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Coburger SPD-Fraktion fest in Frauenhand


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Montag, 05. Mai 2014

Bettina Lesch-Lasaridis tritt als Vorsitzende die Nachfolge von Thomas Nowak an. Sie möchte, dass die Fraktion künftig mehr Profil zeigt. Das ist nicht der einzige Seitenhieb in Richtung ihres Vorgängers.
Petra Schneider, Gabriele Morper-Marr, Bettina Lesch-Lasaridis und Franziska Bartl (von links) bilden den neuen Vorstand der SPD-Stadtratsfraktion - "Quotenmann" Stefan Leistner war beim Pressegespräch verhindert. Foto: Oliver Schmidt


In der neuen SPD-Fraktion wurde munter diskutiert und, auch das wird offen zugegeben, kräftig gerungen. Am Ende stand die Mehrheitsentscheidung, dass der bisherige Fraktionsvorsitzende Thomas Nowak zum Bürgermeister aufsteigt. Zu seiner Nachfolgerin an der Fraktionsspitze wurde - mit "breiter Mehrheit", wie es offiziell heißt - Bettina Lesch-Lasaridis gewählt. Auch beide Stellvertreterposten sind jetzt in weiblicher Hand: Petra Schneider tritt die Nachfolge von Andreas Gehring an, der dem neuen Stadtrat nicht mehr angehört, Gabriele Morper-Marr war bislang schon Nowaks Vize.

Petra Schneider und Gabriele Morper-Marr waren ja auch im Gespräch für einen Bürgermeisterposten.



SPD-Bürgermeisterin gewünscht

Doch während sich die stärkste (14 Sitze) und zugleich weiblichste (acht Frauen, sechs Männer) aller Fraktionen zu einem solchen Schritt nicht durchringen konnte, stellt nun ausgerechnet die von Männern dominierte CSU-Fraktion die einzige Frau in der neuen Bürgermeisterriege."Ja", sagt Petra Schneider, "ein Oberbürgermeister und zwei Bürgermeisterinnen hätten wir uns gut vorstellen können." Bettina Lesch-Lasaridis gibt mit Blick auf die Entscheidung zugunsten von Nowak sogar zu: "Ja, wir hätten es uns anders gewünscht." Doch man sehe das "Gesamtpaket".

"Wir werden für unseren Oberbürgermeister eine verlässliche Fraktion sein", stellt Bettina Lesch-Lasaridis klar. Sie betont aber auch: "Die neue Fraktion wird mehr Profil zeigen." Zwischen den Zeilen bedeutet das: Unter dem dominanten OB Kastner war das von der durch Nowak geführten Fraktion nur bedingt der Fall - vielleicht aber auch kaum möglich. Oder, wie es Petra Schneider formulierte: "Natürlich sagt ein OB, wo es langgeht - aber die Fraktion wird künftig mehr Freiheiten haben." Die Frauen an der Fraktionsspitze verweisen immer wieder auf den SPD-Wahlkampfslogan, wonach Coburg "gemeinsam besser gehe".

Das wolle man nun in die Tat umsetzen und nicht nur eng mit der CSU zusammenarbeiten, sondern mit allen Gruppierungen im Stadtrat. "Wir wollen nicht alte Feindschaften pflegen, sondern uns gemeinsam um das Wohl Coburgs kümmern", stellt Gabriele Morper-Marr klar, sagt aber auch: "Wir werden künftig auf die Bereiche, in denen wir keinen Bürgermeister stellen, ein genaues Augenmerk haben."

Führung verjüngt

Deshalb stehen die insgesamt fünf Vorstandsmitglieder der SPD-Fraktion auch jeweils für bestimmte Themenbereiche, um die sie sich schwerpunktmäßig kümmern wollen: Bettina Lesch-Lasaridis für Wirtschaft und Finanzen, Petra Schneider für Bau und Stadtentwicklung, Gabriele Morper-Marr für Jugend, Familie und Soziales, Kassiererin Franziska Bartl und Schriftführer Stefan Leistner für Schule und Kultur. Mit Blick auf Franziska Bartl und Stefan Leistner stellt Bettina Lesch-Lasaridis fest: "Wir haben unseren Vorstand stark verjüngt. Das gibt frischen Wind!"

Erste Ideen

Den Spruch, wonach die Stadt "kein Einnahme- , sondern ein Ausgabenproblem" habe, kann Bettina Lesch-Lasaridis nicht mehr hören: "So einfach sind die Dinge nicht zu lösen." In Zeiten knapper Kassen seien aber neue Lösungen gefragt. Gabriele Morper-Marr verwies als Vorbild auf den Stadtjugendring: "Die haben viele pfiffige Ideen entwickelt, seit wir die Zuschüsse kürzen mussten." Petra Schneider appellierte, künftig viel mehr Synergien in der Stadt zu nutzen, speziell mit Blick auf die "Töchter und Söhne der Stadt". Als Beispiel nannte sie die städtische Wohnbau, bei der auch Hausmeister angestellt sind, und fragte: "Was machen eigentlich die Schul-Hausmeister in den Ferien?" Sprich: Vielleicht könnte hier eine Zusammenarbeit erfolgen. Bettina Lesch-Lasaridis gab sich selbstkritisch, was die Sparbemühungen des alten Stadtrats betrafen: "In der Vergangenheit haben wir uns da oft vor Entscheidungen gedrückt." Ein klares Wort erwartet sie demnächst etwa, wenn es um die Therme in Bad Rodach geht und die weitere finanzielle Unterstützung durch die Stadt Coburg.