Coburgs Finanzen steuert künftig eine Frau
Autor: Simone Bastian
Coburg, Montag, 20. Oktober 2014
Regina Eberwein übernimmt zum Jahreswechsel den Posten des Kämmerers. Seit 1989 arbeitet sie in der Stadtverwaltung: Zuerst in der Stadtkasse, später in der Steuerabteilung. Sie weiß: Ums Sparen und Konsolidieren kommt die Stadt nicht herum, auch wenn sie die höchste Steuerkraft in Bayern hat.
Wilhelm Austen kam vor gut elf Jahren von außerhalb nach Coburg. Seine Nachfolgerin im Finanzreferat ist dagegen sozusagen ein Eigengewächs: Regina Eberwein, derzeit die stellvertretende Referatsleiterin, wird Austens Posten übernehmen, der zu Jahresbeginn 2015 in die Geschäftsführung der SÜC wechselt.
Eberwein könne "aus dem Stand" in ihre neue Funktion wechseln, sagte Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD), der Eberwein gestern als Austens Nachfolgerin vorstellte. Über 30 Bewerbungen habe es auf die Stelle des Finanzreferenten und Kämmerers gegeben, am Ende der drei Auswahlrunden habe Eberwein als die Gewinnerin festgestanden, berichtete Tessmer.
Zweite Referatsleiterin
Die künftige Kämmerin habe fachlich überzeugt.
Dass damit in Zukunft zwei der vier städtischen Referate von Frauen geleitet werden, sei ein willkommener Nebeneffekt, so Tessmer. Die anderen drei Referate werden von den Bürgermeistern geleitet - Tessmer das Hauptreferat mit Schulen und Kultur, Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber (CSU) das Baureferat und den Tourismus, Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) das Sozialreferat Für Eberwein, bislang stellvertretende Amtsleiterin in der Allgemeinen Finanzwirtschaft, muss nun wiederum ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden werden. Diese Stelle werde demnächst ebenfalls ausgeschrieben, kündigte Tessmer an.
Regina Eberwein entschied sich nach dem Abitur 1979 für ein Studium an der Bayerischen Beamtenfachhochschule, nachdem ihr Wunschberuf Grundschullehrerin damals wenig Aussichten bot. "Da habe ich meine Liebe zu den Zahlen entdeckt", sagt sie - der Abschluss als Diplom-Finanzwirtin war die logische Folge. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst sieben Jahre in München am Finanzamt, bis sie sich mit ihrem Mann zusammen entschloss, ihren Lebensmittelpunkt nach Coburg zu verlegen - ihr Mann stammt aus Rödental.
Zufällig war gerade in der Stadtverwaltung eine Stelle in der Stadtkasse ausgeschrieben. Im März 1989 wechselte Regina Eberwein nach Coburg, acht Monate später durfte sie schon die Auszahlung des Begrüßungsgelds an all die Besucher aus der DDR organisierten, die nach der Grenzöffnung in Scharen in Coburg eintrafen. "Im Finanzreferat sehe ich meine Heimat", sagt Eberwein selbst - die viereinhalb Jahre als Leiterin der städtischen Kfz-Zulassungssstelle blieben eine Episode. 1998 kehrte sie in die Allgemeine Finanzwirtschaft zurück und leitete dort die Steuerabteilung.
Sparen ist Pflicht
Als die Stadt ihr Haushaltssystem von der Kameralistik auf die Doppik umstellte, saß Regina Eberwein in der entsprechenden Lenkungsgruppe. Kurz danach begannen die Diskussionen um die Haushaltskonsolidierung, die noch lange nicht abgeschlossen sind. Es gehe darum, die "dauerhafte Leistungsfähigkeit" der Stadt zu sichern, wie es die Beamtin Eberwein ausdrückt: Die Stadt muss in der Lage sein, mit ihren Einnahmen all ihre Ausgaben zu bestreiten. Das ist leichter gesagt als getan: Coburg liegt bei der Steuerkraft auf Platz 1 in Bayern, muss entsprechend hohe Umlagen zahlen und erhält, anders als viele andere vergleichbar große Städte, keine Schlüsselzuweisungen. "Der Prozess des Konsolidierens und des Sparens wird uns nicht erspart bleiben", mahnt Eberwein, und OB Tessmer ist sich sicher: "Das wird Heulen und Zähneklappern geben", auch in seinem Referat.
"Ich weiß, was Frau Eberwein leistet und leisten kann": Wilhelm Austen zeigte sich gestern durchaus zufrieden mit der Nachfolgeregelung. Nominell ist er noch zwei Monate auf dem Posten, aber im Geiste ist der Abschied schon fast vollzogen: "Es war eine sehr schöne Aufgabe, die ich da erfüllen konnte." Den Haushalt 2015 wird Austen allerdings voraussichtlich noch im Dezember im Stadtrat vorstellen - gemeinsam mit Regina Eberwein.