Druckartikel: Coburger "Verein" lockt mit namhaften Interpreten und spannenden Programmen

Coburger "Verein" lockt mit namhaften Interpreten und spannenden Programmen


Autor: Jochen Berger

Coburg, Mittwoch, 02. Oktober 2019

Wie der Coburger "Verein" in der Saison 2019/2020 mit ungewöhnlichen Programm-Konzepten und interessanten Interpreten viele Zuhörer anlocken will. Zum Auftakt am 7. Oktober gastieren das Goldmund Quarett und Francesca Paratore.
'Das Goldmund Quartett gestaltet am Montag, 7. Oktober, das Auftaktkonzert der neuen Saison beim Coburger "Verein". Das Konzert im HUK-Foyer beginnt um 20 Uhr. Solistin ist die Coburger Sopranistin Francesca Paratore.Foto: privat


Vom Streichquartett mit Vokalsolistin bis zum Posaunenensemble spannt sich der Bogen beim Coburger "Verein" in der neuen Saison. Einblick in das Konzept dahinter gibt Vorsitzender und Musikvorstand Uwe Friedrich.

Der "Verein" eröffnet seine neue Saison am 7. Oktober mit der ungewöhnlichen Kombination Streichquartett und Solo-Sopran. Wie hat sich diese Auswahl ergeben?

Uwe Friedrich: Florian Schötz, Primarius des Goldmund Quartetts, sollte gemeinsam mit dem Arcis Saxophon Quartett im Herbst letzten Jahres die Konzertsaison 2018/2019 eröffnen. Leider hat sich aber ein Mitglied des Saxophonquartetts 14 Tage vor dem Konzert den kleinen Finger gebrochen, sodass das Konzert mit geändertem Programm ohne den Geiger Florian Schötz stattfinden musste. Quasi als Ausgleich habe ich ihm vor einem Jahr angeboten, doch mit seinem Ensemble, dem Goldmund Quartett, die Saison 2019/2020 zu eröffnen. Die Kombination Streichquartett mit Singstimme ist ungewöhnlich, hat jedoch in einigen Werken zu einer unvergleichlichen Synthese gefunden. So erklingt in Coburg eine impressionistisch angehauchte musikalische Perle: "Il Tramonto", ein lyrisches Poem des italienischen Komponisten Ottorino Respighi. Ein breitgefächertes Farbenspektrum verleihen einer ganzen Reihe von Kunstliedern der Romantik die Bearbeitungen für Singstimme und Streichquartett des renommierten Komponisten, Pianisten und Liedbegleiters Aribert Reimann. Seine in Coburg zu hörende Fassung der Ophelia-Lieder wird sicher ein unvergessliches Erlebnis werden, zumal mit der Sängerin Francesca Paratore, Mitglied des Coburger Landestheaters und Cousine von Raphael Paratore, dem Cellisten des Goldmund-Quartetts, eine exzellente Interpretin vor Ort ist.

Weihnachts-Konzerte gehören fest zum Programm beim "Verein". Was erwartet die Besucher beim Gastspiel des Ensembles "The Cool Cats" am 2. Dezember?

Vintage-Style erfährt in unserer Zeit nicht nur in der Mode oder bei Wohnaccessoires einen echten Hype. Auch die Musik der 20-er bis 60-er Jahre begeistert bis heute unverändert. Wir sind stolz darauf, mit dem Weihnachtsprogramm von "The Cool Cats" (drei eigensinnige, charmante, singende "Katzen" mit vierköpfiger Begleitband) eines der erfolgreichsten Ensembles dieses Genres auf die Bühne bringen zu können.

Der "Verein" ist immer wieder auf der Suche nach ungewöhnlichen Programmen und Besetzungen. Was hat den Ausschlag gegeben für das Klavier-Bläser-Quintett 4.1 Piano-Windtet am 10. Februar?

Sie haben recht, außergewöhnliche Besetzungen haben beim "Verein" tatsächlich eine lange Tradition und lassen sich in den in der Landesbibliothek gelagerten Annalen über 100 Jahre zurückverfolgen. Das Ensemble 4.1 vereint als weltweit einziges Ensemble vier Bläsersolisten (Oboe, Klarinette, Fagott und Horn) mit dem Klavier. Neben den Hauptwerken von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven geht es 4.1 dabei vor allem um die Entdeckung selten gespielter Kompositionen der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Der heimliche Höhepunkt des Abends wird wohl "Jerusalem Mix" von Avner Dorman sein, dessen Titel eigentlich ein beliebtes israelisches Gericht bezeichnet. Aus verschiedenen Ingredienzen, die Jerusalems Alltagsleben erahnen lassen (darunter eine jüdische Hochzeit, Szenen an der Klagemauer, aber auch eine Explosion), kreiert der Komponist eine harmonisch abgeschmeckte Köstlichkeit.

Das einzige Konzert in klassischer Kammermusik-Besetzung ist der Duo-Abend Violine und Klavier mit den Schwestern Mariella und Magdalena Haubs am 30. März. Wie passt dieser Abend in das ansonsten gerne grenzüberschreitende Konzept?

