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Coburg/Sonneberg: Regiomed-Klinik muss Kreißsaal schließen - "leider gezwungenermaßen"


Autor: Redaktion

Coburg, Donnerstag, 06. Juli 2023

Das Regiomed-Klinikum in Sonneberg, das auch für viele Frauen im fränkischen Grenzgebiet erste Anlaufstelle bei der Geburt ist, muss seinen Kreißsaal schließen. Der Geschäftsführer äußert sich zu den Hintergründen.
Der Kreißsaal in Sonneberg wird von Regiomed geschlossen.


Die Geburtshilfe am Regiomed-Klinikum Sonneberg muss zum 31. August 2023 vorübergehend geschlossen werden. Das teilt die Klinikgruppe in einer Pressemitteilung mit. 

"Es ist eine Entscheidung, die wir leider gezwungenermaßen treffen", wird Geschäftsführer Michael Musick zitiert. "Alle Bemühungen, neue Ärzte und Hebammen für die Abteilung zu gewinnen, sind in den letzten Jahren gescheitert", heißt es in der Mitteilung weiter.

"Eklatanter Personalmangel": Regiomed schließt Geburtshilfe in Sonneberg

Aufgrund "einiger kurzfristiger Kündigungen und sonstiger Ausfälle, zum Beispiel aufgrund von Krankheit oder Elternzeit", sei ein weiterer Betrieb des Kreißsaals ab September nicht mehr möglich. Der "eklatante Personalmangel", sowohl bei den Hebammen als auch beim ärztlichen Personal, lasse Regiomed keine andere Wahl, so die Gruppe. Bereits in den vergangenen Jahren, als die Personalsituation "noch etwas entspannter war", habe die Klinik "intensiv" nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den Sonneberger Kreißsaal gesucht - jedoch "ohne nennenswerten Erfolg".

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Neben der klassischen Personalsuche, unter anderem "mit mehreren Headhuntern", habe man auch eine "vorübergehende Unterstützung durch Honorarkräfte" angestrebt. "Doch bisher war die Resonanz deutlich zu gering, um die entstandene Personallücke von inzwischen drei Ärzten sowie vier Hebammen zu schließen", teilt Regiomed mit.

"Egal wie groß die Bereitschaft des verbleibenden Personals ist: Ab dem 01.09.23 ist es uns aus Gründen der Patientensicherheit nicht mehr möglich, die Dienste im Kreißsaal zu besetzen", wird Krankenhausdirektor Michael Renziehausen zitiert. Die Schließung des Kreißsaals erfolge trotz eines jährlichen Defizits von - nach Angaben von Regiomed mehr als einer Million Euro - "nicht aus wirtschaftlichen Zwängen".

Frauen sollen sich ans Klinikum Coburg wenden - Krankenhausdirektor will sich für Wiedereröffnung in Sonneberg einsetzen

Eine dauerhafte Schließung sei für ihn noch "keine beschlossene Sache", so Renziehausen. "Wir werden nichts unversucht lassen, um den Kreißsaal im Jahr 2024 wiedereröffnen zu können. Eine Erfolgsgarantie hierfür können wir jedoch nicht geben." Gynäkologische Behandlungen sowie Vor- und Nachsorge würden weiterhin angeboten.

 "Sowohl die stationären als auch die ambulanten gynäkologischen Behandlungen, die immerhin 85 Prozent der Leistungen unserer Abteilung ausmachen, werden weiterhin bestehen bleiben", wird Dr. Jens Reimann, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Sonneberg zitiert. Auch die Vor- und Nachsorge für schwangere Frauen werde weiterhin in Sonneberg angeboten.

"Bei geburtsmedizinischen Notfällen bis zur 20. Woche sind wir auch zukünftig uneingeschränkt für die werdenden Mütter da", heißt es. Man sei nun dabei, die Frauen, die sich bereits zur Geburt in Sonneberg angemeldet haben, persönlich zu kontaktieren. Unter 09561/22-6491 könnten sich diese Frauen an das Klinikum Coburg wenden, wo sich neben dem Kreißsaal auch ein Perinatalzentrum und eine Kinderklinik befänden. In Sonneberg seien die Geburtenzahlen seit Jahren rückläufig. Zuletzt habe man etwa 250 Geburten jährlich betreut.