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Coburgs Kreisbrandrat als Fensterputzer


Autor: Berthold Köhler

LKR Coburg, Freitag, 11. Sept. 2015

Weil das Motto heuer "Frauen zur Feuerwehr" lautet, hat sich Manfred Lorenz auf eine Wette eingelassen. Melden sich bis Oktober mehr als 50 weibliche Aktive neu an, wird er sein Talent in der Hausarbeit zeigen.
Gut ausgerüstet und einsatzbereit: Der Coburger Kreisbrandrat Manfred Lorenz bringt mit einer kuriosen Wette zusätzlichen Schwung in die diesjährige Feuerwehr-Aktionswoche. Foto: Berthold Köhler


"Frauen zur Feuerwehr" lautet in diesem Jahr das Motto der bayernweiten Feuerwehr-Aktionswoche. Noch immer sind Frauen noch eine absolute Minderheit in den Reihen der Feuerwehr-Aktiven. Das soll sich nun ändern, wobei sich der Coburger Kreisbrandrat Manfred Lorenz (Rossach) auf eine Wette mit Augenzwinkern eingelassen hat. Sollten sich bis zum 18. Oktober mehr als 50 Frauen für den freiwilligen Dienst bei einer Feuerwehr anmelden, wird er im Haus einer der neuen Feuerwehr-Frauen sämtliche Fenster putzen.


Ob er überhaupt Fensterputzen kann und was er sich von der diesjährigen Feuerwehr-Aktionswoche erhofft, erzählt Lorenz im Gespräch mit dem Tageblatt.

Damit die Frauen gleich mal wissen, was sie erwartet: Können Sie überhaupt Fenster putzen?
Manfred Lorenz: Natürlich. Ich wäre ja nicht auf diese Wette eingegangen, wenn ich keine Vorkenntnisse und nicht die entsprechende Ausrüstung hätte. Sofern es die Zeit zulässt, bin ich zuhause der, der die Fenster putzt. Aber klar: Ich wollte mit meiner Aktion der guten Werbeoffensive des Landesfeuerwehrverbandes einfach noch eins draufsetzen.

Wie ist das Kräfteverhältnis zwischen Männern und Frauen bei den Feuerwehren im Coburger Land?
Im Landkreis Coburg mit seinen knapp 3000 Aktiven leisten lediglich 275 Frauen Dienst.

Was ist Ihrer Meinung nach der Grund, warum die Frauen bislang einen Bogen um die Feuerwehr gemacht haben?
Da gibt es vielfältige Gründe. Die Familie und die Kinder stehen da sicher an erster Stelle. Das ist verständlich. Es ist wirklich nicht einfach, zum Beispiel auf einen Lehrgang zu gehen und gleichzeitig ein Kind daheim zu haben. Allerdings gibt es Überlegungen, wie man es den Frauen ermöglichen kann, Feuerwehr und Familie besser unter einen Hut zu bringen.

Wie ist der Stellenwert von Frauen heute in der Feuerwehr?
Da gibt es überhaupt keine Probleme. Die Aktiven der heutigen Generation sind ja zum Teil schon seit der Kinder- und Jugendfeuerwehr zusammen. Und von der Leistung her gibt es auch keinen Unterschied. Wir haben Frauen, die arbeiten mit der Rettungsschere nicht anders als ihre männlichen Kollegen. Und in großen Einsatzfahrzeugen sitzen Frauen inzwischen wie selbstverständlich am Steuer.

Wo haben Frauen im Feuerwehrdienst die Nase vorn?
Wir in der Feuerwehr-Führung des Landkreises haben die Erfahrung gemacht, dass alleine schon der Umgangston in gemischten Gruppen deutlich gesitteter ist. Ich finde, das ist schon viel Wert. Deshalb würde ich mich freuen, wenn wir einmal eine Frau mit in der Kreisbrandinspektion hätten.

Warum ist das bislang noch nicht gelungen?
So eine Personalie von oben herab zu entscheiden, würde allen Beteiligten nicht gut zu tun. Es muss einfach wachsen. In Bayreuth und Lichtenfels, so viel ich weiß, gibt es Frauen in der Kreisbrandinspektion. Aber das sind, das müssen wir so eingestehen, Ausnahmefälle. Es ist auch nicht einfach, weil es für so eine Führungsposition Lehrgänge braucht, die über zwei Wochen laufen. Diese mit Kind und Familie unter einen Hut zu bringen, ist zugegeben wirklich nicht einfach.

Praktische Frage: Sind die Feuerwehrgerätehäuser überhaupt für eine Nutzung durch Männer und Frauen ausgelegt? Sprich: Wie schaut es mit den Umkleiden und sanitären Einrichtungen aus?
Bei Neubauten sind getrennte Bereiche Pflicht. Es kann vielleicht sein, dass es im Landkreis noch das eine oder andere alte Gerätehaus gibt, wo das nicht der Fall ist. Aber in der Praxis hat sich auch das noch nie als Problem herausgestellt.

Derzeit gibt es 275 Frauen in den Feuerwehren des Coburger Landes. Da sind 50 Neuanmeldungen aber schon ein dicker Brocken, oder?
Das glaube ich nicht. Wir haben 99 Feuerwehren. Wenn sich also in jeder zweiten Wehr eine Frau neu als Aktive anmeldet, ist die Hürde für die Wette schon genommen. Ich denke: Das müsste zu schaffen sein!
Wie sehen Sie langfristig die personelle Zukunft bei den Feuerwehren in der Region?
Wenn wir heuer die 50 schaffen und diese Frauen dann ein bisschen Werbung machen, kommen im nächsten Jahr vielleicht noch einmal 25 dazu - dann hätten wir schon viel gewonnen. Die Lage wird aber auch dann schwierig bleiben, weil wir langfristig immer weniger Aktive zur Verfügung haben werden. Deshalb müssen wir alles versuchen, um auch in Zukunft personell gut aufgestellt zu bleiben.



Aktionswoche


Informationen Für die Aktion "Frauen zur Feuerwehr" hat der Landesfeuerwehrverband Bayern eine eigene Homepage eingerichtet. Unter www.frauen-zur-feuerwehr.de gibt es weitere Informationen.