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Coburgs neue Ballsportart


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 22. April 2016

Junge Afghanen spielen Kricket im Hofgarten. Dürfen sie das?


"Ja, dürfen sie", sagt Stadt-Pressesprecher Michael Selzer. "Fußball ist ja auch erlaubt." Denn es haben schon einige Bürger mit eben dieser Frage in der Stadtverwaltung angerufen.

Seit das Wetter wärmer ist, treffen sich die Jugendlichen und jungen Männer im Hofgarten zum Spielen. Kricket ist in einigen Gegenden Afghanistans populärer als Fußball. Deshalb hätten zum Beispiel einige Jugendliche in seiner Unterkunft schon immer auf dem Hof Kricket gespielt, erzählt Bastian Bönlein, der unbegleitete junge Flüchtlinge betreut.

In den Schulen, wo sie in den Übergangsklassen Deutsch und andere Fächer lernen, trafen die Jungs Gleichgesinnte und verabredeten sich zum Spiel. "Wir sind immer dieselbe Mannschaft", erzählt Faredulla Ahmadi, den alle nur Fared nennen. Der 18-Jährige steht einige Meter neben der provisorischen Pitch im Hofgarten und beobachtet das Spiel. Insgesamt drei Teams wollen heute gegeneinander antreten. "Es geht um den Spaß", versichern Fared und sein Teamkamerad Maiwand. Deshalb wird jeder gelungene weite Ball eines Schlagmanns beklatscht, denn das gibt sechs Punkte.

Die Kricketbälle können schnell und weit fliegen - wie Fußbälle auch, sagt Selzer. Aufpassen müssten also alle, die den Hofgarten nutzen, Spieler genauso wie Spaziergänger. "Es wäre vielleicht wünschenswert, einen anderen Platz zu finden", sagt Bastian Bönlein. Vor allem, weil die Pitch, also der Bereich, wo Werfer und Schlagmänner stehen beziehungsweise rennen, normalerweise aus festem Untergrund ist und nicht aus Gras.

"Für die Jungs ist das ein Stück Heimat", sagt Rebecca Blümlein, die beim Amt für Jugend und Familie für die unbegleiteten Jugendlichen zuständig ist. Wer die fröhlichen Gesichter der Jungs im Hofgarten sieht, weiß, was sie meint.