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Coburgs Baubürgermeister wird 60 Jahre alt


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Montag, 24. März 2014

Hans-Heinrich Ulmann hat am Dienstag runden Geburtstag. Er spricht über alte Feindbilder, schöne Plätze sowie drei Varianten für seine weiteren Berufsweg.
Hans-Heinrich Ulmann fühlt sich auch mit 60 noch fit. Foto: CT-Archiv


Politisch aktiv ist Hans-Heinrich Ulmann seit 1976. Damals trat er in die CSU ein und brachte sich vor allem gerne in Verkehrsfragen ein. Zur Erinnerung: Coburg war damals noch meilenweit von einer Autobahn entfernt, ja noch nicht einmal die Frankenbrücke war in zeitlicher Sichtweite. 38 Jahre später ist vieles, wenn nicht gar alles, anders: Hans-Heinrich Ulmann hat mit den Christlich-Sozialen Bürgern (CSB) längst eine andere politische Heimat, war als Baubürgermeister natürlich bei der Eröffnung der Autobahn dabei und hat dennoch nicht das Gefühl, sich nun schon so langsam auf den Ruhestand vorbereiten zu müssen.

"Ich fühle mich fit", sagt er, "auf jeden Fall fühle ich mich nicht wie 60!" Dieses Alter erreicht Hans-Heinrich Ulmann am Dienstag (25. März), an dem er aber nicht in Coburg sein wird.

Er wird seinen Jubeltag im Kreise seiner Familie verbringen, und dann bestimmt auch da rüber reden, wie es nun mit ihm weitergeht.

Rückkehr in die Kanzlei?

"Ich habe drei Varianten", verrät Ulmann, wobei die Reihenfolge, in der er sie aufzählt, Aufschluss darüber gibt, welche ihm persönlich die liebste wäre: "Variante eins ist, dass ich Baubürgermeister bleibe!" Als Variante zwei nennt Ulmann die Pension, auch wenn er noch nicht Anspruch auf die vollen Bezüge hätte. Variante drei wäre die Rückkehr in die von ihm einst gegründete und in der Zwischenzeit an Christian Müller verkaufte Anwaltskanzlei.

Die Zäsur in seinem Leben

Christian Müller ist nicht nur beruflich ein langjähriger Wegbegleiter für Ulmann, sondern auch politisch. Denn mit ihm sowie weiteren führenden CSU-Köpfen hatte Ulmann 2007 die CSB gegründet. "Mein Leben ist seitdem leichter geworden", sagt Ulmann, "denn ich muss nicht mehr mit Leuten diskutieren, die am Montagabend noch eine gemeinsame Meinung vertreten und dann am Dienstag in einer Pressekonferenz sagen, dass dem nicht so ist." Hans-Heinrich Ulmann schiebt zwar auch gleich artig hinterher, in der Coburger CSU keineswegs mehr ein Feindbild zu sehen. Aber es ist ihm sehr wohl anzumerken, welch große Zäsur in seinem Leben diese Abspaltung von der CSU dargestellt hat.

Über die CSU-Liste war er 1990 erstmals in den Stadtrat gekommen, für die CSU trat er 2002 als OB-Kandidat an. 2002 wurde er auch Zweiter Bürgermeister und Baureferent. 2008, inzwischen im Groll von der CSU geschieden, musste er zwar in der Bürgermeister-Hierarchie eins nach hinten rutschen, Baureferent durfte er aber bleiben.

