Coburger Studierende: Mit Cuttern und Maßband nach Thailand
Autor: Redaktion
Coburg, Montag, 08. Juni 2020
Neun Architekturstudierende aus Coburg machten sich im Februar auf in einen Flüchtlingsort im Norden Thailands, um zwei Schlafhäuser für Kinder zu bauen. Studentin Leonie Schwarz, die den Entwurf anfertigte, spricht im Interview über die spannende Zeit vor Ort.
Auf Anregung des Architekten Jan Glasmeier bauten neun Architekturstudierende der Hochschule Coburg zusammen mit ihren Dozenten Prof. Dr. Rainer Hirth und Sebastian Stößel Schlafhäuser für insgesamt 50 Jungen und Mädchen der Bwe K`lar School im Flüchtlingsort Mae Ku, im Norden Thailands. Die Kinder stammen aus Myanmar und sind zum Teil Waisen und unbegleitet oder mit ihren Eltern geflohen.
Eine der Studierenden der vom Innovationsfonds der Hochschule unterstützten Projektgruppe: Leonie Schwarz. Die junge Studentin (8. Semester) nahm Ende 2019 an einem sogenannten Stegreif, einem kleinen Architekturwettbewerb, teil und konnte mit ihrem Entwurf überzeugen. Im Interview berichtet sie von den Freuden und Herausforderungen ihrer Reise.
Frau Schwarz, im Oktober 2019 nahmen Sie an einem Stegreif teil, für den Sie und Ihre Kommilitoninnen innerhalb von drei Tagen Entwürfe erarbeiteten. Das Thema: "Schlafhäuser für eine Schule in dem Flüchtlingsort Mae Ku". Ihre Arbeit wurde zum Sieger gekürt, jetzt sind die beiden Schlafhäuser nach Ihren Plänen bereits gebaut. Was ist das für ein Gefühl?
Leonie Schwarz: Das ist total verrückt! Ich habe es noch gar nicht richtig realisiert. Alles passierte so schnell: Anfang Oktober habe ich mich an dem Stegreif beteiligt und zwei, drei Wochen später kam auch schon mein Dozent Professor Dr. Hirth auf mich zu und berichtete, dass wir den Entwurf tatsächlich umsetzen. Im Februar, zum Ende des Semesters, sind wir dann nach Thailand geflogen und haben die Schlafhäuser aufgestellt. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Es ist schließlich kein normales Projekt, denn wir haben diese Häuser für die Kinder gebaut. Und damit ist so viel mehr verbunden, als dass nur ein Entwurf umgesetzt wurde. Wir haben diesen Kindern ein neues Zuhause geschenkt, das von ihnen sehr gut angenommen wird. Wie sehr sie sich darüber gefreut haben, wie dankbar sie sind und das auch zeigten - das kann man kaum in Worte fassen.
Was hatten Sie auf Ihrer Reise nach Mae Ku außer den Bauplänen noch mit im Gepäck?
Das Material, das wir für den Bau brauchten, haben wir vor Ort gekauft. Dennoch nahmen wir einiges von zuhause mit. In meinem Koffer lagen zwischen dem Handgepäck auch Maßstäbe und Cutter. Meine Kommilitoninnen und Kommilitonen hatten Stichsägen und mehrere Hammer dabei. Wir waren am Anfang nicht ganz sicher, ob wir all das tatsächlich mitnehmen dürfen, aber es hat geklappt.