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Coburger Tänzer begeistern mit eigenen Choreografien


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 18. Mai 2014

In der Reithalle beeindrucken die Mitglieder des Coburger Balletts als junge Choreografen. In neun Szenen verblüffen sie das Publikum mit großer Vielfalt des Ausdrucks.
"Soul'd Out"': Niko Ilias König, Takashi Yamamoto, Emily Downs, Chi-Lin Chan und Mariusz Czochrowski (von links) in einer Choreografie von Po-Sheng Yeh, die den Abschluss des Ballettabends in der Reithalle bildete.  Fotos: Henning Rosenbusch


Himmel oder Hölle? Manchmal liegen sie nur einen Tanzschritt oder eine halbe Drehung voneinander entfernt. Die großen Gefühle - manchmal passen sie auch in das vermeintlich kleine Format, wie das Ballett Coburg mit seinem Tanzabend in der Reithalle beweist. Das bewährte Motto "First Steps" wird in diesem Fall ergänzt durch den Zusatz "Soul'd out". Doch das, was die Premierengäste erleben, sind in vielen Fällen mehr als nur "erste Schritte".


Denn die insgesamt neun "choreografischen Miniaturen" bieten nicht nur interessante Talentproben, sondern durchaus bereits klar erkennbare künstlerische Handschriften. Der leere schwarze Bühnenraum, dessen hintere Wand sich weiß öffnen lässt, liefert den äußeren Rahmen für neun höchst unterschiedliche Szenen - vom ausdrucksvollen Solo bis zum komplex choreografierten Gruppenbild.

Selbst die geschickte Auswahl von Kostümen und einigen wenigen Requisiten haben die choreografierenden Tänzer für diesen Abend in Eigenregie übernommen.

Pantomimische Akzente

Mit einem Solo eröffnet Emily Downs den Reigen. "Me" hat sie ihre Choreografie überschrieben, die klassische und moderne Tanzelemente ausdrucksvoll verbindet - bis hin zur Einsamkeit des Künstlers im Rampenlicht.
Der Abend in der Reithalle lebt auch vom Kontrastreichtum, vom Wechsel im Ausdrucksgestus. So setzt Niko Ilias König mit seinem Pas de deux sehr wirkungsvoll auf pantomimische Akzente. Bemerkenswert dicht verzahnt bei ihm sind Bewegung und Musik, die wechselseitig auseinander hervor zu gehen scheinen.



"Tuning" haben Eunkyung Chung und Natalie Holzinger ihre gemeinsame Choreografie überschrieben, die eine spielerische Szene mit feinem Sinn für Komik erzählt. Packende Intensität demonstriert Po-Sheng Yeh in seinem Solo, bei dem er Klänge scheinbar aus der Bewegung heraus entstehen lässt. Die Ausdrucksmacht, die er dabei im scharf ausleuchtenden Scheinwerferlicht entfaltet, zieht das Publikum regelrecht in Bann.

Geheimer Garten

Anstrengend ist der Versuch des Menschen, seinen eigenen Weg durch das Leben zu finden. Davon erzählt Chi-Lin Chan in ihrer Choreografie, die sie gemeinsam mit den tanzenden Interpreten entwickelt hat.
Auf einen eindringlichen Dialog mit dem Unterbewusstsein lässt sich Mariusz Czochrowski als Choreograf ein, während Takashi Yamamoto eine witzige slapstickartige Szene gelingt. Äußerlich unspektakulär, aber zart poetisch im Ausdruck dann der Pas de deux, den Eriko Ampuku und Adrian Stock gemeinsam kreiert haben. Ihr "Secret Garden" lässt das Publikum davon träumen, dass der Traum vom Glück vielleicht doch Wirklichkeit werden könnte.


Mit seiner zweiten Choreografie ist Po-Sheng Yeh das Finale vorbehalten. Zu zwei Sätzen aus dem Cembalo-Konzert des zeitgenössischen polnischen Komponisten Henryk Gorecki gelingt ihm eine abstrakte Szene von großer ästhetischer Kraft.
Was folgt, ist verdientermaßen begeistert ausdauernder Beifall in der Reithalle, gewürzt mit Bravo-Rufen.



Kammerballett auf der Studiobühne

Termine "First Steps - Soul'd Out", Choreografische Miniaturen, 21., 23., 25. Mai, 20 Uhr, Theater in der Reithalle

Mitwirkende Ballett Coburg: Takashi Yamamoto, Niko Ilias König, Adrian Stock, Po-Sheng Yeh, Mariusz Czochrowski, Emily Downs, Eriko Ampuku, Chih-Lin Chan, Eunkyung Chung