nase-Mund-Schutz, aus.
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Sollte sich die Regierung dazu entschließen, dem österreichischen Weg zu folgen und die Verwendung einfacher Masken zur Vorgabe im öffentlichen Raum zu machen, sehen die Spezialisten des Regiomed-Verbundes das Land Deutschland gut gerüstet. "Wir sind dazu in der Lage, ohne weiteres diesen Weg zu gehen", versicherte Zastrow. Es gehe schließlich "nur" um die klassischen OP-Masken, die - wenn nicht schon jetzt zur Genüge vorhanden - relativ schnell auf dem Weltmarkt zu beschaffen sein dürften.