Druckartikel: Coburger Tradition mit Friedensappell

Coburger Tradition mit Friedensappell


Autor: Simone Bastian

Coburg, Freitag, 24. Juli 2015

Weil Herzog Johann Casimir qualifizierte Leute brauchte, gründete er am 3. Juli 1605 eine Schule. Noch heute gedenkt die Schulfamilie des Gymnasiums Casimirianum ihres Gründers und lässt ihn alljährlich hochleben. Wie lange es diese Tradition schon gibt, weiß aber keiner.
Martha Frittrang war von ihren Mitschülern auserwählt worden, die Rede zu halten und die Casimir-Statue zu bekränzen. Fotos: Simone Bastian


Auf eine Leiter steigen, zwei große Eichenlaubkränze an einer Statue befestigen, dazu drei Gläser Bier trinken und lateinisch reden: Wer aufs Coburger Gymnasium Casimirianum geht, könnte sich eines Tages dieser Prüfung der besonderen Art stellen müssen.

Martha Frittrang hatten die Schüler der Q11 in diesem Jahr für diese Aufgabe gewählt. Denn mit der Bekränzung der Statue ehren die Casimirianer seit dem 19. Jahrhundert Herzog Johann Casimir, der die Schule am 3. Juli 1605 gründete.

Den Gründungstag hat das Casimirianum schon immer gefeiert, die Bekränzung wurde irgendwann im 19. Jahrhundert erfunden. Wann und warum hat sich bislang nicht ergründen lassen. Jedenfalls feiert die Schule seit Jahrhunderten ihr Stiftungsfest, wenn auch nicht mehr genau am Gründungstag, sondern am letzten Juliwochenende vor den Sommerferien. Auch hält nicht mehr der oder die Klassenbeste die Bekränzungsrede, sondern ein vom elften Jahrgang ausgewählter Schüler.

Der Ablauf ist Jahr für Jahr derselbe:Die Schüler ziehen, angeführt vom "Casimusicorps" auf den Kirchhof. Es folgt die Rede (Martha Frittrang sprach über den Frieden und schloss mit einem Friedensappell). Dann sehen Schüler, Lehrer, Eltern und Ehemalige zu, wie die Sprecherin, begleitet von den fünf Klassenbesten der Q11 (Alexander Thorneloe, Jakob Rüttinger, Adrian Guhling, Julian Matthes und Christiane Büchner) auf die Leiter steigt. Erst werden die beiden Kränze hochgereicht, dann drei Gläser frisch eingeschenktes Bier, die die Sprecherin oben auf der Leiter austrinken muss. Mit den Worten "unser Gymnasium Casimirianum vivat, crescat, floreat in aeternum" (lebe, wachse und blühe in Ewigkeit) fliegen die geleerten Biergläser aufs Pflaster. Danach sammeln die Schüler die Scherben auf - als Glücksbringer für gute Noten im nächsten Schuljahr.