Coburgs OB-Kandidaten im Portrait: Michael Partes
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Donnerstag, 13. Februar 2020
Michael Partes (ÖDP) wünscht sich mehr Transparenz und würde einen Bildungsbeirat ins Leben rufen. Und dann gäbe es noch eine Bibliothek, die sich alleine füllt.
Der Markt hat es ihm angetan. Da sitzt er gerne vorm Stadthaus und trinkt einen Kaffee, beobachtet die Menschen und fragt sich, wie die Stadt künftig mit der immer stärker werdenden Hitze auf diesem Platz umgehen könnte. Michael Partes würde Bäume pflanzen. Jetzt. Dann könnten sie in zehn Jahren Schatten spenden. Oder er würde künstliche Verdunstungssysteme installieren. Der ÖDP-Mann möchte Verantwortung übernehmen - für die Bürger, die Natur und den Umweltschutz. Deshalb kandidiert der 49-Jährige auch für den OB-Sessel in Coburg.
Wird er nicht gewählt, hat er auch keine Chance, in den Stadtrat zu kommen. Denn wohnhaft in Dörfles-Esbach hat er keinen Platz auf der Stadtratsliste. Mit gesundem Selbstbewusstsein und deutlichen Worten ist er dennoch im Wahlkampf präsent. Die bayernweit 1,8 Millionen Unterschriften für das erfolgreiche, von der ÖDP initiierte Volksbegehren "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" machen ihn stolz und geben ihm Rückenwind.
Dem dreifachen Familienvater und Gymnasiallehrer liegt die Zukunft der Kinder am Herzen. "Every day for future" hat er sein Wahlprogramm überschrieben. Dass sich Coburg so schnell wie möglich aus 100 Prozent erneuerbarer Energien speist, ist für ihn deshalb ein angepeiltes Ziel. "Haßfurt hat es uns vorgemacht. In nur acht Jahren", untermauert er das ehrgeizige Vorhaben. Ein Schritt in diese Richtung: Alle Supermärkte auf der grünen Wiese müssen künftig mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sein.
Erst seit etwa einem Jahr engagiert sich Partes für die ÖDP. "Aber die Themen liegen mir von jeher am Herzen", sagt er. Ausschlaggebend für sein politisches Engagement war die Einführung von "5G" (fünfte Generation des Mobilfunknetzes). Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt seien nicht auszuschließen. Das ärgert ihn. "Nicht alles, was ,smart' ist, ist auch gut", sagt er und wünscht sich mehr Fürsorge. Als Familienvater müsse er schließlich auch prüfen, ob ein neues Handy für die Kinder Sinn ergebe.
Partes möchte verhindern, dass Coburg Modellregion 5G werde, solange es keine Unbedenklichkeitsstudien dazu gebe. Er plädiert - insbesondere an Schulen - für Datenübertragung per Licht, der sogenannten VLC-Technik. "Das ist innovativ und keine Gesundheitsgefahr!" Seit 2010 ist Partes auch Landeskoordinator für das bayerische Programm "Gute, gesunde Schule".
Der Digitalisierung steht der Gymnasiallehrer dennoch aufgeschlossen gegenüber. Er würde sie sogar - insbesondere in der Kommunalpolitik - noch mehr nutzen. Zum Beispiel für die aktive Bürgerbeteiligung. "Bei Themen wie Hotelneubau oder Erhalt des Rosengartens könnte ich mir vorstellen, über das Rathausportal Stimmungsbilder in der Bevölkerung abzufragen", sagt er. "Warum die Bürger nicht um ihre Meinung fragen, wenn sensible Themen aufploppen?" Er werde gern um seine Meinung gefragt. Gern öfter.
Transparenz und Bürgerbeteiligung - zwei große Themen der ÖDP - spielen auch für Partes eine wichtige Rolle. Direkte Demokratie leben, heißt für ihn: zur Wahl zu gehen, aber eben auch die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens zu haben. Ein Nichtraucherverbot in Gaststätten hätte es sonst nicht gegeben, führt er an.