"Baubürgermeister gilt in Coburg ja grundsätzlich als ein nicht einfaches Amt", gibt Ulmann zu bedenken. Entsprechend stolz ist er, dieses Amt mittlerweile zwölf Jahre zu bekleiden - und in dieser Zeit auch einiges erreicht zu haben. So verbucht er es etwa auf seiner Habenseite, dass die Hochwasserfreilegung von Coburg (inklusive Goldbergsee) nunmehr vollendet ist. "Da hatte ich eine 28 Jahre alte Planung geerbt!" Auch die Verschönerung vieler Plätze (Markt, Albertsplatz, Theaterplatz, Bahnhofsplatz) und der Bau des ZOB in der Lossaustraße fallen in Ulmanns Amtszeit. "Ich bin sehr glücklich, dass uns das alles gelungen ist", sagt Ulmann und lobt die Zusammenarbeit mit der Wohnbau, der HUK oder dem Stadtrat. Ja, dem Stadtrat: "Denn bei allen Zwistigkeiten: In den großen Fragen gab es immer große Mehrheiten." Ein paar Dinge würde Ulmann gerne ebenfalls noch schaffen - wenn man ihn denn lässt. Zu allererst nennt er den Bau eines Parkhauses am Bahnhof; als zweites nennt er die Bahnunterführung in Creidlitz.

Aber vieles deutet nach der Stadtratswahl vom 16. März da rauf hin, dass bei der künftigen Bürgermeister- und Referatsverteilung nichts mehr übrig bleibt für die zwar schlagkräftige, aber eben doch kleine Truppe der CSB. Hans-Heinrich Ulmann sieht das einerseits gelassen, andererseits ärgert er sich, wenn über Nachfolger spekuliert und dabei allzu leicht über die Anforderungen des Amts gesprochen wird. "Baubürgermeister ist nicht nur eine Frage von Gestaltung und schönen Strichen!"

Häufig Nein sagen

Ihm zum Beispiel helfe sein juristisches Wissen und Denken bei der Amtsführung sehr. "Denn in erster Linie sind wir eine Ordnungsbehörde." Und zwar eine, die auch häufig Nein sagen muss oder gar noch unerfreulichere Entscheidungen zu treffen hat: etwa, wenn ein Schwarzbau wieder abgerissen werden muss.
Doch auch diese Seite seiner Tätigkeit ändert nichts daran, dass Ulmann seine zwölf Jahre als Bürgermeister als "eine glücklich Zeit" beschreibt.

Kuriosität am Rande

Das Leben hält manchmal schon lustige Zufälle parat: Als sich Coburgs Zweiter Bürgermeister Norbert Tessmer einst mitten im Bundestagswahlkampf befand, wurde er 60 Jahre alt - weshalb er im Tageblatt mit einem Geburtstagstext gewürdigt wurde, und woraufhin manch politischer Mitbewerber prompt eine vermeintliche Bevorteilung im Wahlkampf wähnte. Aber: Norbert Tessmer, das steht fest, hat sich seinen Geburtstermin nicht selbst ausgesucht. Und das gilt natürlich auch für Hans-Heinrich Ulmann, der nun ausgerechnet in einer Zeit, da er arg um seinen Posten des Baubürgermeisters fürchten muss, ebenfalls einen Geburtstagstext erhält.

Der Anlass ist auch bei ihm die 60. Wiederkehr seiner Geburt, für die er selbst nichts kann. Anders als seinerzeit bei Tessmer geht im Gespräch mit dem Tageblatt der Blick aber unweigerlich mehr zurück als nach vorne. Denn auch Ulmann weiß um die neuen Mehrheitsverhältnisse in Coburg - und, dass bei ihm schon bald "Plan B" oder "Plan C" greifen könnte.

Kuriosität am Rande: Dass "Plan A", nämlich ein weiteres Wirken als Baubürgermeister, unwahrscheinlich ist, hängt auch damit zusammen, dass es seinerzeit bei Norbert Tessmer ebenfalls nicht klappte mit "Plan A" - stattdessen wird der damalige Bundestagswahlkämpfer ab Mai Oberbürgermeister von Coburg und sucht da jetzt schon eher den Kontakt mit der CSU als mit den CSB. Fazit: Nach seinem 60. Geburtstag ist Tessmer noch einmal richtig durchgestartet - und zwar in eine Richtung, die am Jubeltag selbst noch gar nicht vorhersehbar war. Mal schauen, wohin die Reise für Ulmann im nächsten Jahr geht!