Die vielseitige Geigerin Mariella Haubs ist ein Juwel unter den Nachwuchsgeigern. 2005 wurde sie im Alter von 10 Jahren als Jungstudentin in die Klasse von Professor Ingolf Turban an der Hochschule für Musik und Theater in München aufgenommen. Die Deutsche Stiftung Musikleben nahm die Geigerin 2009 in ihr Förderprogramm auf und verlieh ihr für die Studienjahre 2011 bis 2013 zwei Gerd Bucerius-Stipendien. Diese ermöglichten ihr das Auslandsstudium bei Itzhak Perlman und Catherine Cho an der New Yorker Juilliard School. Für das Konzert in Coburg wird sie übrigens eigens aus den USA anreisen. Inhaltlich handelt es sich bei diesem Duo-Abend sehr wohl um eine Grenzüberschreitung, wenn auch subtilerer Art: So erklingen nach Beethovens "Kreutzer-Sonate" im zweiten Teil die "hebräische Melodie" des jüdischen Komponisten Joseph Achron, die "Berceuse" (Wiegenlied) des Franzosen Gabriel Fauré und die selten zu hörende Violinsonate von Richard Strauss, ein musikalischer Genie-Streich des damals gerade 23-Jährigen.

Größere Blechbläser-Ensembles setzen meist auf gemischte Besetzungen mit Trompeten, Posaunen, Horn und Tuba. Was macht für Sie den Reiz des Posaunen-Oktetts "Trombone Unit Hannover" am 18. Mai aus?

In der evangelischen Kirchenmusik haben Posaunenchöre eine lange Tradition und werden bis heute landauf, landab gepflegt. Unverständlicherweise hat die Attraktivität dieses ungemein vielseitigen, in unterschiedlichsten musikalischen Sparten beheimateten Instruments in den vergangenen Jahren sehr gelitten. Vielleicht bewirkt gerade dieses Konzert bei vielen Besuchern ein Umdenken, fragt man sich doch bereits nach wenigen Takten des Posaunen-Oktetts "Trombone Unit Hannover" unwillkürlich, ob man zum BeispielMussorgskys "Bilder einer Ausstellung" jemals wieder in einer anderen Version hören möchte...

Der "Verein" hat schon viele ungewöhnliche Ensembles, ungewöhnliche Programme präsentiert. Was fehlt Ihnen als Musikvorstand eventuell noch auf der Liste?

Die Saison 2019/2020 ist bereits die 25. Konzertsaison, die ich als Musikvorstand verantworte. Deshalb erlaube ich mir, auf Ihre Frage nicht ganz direkt zu antworten. Ausgehend von dem Zitat "Die Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele", das dem Maler Pablo Picasso zugeschrieben wird, versucht der "Verein", die Konzertbesucher mit jeder Saison und jedem Konzert in eine andere Welt zu entführen, weg vom Alltag und gepaart mit einer kleinen Prise Großstadtflair. Das international herrschende Überangebot an innovativen, anspruchsvollen Konzertprogrammen bedarf allerdings einer auf die Gegebenheiten des "Verein", des Veranstaltungsortes und unserer Region abgestimmten Selektion. Eine abwechslungsreich gestaltete Konzertsaison, die mit hohem künstlerischen Anspruch auch Ungewöhnliches und Grenzüberschreitendes präsentiert, sehe ich als Garant für eine positive Resonanz der stets wachsenden Besucherzahl. Die Fragen stellte Jochen Berger.

Konzert-Kalender "Verein" 2019/2020

7. Oktober "String Impressions" - Francesca Paratore (Sopran), Goldmund Quartett 2. Dezember "A Cool Cats' christmas" - The Cool Cats 10. Februar 2020 "Wind Impressions" - 4.1 Piano-Windtet 30. März -Violin Impressions" - Mariella Haubs (Violine), Magdalena Haubs (Klavier) 18. Mai "Brass Impressions" - Trombone Unit Hannover Ort Die Konzerte finden jeweils am Montag im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe statt. Beginn: 20 Uhr Konzertabonnement Der jährliche Mitgliedsbeitrag, der auch . den kostenlosen Besuch der fünf Konzerte im Foyer der

HUK-Coburg einschließt, beträgt 50 Euro pro Person. Die Mitgliedschaft für Schüler und Studenten ist kostenlos. Music Vision 21. November "Chanson & Dine"; 23. Januar 2020 "Csárdás & Dine"; 23. April, "Mythos & Dine"; jeweils Donnerstag, 19 Uhr, Foyer der WSCO, Mauer 12.

Einzeltickets Für die Konzerte im HUK-Foyer sind Tickets zu je 20 Euro bei der Buchhandlung Riemann am Markt in Coburg (Tel. 09561-808712) erhältlich. Eine Reservierung von Einzeltickets ist auch über die Homepage www.verein-coburg.de

möglich. Tickets für "Music Vivsion" kosten 24 Euro. Darin enthalten ist ein auf die Thematik des abends abgestimmtes Büffet. Bei freier Platzkapazität erhalten Schüler und Studenten, Mitglieder der Coburger Tafel sowie Inhaber des Coburg-Passes (mit Nachweis) freien Eintritt. red