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Coburgs Schlachthof droht noch im Juli das Aus


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Donnerstag, 27. Juni 2013

Der Hauptmieter des städtischen Betriebs will erst wieder schlachten, wenn alle Vorwürfe geklärt sind. Doch das kann dauern - und deshalb das Ende des Schlachthofs bedeuten.
Der Coburger Schlachthof ist zurzeit geschlossen - ob er je wieder aufmacht, ist seit Donnerstag fraglicher denn je. Foto: Volkmar Franke/www.hochbild-design.de


Der Skandal um minderwertiges Fleisch, das vom Coburger Schlachthof aus wieder in den Warenverkehr gelangt sein soll, zieht weitere Konsequenzen nach sich. Zunächst teilte am Donnerstag die im Mittelpunkt der staatsanwaltlichen Ermittlungen stehende Firma Dellert-Fleisch mit, die eigene Schlachtung ruhen zu lassen, bis der Fall vollständig aufgeklärt ist. Dies wiederum löste bei Oberbürgermeister Norbert Kastner (SPD) eine Reaktion mit vermutlich weitreichenden Folgen aus: "Mit der Entscheidung der Firma Dellert verändern sich die gesamten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen weiteren Betrieb des städtischen Schlachthofs."

Denn Dellert mit Sitz in Burgpreppach (Landkreis Haßberge) ist der Hauptmieter im städtischen Schlachthof von Coburg, der aber ohnehin seit längerem schon defizitär ist. Und ohne Dellert, so Kastners Schlussfolgerung, sei eine Wiederaufnahme des Betriebs "wirtschaftlich nicht vertretbar". Zumal er auch keine Lösung erkennen könne, wie sich dieser Ausfall kompensieren ließe. Kastner drängt deshalb auf eine Entscheidung über die Zukunft des Coburger Schlachthofs noch in der Juli-Sitzung des Stadtrats. Die Stimmungslage bei den Fraktionen scheint dabei eindeutig: Kaum einer will den Schlachthof retten - erst recht nicht, wenn der Hauptmieter wegbricht.

Der "Coburger Fleisch-Skandal" war vor mittlerweile drei Wochen durch einen Bericht im Bayerischen Fernsehen ins Rollen gekommen. Nachdem es zunächst nur relativ allgemein gehaltene Beschuldigungen gab, hatte die Staatsanwaltschaft Coburg dann vor einer Woche bestätigt, dass "davon auszugehen ist, dass in der Zeit bis Februar 2013 aus dem Schlachthof heraus, nicht verkehrsfähiges Rindfleisch verkauft wurde."

Die Stadt beschloss daraufhin, zur Gewährung einer sachlichen Ermittlungsarbeit den Schlachthof für zunächst zwei Wochen zu schließen. Sprich: Am Montag, 8. Juli, soll der Betrieb eigentlich wieder aufgenommen werden.
Doch allen voran Horst Koller, der Rechtsanwalt von Dellert, hält es für "ausgeschlossen und unmöglich", dass die Zeit bis zum 8. Juli reichen wird, um alle im Raum stehenden Vorwürfe zu klären. Die Arbeiten bei der knapp 20 Mitarbeiter zählenden Firma werden also deutlich länger ruhen - ungeahnte Risiken inklusive. Denn auch Koller weiß, dass somit sämtliche Dellert-Kunden gezwungen sind, sich neue Lieferanten zu suchen. Dennoch habe man keine andere Wahl: "Wir müssen uns den Vorwürfen stellen - wir wollen ja auch wissen, was genau da passiert ist."

Zudem teilte Dellert am Donnerstag mit, seine EU-Zulassung zurückgegeben zu haben. Diese ist die Voraussetzung für Lebensmittelbetriebe, um tierische Produkte verarbeiten und verkaufen zu können. Ob die Firma damit einer Entscheidung der Regierung von Oberfranken zuvor gekommen ist, die eine Überprüfung der EU-Zulassung der Firma Dellert angekündigt hatte, ist nicht bekannt. Horst Koller stellte jedoch klar, dass all die Maßnahmen nicht als "Eingeständnis" verstanden werden dürften. Vielmehr handele es sich um "wichtige Schritte", damit eine reibungslose Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft erfolgen kann.