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Coburger Schlachthof in aller Munde


Autor: Oliver Schmidt

Coburg, Montag, 10. Juni 2013

Ein netter Plausch an der Wursttheke? Am Samstag war daran in den meisten Geschäften in und um Coburg nicht im Ansatz zu denken. Zu groß sind die Bedenken, dass die vom Bayerischen Fernsehen erhobenen Vorwürfe stimmen: Am Coburger Schlachthof sollen "Gammelfeisch-Dealer" bereits aussortiertes Fleisch verkauft und somit wieder in den Warenverkehr gebracht haben.
Mit Hinweisschildern machten zahlreiche Geschäfte am Samstag darauf aufmerksam, dass sie beziehungsweise ihre Lieferanten nichts mit dem Skandal im Coburger Schlachthof zu tun haben. Foto: privat


In vielen Geschäften wurden am Samstag Hinweisschilder platziert, mit denen man zumindest versuchte, die verunsicherten Kunden aufzuklären und zu beruhigen. Geholfen hat es nur bedingt: Nachfragen des Tageblatts an verschiedenen Stellen haben ergeben, dass am Samstag deutlich weniger Fleisch und Wurst über die Ladentheken in der Region gegangen ist als sonst üblich.

Ohnehin schwierige Grillsaison

Inwieweit da natürlich auch das schlechte Wetter mitten in der besten Grillsaison eine Rolle spielt, ist eine andere Frage. Letztlich, und dies war bei vielen Gesprächen zu hören, muss jetzt ganz schnell das passieren, was am Freitag bereits Metzgermeister Manfred Thein gefordert hat: eine schnellstmögliche Aufklärung. Denn, und darauf wies einer unserer Leser in einer Stellungnahme hin: "Den Schaden haben die ehrlichen Mitglieder der Fleischer-Innung.

Denn so lange keine Namen bekannt sind, stehen alle ehrlichen Metzgereien und Gaststätten unter Verdacht!"

Ein Betrieb geschlossen

Am Wochenende machte dann die Nachricht die Runde, dass sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zunächst auf eine einzige Firma konzentrieren könnte, die sich im Coburger Schlachthof eingemietet hat. Zumindest habe das städtische Ordnungsamt die Kutterei dieses Betriebs am Freitag "bis auf weiteres" geschlossen.
Im politischen Coburg hat der Fleischskandal - wie erwartet - die Diskussion um eine mögliche Schließung des ohnehin defizitären Eigenbetriebs der Stadt zusätzlich angeheizt. Der Schlachthof sei schon lange kein kommunaler Betrieb mehr, gab zum Beispiel der Fraktionsvorsitzende der Christlich-Sozialen Bürger, Christian Müller, zu bedenken: "Letztlich werden da private Firmen subventioniert!"

FDP-Stadtrat Hans-Heinrich Eidt war ja bereits am Freitag mit einem Antrag vorgeprescht, wonach eine mögliche Schließung des Coburger Schlachthofs geprüft werden soll. In seiner Antragsbegründung geht er auch gleich noch weiter und regt an, das jetzige Schlachthof-Areal künftig lieber für die Hochschule ("Band der Wissenschaft") zu nutzen.

Auch auf unserer Internetseite www.infranken.de wird weiter sehr rege diskutiert. Interessant dieser Beitrag einer Leserin: "Schlachthof schließen - Problem gelöst? Die FDP macht es sich einfach. Die Schlachtung wird dann in riesige zentrale Schlachthöfe verlagert, wo alles anonym abläuft, ausländische Lohnsklaven im Akkord schlachten und dann schon einmal ein Schwein lebendig abgebrüht oder ein Rind lebendig gehäutet wird.

Über diese Rieseninstitutionen gibt es erst recht keiner Kontrolle. Und die Metzger kaufen dann Schweine- und Rinderhälften und wissen nicht mehr, von welchem Bauern das Tier stammte und wie es gehalten wurde." In einer der vielen anderen Stellungnahmen wird aber auch kritisch hinterfragt, wie verlässlich die Recherchen des Bayerischen Fernsehens tatsächlich sind.