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Coburger Rettungshunde suchten vermisstes Mädchen


Autor: Christiane Lehmann

Coburg, Dienstag, 17. Oktober 2017

Die Rettungshundestaffel des BRK und ASB suchte akribisch nach dem vermissten Mädchen aus Scheuerfeld. Am Nachmittag wurde sie am Busbahnhof aufgegriffen.
Oskar ist aufmerksam und nimmt Witterung auf. Foto: Rettungshundestaffel


Wenn der Piepser im Hause Lorz geht, steigt nicht nur bei Daniel Lorz und seiner Lebensgefährtin Lisa Lehmann der Adrenalinspiegel. Auch Oskar und Scooby spitzen die Ohren und rennen aufgescheucht durch den Flur. Der Münsterländer und der Labrador wissen, dass es jetzt wohl gleich zum Einsatz geht und ihre Spürnasen gefordert sind. Am Dienstag gegen 1 Uhr in der Nacht war es wieder soweit: Die integrierte Leitstelle Coburg trommelte alle notwendigen Einsatzkräfte zusammen. Kurze Zeit später rückten die BRK-Rettungshundestaffeln Coburg, Haßberge, Bad Kissingen und die ASB-Rettungshundestaffeln Coburg und Kronach an.
Seit dem Abend wurde ein14-jähriges Mädchen aus Scheuerfeld vermisst. Als Sachberater Hund koordiniert Daniel Lorz seine Mannschaft. 25 Hundeführer und Helfer sowie zehn Hunde versammeln sich am Einsatzort.
In Zusammenarbeit mit dem Einsatzleiter Rettungsdienst und dem Einsatzleiter Polizei bespricht Daniel Lorz die Lage und instruiert die Staffeln.
Die acht Rettungshundeteams mit Flächensuchhunden und ein Mantrailer machen sich auf, um die weit über einen Quadratkilometer große Fläche nach der vermissten Person zu durchsuchen.Auf einer Fläche von rund 300 auf 400 Metern suchen jeweils ein Hundeführer und ein Helfer mit einem Hund jeden Zentimeter ab. Es sind eine ganze Reihe Mischlingshunde, ein Australian Shepard, ein Labrador und Münsterländer, der in der Nacht zum Mittwoch ihr bestes geben.


Extreme Spürnase

Laborversuche haben gezeigt, dass die Nase des Hundes Moleküle in einer solch geringen Menge wahrnehmen kann, dass er zwei Sandkörner auf einem 500 Meter langen, 50 Meter breiten und 50 cm tiefen Sandstrand wieder findet.
Der Flächensuchhund läuft so genannte Schläge der Bögen mit der Nase im Wind, hierbei durchstreift er in etwa 20 bis 60 Meter weiten kreisförmigen Bögen das Gelände und kehrt immer wieder zum Hundeführer zurück. Er filtert dabei mit seiner Nase "menschlichen Geruch" aus dem Wind.
Der Körper des Menschen verliert ständig eine Kombination von Haaren, Hautschuppen, Schweiß und anderen menschlichen Sekreten wie Speichel, Atemluft. Pro Stunde streift ein Mensch von jedem Finger 10 000 geruchsvolle Hautzellen ab. Die darin enthaltene Buttersäure, Harn- und Essigsäure kann ein Hund eine Million Mal besser riechen als der Mensch.
Die verlorenen Partikel "segeln" zu Boden und sie werden auch wie eine Geruchswolke mit der Luft transportiert. Diesen Geruch kann ein gut ausgebildeter Hund je nach Wind und Luftströmung auf weite Entfernung wahrnehmen.


Erfolgreiche Suche im Sommer

Rettungshunde sind Hochwindsucher und nehmen Witterung in der Luft auf. Sie halten ihre Nase hoch in den Wind, um die gesuchte Duftwolke zu lokalisieren. Sie arbeiten losgelöst von Fußspuren oder dem Geruchsmuster einer bestimmten Person und zeigen jeden Menschen an, der sich in charakteristischer Position befindet.
Als BRK-Einsatzleiter Rettungsdienst war Volker Drexler-Löffler vor Ort. "Es ist immer wieder bemerkenswert, welch große Flächen mit Suchhunden innerhalb kürzester Zeit abgesucht werden können", meint der Einsatzleiter.
Erst im Sommer diesen Jahres spürte die Mischlingshündin Taiga der Rettungshundestaffel die vermisste 86-jährige Rentnerin auf, die aus einem Coburger Altenheim weggelaufen war.
Im Fall der 14-jährigen Scheuerfelderin wurde der Einsatz in den Morgenstunden gegen 9.30 Uhr abgebrochen. Das Handy des Mädchens war mittlerweile im Stadtgebiet geortet worden.
Nach intensiven Ermittlungen und der Suche nach dem Mädchen wurde sie am frühen Nachmittag am Coburger Busbahnhof wohlbehalten aufgegriffen und nach Hause gebracht.


Müde Hunde, aktive Herrchen

Für die Hunde und ihre Herrchen und Frauchen bedeutet das Feierabend - zumindest die Hunde dürfen sich jetzt ausruhen. "Die sind fix und fertig, wenn sie ein bis zwei Gebiete abgesucht haben", weiß Daniel Lorz aus Erfahrung. Oskar liegt neben ihm, alle Viere von sich gestreckt.


28. Alarmierung

Während Daniel Lorz am Mittwoch noch bis 19 Uhr eine Auszeit hatte, bevor er zur Nachtschicht in die Rettungsleitstelle Bad Rodach musste, wo er als BRK-Rettungsassistent hauptberuflich arbeitet, mussten einige der zehn Kollegen gleich morgens ihren Dienst antreten. Für den Sachbearbeiter, den Lagerarbeiter, die Arzthelferin und Kinderpflegerin nahm der Tag nach zweieinhalb Stunden Schlaf und sieben Stunden Nachteinsatz im Gelände seinen ganz normalen Lauf.
Bei dem Einsatz handelte sich um die mittlerweile 28. Alarmierung in diesem Jahr.