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Strengere Kontrollen beim Coburger Wochenmarkt: Parkregelung sorgt für Ärger


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Samstag, 17. November 2018

Die Stadt kontrolliert die Marktplatzparker künftig strenger. Das sorgt für großen Frust bei den Marktleuten und Besuchern.
An Markttagen ist das Parken bis 10 Uhr für maximal 30 Minuten erlaubt - allerdings nur entlang der Wochenmarktseite gegenüber vom Rathaus. Die Verkehrsüberwachung will künftig strenger kontrollieren, da oftmals weder die Zeiten noch die vorgesehenen Plätze eingehalten werden. Foto: Simone Bastian/CT-Archiv


Wenn Autos zum Gesprächsthema Nummer Eins auf dem Coburger Wochenmarkt werden, läuft irgend etwas schief. Und so ist es. Sowohl die Marktleute als auch die Besucher sind sauer auf die Stadt, im Besonderen auf die Verkehrsüberwachung.

Dabei tun die Politessen doch nur ihren Job. Seit Anfang Oktober darauf hingewiesen wurde, dass an den Markttagen für den Markteinkauf bis 10 Uhr längstens 30 Minuten an der Seite gegenüber dem Rathaus kostenlos geparkt werden darf, herrscht helle Aufregung. Dabei ist die Regelung gar nicht neu, sondern es handelt sich dabei um eine so genannte Kulanzregelung. Eigentlich ist nämlich das Parken am Markt gar nicht erlaubt - außer zum Be- und Entladen.

Die Entrüstung ist groß

Da jedoch in der Vergangenheit nicht kontrolliert wurde, wo und wie lange die Parker stehen, ist die Entrüstung jetzt groß. Für Brita Schönwälder aus Weißenbrunn am Forst gehört der Besuch des Coburger Marktes mit der bunten Vielfalt an Blumen und frischem Gemüse zu ihrer Freude am Wochenende. In einem Leserbrief schreibt sie uns: "Der Markt lebt von seinen zahlreichen Besuchern, die sich dort begegnen, in Ruhe das Warenangebot durchsehen, Preise und Qualität vergleichen. Er ist auch Treffpunkt sozialer Geselligkeit für Jung und Alt."

Nun ist es jedoch mit dieser Bürgernähe vorbei. "Ich wurde von einer Ordnungskraft instruiert: Parken ist jetzt nur noch 30 Minuten erlaubt, jede Überschreitung kostet Bußgeld." Und prompt erzählte ihr ein anderer Gemüsekunde, er habe einen Bußgeldbescheid von 30 Euro bekommen, weil er sieben Minuten über die erlaubte Zeit gestanden habe. Blumenhändler Otmar Renner kann den Frust seiner Kunden gut verstehen. "Zum Einkaufen am Markt gehört halt schon ein bisschen plaudern dazu", sagt er und befürchtet, dass Kunden sich nicht mehr trauen und ausbleiben. Sein Umsatz sei bereits leicht rückläufig.

Brita Schönwälder wurde von einer Ordnungskraft darauf aufmerksam gemacht, dass es ja Parkhäuser gebe, schreibt sie. Sie sei Seniorin und dürfe aus gesundheitlichen Gründen nicht schwer heben. Deshalb bringe sie ihre Einkaufsbeute in kleinen Einheiten zum Auto. In 30 Minuten sei ihr Einkauf auch im Eiltempo nicht zu schaffen. "Viele ältere Menschen bewältigen ihren Markteinkauf auf diese Weise und nun sind sie genauso ratlos wie ich", sagt sie.

Eile ist geboten

Diese rücksichtslose Änderung der Parkbedingungen zeige schon Folgen. Der Markt wirke leer, die Besucher hasteten zwischen den Ständen, Warteschlangen, die auch Anlass für einen kurzen Plausch boten, suche man vergebens. Alle seien in Eile, niemand verweile und freue sich an der gelebten Atmosphäre dieses schönen Ortes. "Aus welchem Grund zerstört die Stadtverwaltung das Flair dieses schönen Orte?", fragt die aufgebrachte Dame provokant.

Sensibler Bereich

Sandra Geiger, die Leiterin der Verkehrsabteilung im Ordnungsamt, sieht das ganz anders. Ihr geht es darum, dass die Fußgängerzone als solche auch wieder wahrgenommen wird. Und dazu gehört eben auch der Marktplatz. Es sei sowieso schon ein Entgegenkommen der Stadt, dass an den Markttagen bis 10 Uhr dort geparkt werden dürfe.

Etwa zehn bis zwölf Plätze sind an der Seite gegenüber vom Rathaus dafür vorgesehen. Doch in letzter Zeit habe sich die Situation verschärft. Es werde eben nicht nur an den ausgewiesenen Stellen geparkt, sondern überall, wo man ein Plätzchen findet. Nicht nur Marktbesucher, auch die, die mal eben zum Frühstücken in die Stadt gehen, nutzen die Kulanzregelung aus.

Sonderregelung schamlos ausgenutzt

Das bestätigt auch der Gemüsehändler Alexander Och. Er ist froh, dass die Marktleute die Sonderregelung vor Jahren bei der Stadt durchgesetzt haben, doch leider würden das viele andere schamlos ausnutzen.

Nicht nur am Markt. Auch in der Fußgängerzone würden immer häufiger Auto gesehen. "Das wollen wir wieder besser in Griff kriegen", sagt Sandra Geiger. Aber die Verkehrsüberwachung wollte auch nicht mit der Keule draufhauen, sondern entschloss sich vorsichtig vorzugehen. Zunächst wurden de Bürger über die Medien informiert, dass künftig mehr auf die Einhaltung der Regeln geachtet wird. Dann sprachen die Politessen persönlich mit den Parkenden, aber jetzt werde es ernst und es sei mit einem Bußgeld zu rechnen.

Kommentar: Die Krux

Regional und unverpackt einkaufen, nachhaltig leben. Das ist nicht nur Trend, sondern Auftrag und gesellschaftliche Verantwortung. Viele ältere Menschen beherzigen das ganz selbstverständlich. Sie sind es gewohnt - von Kindheit an - so einzukaufen. Genau deshalb gehen sie auch so gerne auf den Coburger Wochenmarkt. Aus Tradition, wegen der fränkischen Ware und natürlich, weil man sich da trifft und immer ein bisschen plaudern kann. Wie schön, dass bis 10 Uhr die Möglichkeit besteht, direkt am Rand zu parken. Schließlich sind viele nicht mehr so gut zu Fuß. Dass auch bisher nur 30 Minuten Parkzeit erlaubt waren, spielte irgendwie keine Rolle - es kontrollierte ja niemand. Jetzt ändert sich das. Die Politessen verteilen Strafzettel. Das Geschrei ist groß, doch das Recht auf Seite der Stadt. Das Beispiel zeigt, dass es gar nicht so einfach ist, die richtigen Rahmenbedingungen für eine Stadt mit einer immer älter werdenden Bevölkerungsstruktur zu finden. Da stehen sich viele Interessen im Weg. Die Ansprüche werden sich ändern. Einfach ist das mit dem Altern nicht - vor allem: wann fängt es an? Christiane Lehmann

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