Um es mal ganz ehrlich zu sagen: Es gibt Filmstoffe, die sind leichter zu verstehen. Denn die Bauarbeiten am Globe schreiten zügig voran, und es ist selbst dem interessierten Zuschauer immer schwieriger zu erklären, worüber eigentlich noch gestritten wird. Ob ein paar mehr oder weniger Bäume gepflanzt werden? In Zeiten des Klimawandels zwar grundsätzlich relevant, aber so richtig nach einem Schlager an der Kinokasse klingt das nicht. Es sei denn, James Bond kann irgendwie mit in die Handlung eingebaut werden.
UNSERE BEWERTUNG: ZWEI POPCORNTÜTEN
Kriterium: Kulisse/Bühnenbild
Manche werden sagen, die schwarze Wand, die konsequent hinter OB Sauerteig zu sehen war, wirkte trist. Andere werden sagen, die Kulisse blieb wohltuend unaufdringlich, so dass der Zuschauer sich auf die ohnehin recht schwierige Handlung konzentrieren konnte. Eine Frage sei aber dennoch erlaubt: Hätte Frau Grundmann vom Rechtsamt ihre Handtasche nicht außerhalb des Bildes ablegen können statt direkt hinter sich auf der Bühne?!
UNSERE BEWERTUNG: EINE POPCORNTÜTE
Kriterium: Kameraführung
Sagen wir es mal vorsichtig: Es gibt Jobs, die sind für Kameraleute abwechslungsreicher. Im Live-Stream gab es lediglich vier Kamera-Positionen. Position 1: OB (samt Frau Grundmann und deren Tasche) vor schwarzer Wand. Position 2: Rednerpult vor Bühne. Position 3 und 4: Mikrofone im Saal. Davon abgesehen, dass sich die Positionen 3 (mit Kaffeekübeln im Hintergrund) und 4 (ohne Kaffeekübel) kaum unterschieden: Die Zuschauer hätten sich noch eine Position 5 gewünscht, die das Publikum zeigt...
UNSERE BEWERTUNG: EINE POPCORNTÜTE
Kriterium: Dramaturgie
So schwierig die Materie auch war: Es war spannend bis zum Schluss! Die großen Fraktionen hatten erklärt, dass es bei der Abstimmung keinen Fraktionszwang gibt - Mensch, das gab es im Bundestag zum Beispiel bei der Entscheidung, ob Bonn oder Berlin die Hauptstadt der wiedervereinigten Bundesrepublik werden soll. Damals, im Juni 1991, hielt Wolfgang Schäuble das alles entscheidende Plädoyer für Berlin. Und beim Globe? Hier könnte Petra Schneider, engagierte SPD-Frau und Architektin, die Schlüsselrolle übernommen haben. Die Formulierung "könnte" liegt daran, dass Petra Schneider zu denjenigen Stadtratsmitgliedern, die keine Einwilligung gegeben hatten, dass sie im Live-Stream zu hören oder zu sehen sind. Deshalb bekam der Live-Stream-Zuschauer von Schneiders Plädoyer für Jühling nichts mit. Auch weitere politische Schwergewichte (Hans-Herbert Hartan/CSU; Hans-Heinrich Eidt/FDP) ließen sich bei ihren durchaus wegweisenden Redebeiträgen stumm schalten. Ärgerlich! Dramaturgisch allerdings ein interessanter Ansatz!
UNSERE BEWERTUNG: ZWEI POPCORNTÜTEN
Kriterium: Einschaltquote
Insgesamt wurden 3300 Zuschauer gezählt, die entweder über YouTube oder Facebook den Live-Stream verfolgten. Die durchschnittliche Verweildauer war mit 15 Minuten bei YouTube sowie sogar nur fünf Minuten auf Facebook aber sehr niedrig. Bei der Stadt Coburg spricht man dennoch von "guten Zahlen" und beruft sich dabei wohl vor allem auf Vergleichswerte in anderen Städten. In Bamberg etwa verfolgten Ende Januar nur etwas mehr als 400 Menschen den Live-Stream der Stadtratssitzung. Tja, da war ja auch kein James Bond beteiligt. Noch nicht einmal abseits im Publikum.
UNSERE BEWERTUNG: DREI POPCORNTÜTEN
Kriterium: Nachbearbeitung
Als am Mittwochabend die Stadtratssitzung zu Ende war, ging für das Film- beziehungsweise Live-Stream-Team die Arbeit erst richtig los: Längere Passagen, in denen keine Wortbeiträge gezeigt werden durften, wurden herausgeschnitten. Das erleichtert das Anschauen des Video, das jetzt noch einige Zeit auf www.mein-coburg.de abrufbar bleibt. Außerdem wurde das Video "getagged": Über eine Liste kann der Zuschauer somit auswählen, welche einzelnen Aussagen und Reden er hören will. Ein toller Service!
UNSERE BEWERTUNG: DREI POPCORNTÜTEN
Unser Fazit
Sitzungen des Coburger Stadtrats sind mal spannend und mal weniger spannend. Fraglich deshalb, ob der mit einem Live-Stream verbundene Aufwand wirklich immer gerechtfertigt ist. Zumal: Wenn die wichtigsten Redebeiträge gar nicht zu sehen sind, wird es für den Zuschauer am heimischen PC äußert schwierig, dem Geschehen noch folgen zu können. Denjenigen Stadträtinnen und Stadträten, die eine Einwilligung zur Übertragung kategorisch ablehnen, sei deshalb ans Herz gelegt: Bitte, sagt niemals nie!
UNSERE GESAMT-BEWERTUNG: ZWEI POPCORNTÜTEN