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Coburger Publikum bejubelt beeindruckende Erstaufführung


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Dienstag, 03. November 2015

Selten gespielte Werke waren im 2. Sinfoniekonzert zu hören. Beifallsstürme erntete das junge Aramis-Trio mit Konzertmeister Martin Emmerich an der Spitze, welches mit einer musikalischen Rarität aufwartete.
Das Aramis-Trio und das Philharmonisches Orchester des Landestheaters gestalteten gemeinsam die Erstaufführung von Emanuel Moórs Tripelkonzert. Foto: Jochen Berger


Für den gebürtigen Ungarn Emanuel Moór und sein Tripelkonzert für Violine, Violoncello und Klavier mit Orchester gab es an diesem Abend eine (nach Dirigent Roland Kluttig) "deutschland-, europa-, ja vielleicht sogar weltweite" Wiederaufführung.


Das lange Warten auf die Wiederentdeckung


Einst für das legendäre Trio Thibaud-Casals-Cortot komponiert und vielfach von jenen gespielt, hat dieses seltene Pendant zu Beethovens Tripelkonzert lange auf seine Wiedererweckung in unseren Tagen - und das in Coburg - warten müssen. Es war der Wunsch des Coburger Konzertmeisters Martin Emmerich, das ausgefallene Opus ins Programm zu nehmen, wo es sich hinter Schubert und Bartók gar nicht mal so schlecht ausmachte.



Pompöse Orchestereinleitung, gefolgt von vollgriffigen Klavierakkorden und expressiven Kantilenen der Streicher prägen den ersten Satz, dem
ein als Scherzo konzipiertes Intermezzo folgt. Das einleitende ausgedehnte Adagio des Finales nimmt die Stelle eines langsamen Satzes ein, bevor das schwungvolle Allegro con brio den teils gefühlvollen, aber immer wieder den sich bombastisch aufbäumenden Abschluss bildet.


Martin Emmerichs sensibler Geigenton, das klangvolle Cello von Heiner Reich und das virtuos gespielte Klavier von Fabian Wankmüller verbanden sich von Anfang bis Ende zu nahtlosem Zusammenspiel, müheloser Bewältigung aller technischer Schwierigkeiten und ausdrucksvoller Gestaltung.



Nicht weniger anspruchsvoll war der Orchesterpart, den das Philharmonische Orchester stets klangschön und zuverlässig unter der sorgsam gestaltenden Leitung von Roland Kluttig bewältigte. Fazit: Dieses "Konzert für zwei Orchester" (wiederum nach Kluttig) verdient es durchaus, gelegentlich wieder ins Repertoire aufgenommen zu werden, zumal es - wie schon gesagt - von der Besetzung her eine seltene Gelegenheit für Klaviertrios ist, mit Orchester zu musizieren. Nach stürmischem Beifall und Bravorufen gab es noch einen besonderen Gag als Zugabe: Das Aramis Trio spielte mit Roland Kluttig als Secondo am Flügel eine Polonaise von Franz Schubert!


Zum Auftakt Schuberts 3. Symphonie


Der erste Teil des Konzerts begann mit der jugendfrischen, im Alter von 18 Jahren komponierten 3. Sinfonie D-Dur von Franz Schubert, die quicklebendig in Kopfsatz und Finale, mit fein ziselierter Dynamik im zweiten Satz und rustikal im Menuett mit seinem melodienseligen Trio wiedergegeben wurde.


Eine gewaltige Leistung für das Orchester und seinen Dirigenten war die mitreißende Wiedergabe der 2. Suite op. 4 von Béla Bartók. Viel Beifall für diesen gelungenen österreich- ungarischen Abend! Noch eine Bemerkung am Rande: Da im Kongresshaus wesentlich mehr Plätze als im Landestheater zur Verfügung stehen, könnten beim nächsten Mal auch Nichtabonnenten an diesem Kunstgenuss teilnehmen und die sichtbaren Lücken im Parkett schließen.