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Coburger Schüler bringen "Till Eulenspiegel" auf die Bühne


Autor: Jochen Berger

Coburg, Sonntag, 05. Oktober 2014

Wenn Schüler gemeinsam mit Profi-Musikern auftreten, kann daraus ein außergewöhnlicher Abend werden. Im Landestheater bejubelt das Publikum zwei vierte Klassen der Jean-Paul-Schule für ihren couragierten Auftritt.
In ein buntes mittelalterliches Spiel verwandeln Schüler der Jean-Paul-Schule die Streiche von Till Eulenspiegel, die Richard Strauss in seiner symphonischen Dichtung schildert. Foto: Jochen Berger


Der Begriff Familienkonzert - an diesem Abend ist er wirklich angebracht. Im Parkett und auf den Rängen haben Eltern, Verwandte und Bekannte Platz genommen, droben aber auf der Bühne des Landestheaters singen und spielen die Kinder. Zwei vierte Klassen der Coburger Jean-Paul-Schule führen mit großem Enthusiasmus ihre ganz eigene Version von "Till Eulenspiegels lustigen Streichen" auf.

Wie aber mögen Kinder im Alter von neun bis elf Jahren mit der raffinierten Tondichtung von Richard Strauss zurechtkommen? Wer sich vor dem Konzert diese Frage gestellt haben sollte, merkt schon in der ersten Szene, dass jede mögliche Skepsis vor der konzentrierten Spielfreude der Schüler kapitulieren muss.

Unverbesserlicher Possenreißer

Mit geschickt ausgewählten Requisiten, passenden Kostümen und großem darstellerischem Einsatz führen die Schüler mitten hinein

in die mittelalterliche Welt des Tagediebs und Narren namens Till Eulenspiegel. In knapp zweiwöchiger Probenzeit haben die Kinder unter Anleitung der erfahrenen Pädagogen Carmen Schmidt und Sören Schrader eine kunterbunte und sehr lebendige Version von "Till Eulenspiegels lustigen Streichen" erarbeitet, die sich auf einige zentrale Episoden aus dem Leben des unverbesserlichen Possenreißers konzentriert.
Den Auftakt macht eine sehr anschaulich dargestellte mittelalterliche Marktszene, in der Till als Tunichtgut erstmals vorgestellt wird. In dieser Version tritt der ständig Schabernack treibende Till freilich gleich in mehrfacher Gestalt auf.

Sehr wirkungsvoll gerät in dieser Fassung auch die Szene, in der Till als Pastor verkleidet seine zynischen Botschaften unter das Kirchenvolk bringt. Für ihr ebenso mitreißendes wie anschauliches Singen und Spielen ernten die jungen Akteure verdientermaßen reichlich Applaus vom Publikum.

Farbenreiche Tondichtung

Den musikalischen Rückhalt der Szenerie liefern fünf Musiker des Landestheaters mit einer virtuos interpretierten Quintett-Fassung des im Original für großes Orchester geschriebenen Werks: Konzertmeister Martin Emmerich auf der Violine, Solokontrabassist Dietmar Engels, Fagottist Thomas Acker, Solohornist Martin Osterhammer und Klarinettist Philipp Grzondziel.

Nach der Pause gibt es dann noch den verbalen Ritterschlag von Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig: "Das habt ihr wirklich toll gemacht". Mit dem Philharmonischen Orchester präsentiert Kluttig im zweiten Teil dieses Familienkonzerts die originale Fassung des "Till Eulenspiegel" von Richard Strauss. Unter Kluttigs souveräner Leitung wird daraus eine Tondichtung, die das Orchester farbenreich schillernd, vor allem aber stets sehr prägnant charakterisiert zum Klingen bringt.

Lautstarker Beifall

Für diese fulminante Darbietung gibt es lautstarken Beifall - am heftigsten aus dem dritten Rang, wo die Schüler nach ihrem gefeierten Auftritt Platz genommen haben.



Das Werk und seine Interpreten


Das Projekt Den Auftakt der Reihe "Compose..." bildete im Herbst 2011 Leos Janáceks "Sinfonietta". Im Oktober 2012 stand Igor Strawinskys Ballettmusik "Petruschka" im Mittelpunkt.

Projektleitung Carmen Schmidt, Sören Schrader (Assistenten: Erica Lunz, Frieder Schmidt); Musikalische Leitung Roland Kluttig

Till Eulenspiegels lustige Streiche Die symphonische Dichtung "Till Eulenspiegels lustige Streiche" von Richard Strauss wurde 1895 uraufgeführt. Das in Rondo-Form gehaltene Werk gilt als Meisterstück der Instrumentation.