Coburgs OB-Kandidaten im Portrait: Christian Müller
Autor: Simone Bastian
Coburg, Freitag, 06. März 2020
Warum Christian Müller (CSB) seine Freunde ins Theater schicken würde, wie er Kontakt zu den Bürgern halten will und warum er sich für geeignet für den Posten hält.
Einem Gast die Stadt zeigen? Vermutlich würden viele Coburger da auch den Schlossplatz ansteuern mit seinem Ensemble von Ehrenburg, Arkaden, Palais Edinburgh und Landestheater. "Man sollte nicht nur bis zum Theater gehen, sondern auch hinein!", empfiehlt Christian Müller. Und das hätten seine Besucher durchaus auch schon getan.
Müllers Beziehung zum Landestheater reicht über das alljährliche Weihnachtsmärchen in der Kindheit und gelegentliche Theaterbesuche hinaus. 1978, nach dem Einbau der Drehbühne, stand er mit dem Kinderchor der Melchior-Franck-Schule bei "Momo" auf der Bühne. Ein insofern eindrückliches Erlebnis, weil der Zuschauerraum, der dem gerade mal Zehnjährigen sonst immer so groß vorgekommen war, aus der Bühnenperspektive plötzlich so klein erschien.
Natürlich ging auch Christian Müller mit seinen Kindern ins Weihnachtsmärchen. Darüber hinaus hat er mit seiner Frau seit 20 Jahren ein Abo ("immer Mittwoch"), "und wir haben in dieser Zeit nur eine Vorstellung versäumt". Als langjähriges Stadtratsmitglied hat Müller natürlich auch den anderen Bezug zum Theater: Die Stadt bezuschusst den Betrieb jedes Jahr mit mehr Geld. Sie muss sich auch an der Theatersanierung finanziell beteiligen, wobei der Freistaat hier die Federführung hat. Müller gehört zwar nicht dem Theaterausschuss an, aber er ist nah genug dran, um mal eben organisieren zu können, dass im Zuschauerraum ein Foto gemacht werden kann. "Man lernt am Theater faszinierende Menschen kennen", schwärmt er. "Theaterleute haben ihre eigene Sicht der Welt. Mit ihnen kann man toll diskutieren, das schärft den Verstand."
Nun will Müller Oberbürgermeister werden, "das Hobby zum Beruf machen", wie er sagt. Es ist sein zweiter Anlauf; schon 2014 trat er für die CSB an. Damals holte er 9,73 Prozent der Stimmen - Platz 3 hinter Norbert Tessmer (SPD) und Birgit Weber (CSU). Nun tritt Tessmer nicht mehr an, und Müller ist von allen neun Kandidaten der mit der längsten Amtszeit im Stadtrat. 2002 wurde er erstmals gewählt, für die CSU, deren Kreisvorsitzender Müller damals war. 2007 spaltete sich die CSU-Fraktion; seither macht Müller Politik für die Christlich-Sozialen Bürger und ist Vorsitzender der vierköpfigen Stadtratsfraktion.
Wer so eine politische Laufbahn hinter sich hat, kann die Dinge gelassen sehen. Mehrere Podiumsdiskussionen haben die OB-Kandidaten hinter sich bringen müssen. "Es ist schon alles von allen gesagt, nur nicht überall", kommentiert Müller ironisch. Der Wahlkampf kommt zur Tätigkeit als Anwalt und zum Ehrenamt als Stadtrat noch obendrauf. Die Familie lässt ihn gewähren. "Meine Tochter hat darum gebeten, dass wir nach dem Wahlkampf etwas zusammen unternehmen", erzählt er mit einem Schmunzeln. Vor sechs Jahren gönnte er sich mit seinen Kindern ein Papa-Wochenende in Wien. Sohn Moritz hat noch keinen Wunsch geäußert, Ehefrau Kerstin "hat gesagt: Pass auf, dass du gesund bleibst".
"Geerdet bleiben"
Für einen Oberbürgermeister sei das Leben planbarer als für einen freiberuflichen Anwalt, meint Müller. "Man ist ein Stück weit mehr Herr über seinen Terminkalender." Von der Arbeitsbelastung sei es vermutlich auch nicht schlimmer als jetzt, mit Vollzeitjob und Stadtratsmandat. Er würde auch als OB kurze Kommunikationswege eröffnen, sagt er: "Man wird mich weiterhin beim Kaffee treffen. Man muss geerdet bleiben." Der morgendliche Treff mit seinem Fraktionskollegen Gerhard Amend - meist in der Markthalle - gerät gelegentlich zur Bürgersprechstunde. Er wolle die Sorgen der Menschen "authentisch hören", sagt Müller. Denn nicht jeder wolle oder könne sich schriftlich ausdrücken. Als Jurist habe er immer wieder mit Menschen zu tun, die ihr eigentliches Problem gar nicht benennen können, sagt er. Und Verwaltung sei von der Juristerei gar nicht so weit weg. "Das ist Rechtsanwendung."
Und meistens seien ja die rechtlichen Fragen die ausschlaggebenenden, Beispiel Regiomed: Ihm als Anwalt seien die gesellschaftsrechtlichen Zusammenhänge bewusst bei diesem Konzern, der als GmbH mit etlichen Tochtergesellschaften konstruiert ist. Aber, das sagt er auch: "Das Thema Regiomed bewegt uns Kommunalpolitiker, aber nicht die Leute. Die wollen, dass das Krankenhaus offen ist. Der normale Bürger kann sich ja gar nicht vorstellen, dass man das Ding an die Wand fahren kann."