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Coburgs Industrie braucht Strom und Fachkräfte


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 01. Dezember 2014

Staatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU) betonte bei der Coburger IHK die Nähe der Staatsregierung zur Wirtschaft. Deren Wünsche würden ernst genommen - und an der Thüringer Strombrücke führe kein Weg vorbei, wenn man Schwankungen im Stromnetz und höhere Energiepreise vermeiden wolle.
Angeregtes Dreiergespräch: Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD), IHK-Präsident Friedrich Herdan und Staatssekretär Hans Josef Pschierer (CSU). Alle Fotos: Simone Bastian


ICE-Systemhalt, Flugplatz, Imagekampagne für die Berufsausbildung, Energie-Sicherheit: Viele der Themen, die IHK-Präsident Friedrich Herdan am Montagabend beim IHK-Empfang im Palais Edinburgh nannte, klingen altbekannt. Aber bei manchen haben sich die Akzente verschoben. Im vorigen Jahr forderte Herdan noch die Unterstützung der Landespolitik für einen neuen Verkehrslandeplatz, in diesem Jahr konnte er sich schon für die Zusage von 15 Millionen Euro für den Bau bedanken.

Beim ICE-Systemhalt hat sich indes noch nichts geändert. Herdan will für die Region einen Halt im Zwei-Stundentakt in beide Richtungen in Coburg, wenn die Neubaustrecke in Betrieb geht. Ende 2017 soll das geschehen, der bisherige ICE-Systemhalt Lichtenfels fällt dann weg.

Und schlechter wolle sich das nordwestliche Oberfranken mit den benachbarten Haßbergen und Südthüringen nicht stellen, sagte Herdan.

Freilich: Anders als beim Verkehrslandeplatz hat die bayerische Staatsregierung beim ICE-Systemhalt nicht viel zu bestimmen. Doch Frank Josef Pschierer, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, hörte die Signale und sendete eins zurück: "Ich nehme das gerne noch mal mit", versprach er.

Bekenntnis zur Strombrücke

Doch ein Thema interessiert heimische Unternehmer derzeit noch brennender als die Verkehrsanbindungen: Wie geht es weiter mit der Energieversorgung? Sicher und bezahlbar müsse der Strom bleiben, hatte Herdan gefordert. Pschierer stimmte zu: An der Thüringer Strombrücke von Lauchstädt nach Redwitz (und durchs Coburger Land) führe kein Weg vorbei, bekräftigte der Staatssekretär. Die Regierung solle das laufende Planfeststellungsverfahren für die Trasse "zeitnah" abschließen, sagte er in Richtung des ebenfalls anwesenden Regierungspräsidenten Wilhelm Wenning.

Strittig sei aus Sicht der Staatsregierung nur der Korridor D mit den Endpunkten Wolmirstedt und Gundremmingen, sagte Pschierer. Ansonsten setze die Staatsregierung auf den im November begonnen Bürgerdialog und wolle prüfen, welcher Energiebedarf auch vor Ort gedeckt werden kann.

Ausbildung ist ein weiteres Thema, das den Unternehmern am Herzen liegt. Auch hier fand Herdan in Pschierer einen Gleichgesinnten: So wünschenswert ein höherer Akademisierungsgrad sei, so dürften doch die Ausbildungsberufe nicht vernachlässigt werden, betonte Pschierer. Herdan warb hier für ein "Kompetenzzentrum Maschinenbau" in Coburg. Es solle vor allem junge Leute für eine Ausbildung in diesem Bereich motivieren. Der Grundstock sei vorhanden, angefangen bei den Maschinenbau-Studiengängen in der Hochschule, der Technikerschule, dem Technologie-Transferzentrum Automotive (TAC), dem Institut für Sensor- und Aktortechnik ... Die IHK erhofft sich dafür Mittel aus dem Nordbayern-Plan der Staatsregierung, und Pschierer machte zumindest Hoffnung: Darüber solle man im Gespräch bleiben, sagte er.

Einigkeit herrschte auch bei der Bewertung der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Pschierer nutzte die Gelegenheit, sich vom Koalitionspartner SPD abzusetzen. Herdan hatte den Mindestlohn und die Rente mit 63 kritisiert. "Man muss auch sehen, was wir alles verhindert haben", sagte Pschierer mit Blick auf die von der SPD geforderten Erhöhungen des Spitzensteuersatzes, der Grundsteuer und der Erbschaftssteuer.


Zitate

"Das Wirtschaftsministerium ist unsere Aufsichtsbehörde. Das vergisst ab und an eine IHK." Friedrich Herdan, Präsident der IHK zu Coburg.

"Es wird im Moment die Belastbarkeit der Wirtschaft getestet." Herdan über die Wirtschaftspolitik auf Bundesebene.

"Ich habe den Wechsel von Söder zu Aigner unbeschadet überstanden." Staatssekretär Franz Josef Pschierer über seinen Werdegang.
"Ich bin alter Industriepolitiker. Ich bin bei Otto Wiesheu großgeworden." Pschierer über die wirtschaftliche Bedeutung der Industrie, auch als Arbeitgeber.

"Ich hatte als Finanzstaatssekretär weniger Interesse an der Erbschaftssteuer als am Fortbestand des Betriebs." Pschierer über Steuerfragen.

"Für 8,50 Euro kriegen Sie in München niemanden, der Ihnen den Boden wischt!" Pschierer über den Mindestlohn.