Druckartikel: Liebe aus dem Internet: Coburger verliert Vermögen an Betrüger

Liebe aus dem Internet: Coburger verliert Vermögen an Betrüger


Autor: Gabi Arnold

Coburg, Mittwoch, 20. Februar 2019

Das Landgericht Coburg schickt einen 60-jährigen Ex-Fußballprofi aus Holland in den Knast. Er war nur ein Rädchen in einem weltweiten Verbrechernetzwerk, auf das ein Mann aus Coburg hereingefallen war.
Ein verliebter Mann aus Coburg fiel auf eine Lügengeschichte um angebliche Diamanten herein. Er verlor dabei ein Vermögen. Ein Ex-Fußballprofi muss deswegen nun ins Gefängnis. Symbolfoto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa


Das Landgericht Coburg hat einen 60-jährigen Niederländer zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Damit ging am Dienstag ein Betrugsprozess um Liebe, Diamanten und sehr viel Geld zu Ende.

Profifußballer in den 70er Jahren

Der Angeklagte hatte eigenen Angaben zufolge in den 1970er Jahren sein Geld als Profi-Fußballer in Holland, Deutschland und Belgien verdient. Mit dem Strafmaß blieb die Kammer unter dem, was Staatsanwalt Frank Dietze für angebracht hielt. Der Anklagevertreter wollte den Ex-Kicker für sechs Jahre und neun Monate hinter Gittern sehen.

Die Strafkammer ging aber letztendlich davon aus, dass der 60-Jährige nur ein Rädchen in einem internationalen Netzwerk von organisierter Kriminalität war. "Die eigentlichen Strippenzieher, die wir wahrscheinlich nie kriegen, würden wir gescheit verurteilen, " so der vorsitzende Richter Christoph Gillot in seiner Urteilsbegründung.

Der Koblenzer Rechtsanwalt Ralph Querbach hatte für eine Freiheitsstrafe von unter drei Jahren plädiert. "Der Angeklagte hat mit den Hintermännern rein gar nichts zu tun," sagte der Verteidiger. Die Hintermänner, so Querbach, hätten den Geschädigten, einen Coburger Unternehmer, geradezu schamlos ausgenutzt. Insgesamt hatte der Coburger rund 700.000 Euro an die Betrüger überwiesen oder bar gezahlt.

Soldatin als Lockvogel

Die Geschichte begann im Mai 2017: Eine international agierte Bande köderte den Coburger auf einer Online-Single-Börse mit dem Fake-Profil einer angeblichen US-Soldatin. Dem Geschäftsmann gefiel die dargestellte attraktive junge Frau. Es entwickelte sich eine intensive Online-Beziehung mit der Aussicht auf eine Partnerschaft.

Die "Angebetete" baute ein Vertrauensverhältnis zu dem Oberfranken auf. Nach circa fünf Monaten wurde dann eine Geschichte um eine Diamantenlieferung gesponnen. Dazu sollte der Coburger Diamanten aus Aserbaidschan kaufen und gewinnbringend nach China weiterveräußern.

Die Internet-Bekanntschaft gaukelte dem Mann vor, das Geld sei für eine gemeinsame Altersvorsorge.

Es ging um millionenschwere Edelsteine

Um die Edelsteine im Wert von 38 Millionen Euro auszulösen, sollte der Coburger ein Unternehmen in England gründen und hohe Summen überweisen, beispielsweise um ein angebliches Konto in Aserbaidschan freizuschalten, auf dem ein Vermögen lagern sollte.

Die Strippenzieher, die vermutlich in Nigeria sitzen, gingen dabei geschickt vor. Sie fälschten Internetadressen und amtliche Dokumente und gaben sich als Bankberater aus. Auch ein angeblicher Anwalt, der sich Lord nannte, telefonierte mit dem Coburger Unternehmer.

Der 60-jährige Niederländer kam erst ins Spiel, als der Geschädigte bereits über 300 000 Euro auf britische Konten überwiesen hatte und die Geldübergaben bar abgewickelt werden sollten. Für die Geldübergaben heuerte der Angeklagte einen weiteren Holländer an, der bereits vom Landgericht Coburg verurteilt wurde und dessen Berufungsverfahren momentan läuft. Dieser Komplize trat als Zeuge im Prozess gegen den 60-Jährigen auf.

Obwohl Richter Gillot den Zeugen mit eindeutigen WhatsApp-Chats konfrontierte, wollte der nichts von den krummen Geschäften gewusst haben. Mit dem 60-Jährigen wollte er eine rein geschäftliche Beziehung gepflegt und für seine Kurierfahrten lediglich einen Stundenlohn und das Fahrgeld bekommen haben.

"Völliger Blödsinn"

"Wir haben hier WhatsApp-Nachrichten, die belegen, dass das völliger Blödsinn ist, was Sie hier erzählen," so Gillot. Dem Komplizen droht nun ein zusätzliches Verfahren wegen Falschaussage. Der 60-Jährige wird seine Haftstrafe wohl in den Niederlanden absitzen. Außerdem ordnete das Gericht die Einziehung von Wertersatz in Höhe von 295 000 Euro an. Das Urteil ist rechtskräftig.

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