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Coburger will Wege zur Musik eröffnen


Autor: Simone Bastian

Neuses, Samstag, 25. Januar 2014

Ein Instrument zu lernen, soll nicht am Geldbeutel scheitern: Frank Schindhelm aus Coburg stellt dafür den Erlös seiner Open-Airs zur Verfügung. 2600 Euro sind bereits im Topf.


Frank Schindhelm war sieben Jahre alt, als er mit dem Klavierspiel begann. Nicht immer freiwillig, wie er sich erinnert. "Aber heute bin ich froh drüber", betont er. Der Musik ist er treu geblieben, auch, wenn er als 15-Jähriger mit dem Unterricht aufhörte. Als Pianist des Duos "Curly Buddies" muss er auf dem Laufenden bleiben. "Manchmal spiel ich schon noch Etüden, wegen der Beweglichkeit", erzählt er. Musiker hören mit dem Üben niemals auf.

Andere würden vielleicht gern damit anfangen, können es aber nicht. Musikinstrumente kosten Geld. Musikvereine bieten Anfängern zwar durchaus an, zunächst auf vereinseigenen Instrumenten zu spielen, aber was ist, wenn jemand Klavier lernen will oder Gitarre? Dafür haben die Musikvereine seltener Verwendung.

Vorm Kauf schrecken Eltern oft zurück, wegen der Kosten oder weil sie nicht sicher sind, ob das Kind tatsächlich durchhält.
Musikvereine oder Musikschulen wie die Coburger bieten den Anfängern Leihinstrumente an. Doch nur in begrenztem Umfang, wie Dietmar Schaffer berichtet, Leiter der Musikschule Coburg. "Vor allem im Bläser- und Streicherbereich werden Leihinstrumente nachgefragt." Zwei Querflöten, zwei Oboen, eine Klarinette hat die Musikschule im Bestand. Das klingt nach nicht viel angesichts von rund 420 Schülern.

Hier setzt Schindhelm mit seiner Initiative an. Musikalische Frühförderung liegt ihm am Herzen. Deshalb schon hat er den Erlös seines ersten Open-Airs 2012 an verschiedene Musikvereine, -organisationen und Schulen gespendet. Aber er will direkter helfen. Deshalb nimmt er nun die 2600 Euro, die vom Open-Air 2013 übrig geblieben sind, und gründet damit eine Art Instrumentenfonds. Die Idee: Anfänger können dort das Instrument erst mal für ein Jahr leihen. Wenn das Kind dabei bleibt, wird irgendwann ohnehin das eigene Instrument fällig. Dann können sie das Leihinstrument kaufen oder es zurückgeben, um ein anderes zu erwerben. In letzterem Fall müsste der Entleiher lediglich die Überholung des Instruments zahlen, sagt Schindhelm. Das gleiche gilt, wenn sich das Klavier, die Posaune oder die Gitarre doch nicht als das Richtige herausstellen. Denn viele Musik anfänger befinden sich noch auf der Suche nach dem für sie richtigen Instrument, weiß Schindhelm.


"Jeder kann kommen"

Stefan Leistner, Vorsitzender des Jugendblasorchesters Coburg, begrüßt Schindhelms Initiative: "Wir hatten einen solchen Fundus früher selbst", erzählt er. Aber inzwischen sei es schwieriger, Zuschüsse zu erhalten oder Geldgeber zu finden. Deshalb verfüge das Jugendblasorchester selbst kaum noch Leihinstrumente, sondern vermittle im Notfall Leihverträge mit Musikalienhändlern, erläutert Leistner. "Das kostet meist zwischen 30 und 60 Euro im Monat. Aber auch das ist für manche Familien viel Geld." Deshalb halte er die Idee, so zu helfen, für durchaus positiv, und werde den Kontakt zu Schindhelm suchen, kündigt Stefan Leistner an.

"Jeder kann kommen", betont Schindhelm. Der 51-Jährige ist auch als Stabführer des Musikvereins Beiersdorf bekannt. Doch seine Initiative habe mit seinem Vereinsengagement nichts zu tun, betont er. Auch Spender und Instrumentenbesitzer, die sich seiner Idee anschließen wollen, seien willkommen, sagt Schindhelm. Zwei Klavier und ein Schifferklavier wird er aus seinem eigenen Fundus zur Verfügung stellen. Das nächste Open-Air vom 1. bis 3. August wird den Instrumentenfonds hoffentlich ebenfalls aufstocken.

Wer Frank Schindhelm selbst am Piano erleben will, hat am Samstag, 1. Februar, Gelegenheit: Dann gastieren die "Curly Buddies" ab 21 Uhr in den Coburger Baderstuben.