Druckartikel: Coburger Schriftversteller verfasst die zehn Gebote auf Fränkisch

Coburger Schriftversteller verfasst die zehn Gebote auf Fränkisch


Autor: Jochen Berger

Coburg, Freitag, 29. August 2014

Der in Coburg lebende Schriftsteller Manfred Kern wagt sich an die Nachdichtung biblischer Geschichten. Das Resultat verblüfft ebenso wie die Dialektfassung der Zehn Gebote.
Manfred Kern Foto: Jochen Berger


Der in Coburg lebende Schriftsteller Manfred Kern ist ein Autor, der in keine Schublade passen will. In seinem Werkverzeichnis finden sich immer wieder ungewöhnliche Projekte und Veröffentlichungen, darunter sogar eine CD mit einem Bluesmusiker. Eine Konstante in seinem Schaffen aber ist der Bezug zur Mundart, die Verwurzelung in der Sprache seiner Heimat.
Kern, der seit vielen Jahren in Coburg lebt und veröffentlicht, ist in Rothenburg ob der Tauber geboren und auf einem Bauernhof in Wettringen aufgewachsen. Jetzt hat Kern abermals ein ungewöhnliches Buch vorgelegt, das zugleich Bilder- und Hörbuch ist: "Die Gschichd vom Mose und de zehn Gebode".

Anschaulich illustriert

Dahinter verbirgt sich eine sehr anschauliche Nacherzählung der biblischen Geschichte von Moses sowie eine literarische Umschreibung der Zehn Gebote, die ursprünglich Gerhard Raff verfasst hat.

Manfred Kern aber hat diese Geschichte ins Fränkische übertragen - besser: nachgedichtet. Das Resultat: ein verblüffend neuer Blick auf die Erlebnisse des Volkes Israel in ägyptischer Gefangenschaft. Die Macht der Sprache und ihres Klanges scheint die Figuren zu verwandeln. Und irgendwann mag sich der Leser fragen: War Moses mit seiner Beharrlichkeit nicht vielleicht doch irgendwie ein Franke?


Mit dieser Nachdichtung zeigt Kern, wozu das Fränkische fähig ist. Der bilderreiche, kraftvolle Gestus des Fränkischen entfaltet sich bei ihm mit Nachdruck und großer Anschaulichkeit. Plötzlich wirkt die biblische Geschichte aus ferner, mythischer Vergangenheit ganz unmittelbar - hinein geholt in die Gegenwart. Und im kernigen (mittel)fränkischen Duktus entfalten die Zehn Gebote ihre gebieterische Macht neu und unverstellt. Dazu haben Dieter Groß und Bernd Stolz mit markant unterschiedlichem Stil jeweils sehr anschauliche Illustrationen geschaffen.


Dialekt-Dichtung mag für den ungeübten Leser manche Tücken bieten. Denn Dialekt wirkt eher als gesprochenes denn als gedrucktes Wort. Aber auch in dieser Hinsicht hat Kern vorgebeugt. Dem Buch liegt eine CD bei, auf der Kern seinen fränkischen Text selbst spricht - mit klarer, prägnanter Diktion. Lesens- und hörenswert.




Aus dem Leben eines Schriftstellers


Kultur-Tipp Manfred Kern stellt "Di Gschichd vom Mose und de Zehn Gebode" am Dienstag, 7. Oktober, bei einer Veranstaltung der Buchhandlung Riemann vor. Begleitet wird er dabei von dem Gitarristen Harry Düll.

Manfred Kern, der 1956 in Rothenburg geboren wurde, auf einem Bauernhof in Wettringen bei Ansbach aufwuchs und zunächst als Buchhändler in Würzburg arbeitete, lebt seit 1985 als freier Autor in Coburg.

Buch-Tipp Gerhard Raff "Die Gschichd vom Mose und de zehn Gebode", Illustrationen: Dieter Groß und Bernd Stolz, in fränkische Mundart übertragen von Manfred Kern, gebunden, mit CD, Landhege-Verlag, 2014; 19,90 Euro

Bibliografie Manfred Kern
"Di woahre Gschichd vo meim zweide Leewe" (in fränkischer Mundart); "Offene Wunden - Ein Requiem"; "Die Verwunschenen" (sieben Erzählungen); "Verlasse bo mir - Mundardgedichde"; "Der Abgang"; - "Lerchen und grüne Kartoffeln" (Gedichte); "Heimatdmuseum"; "Blumen für Ida"; "Meine Oma" (2013, 201 Seiten, 17,80 Euro)