Coburger Prunksitzung: Steilvorlagen, dass die Ohren klingen
Autor: Ulrike Nauer
Coburg, Sonntag, 17. Januar 2016
Die Narrhalla hatte zur Prunksitzung geladen. Über fünf Stunden lang amüsierte sich das Publikum bei Coburger Lästereien, der Analyse der fränkischen Seele und sportlichen Höchstleistungen, dargeboten von den Garden des Coburger Mohr, dem Damenballett und den Effect's.
Nein, an Coburger Themen und Geschichten fehlte es den komödiantischen Gästen bei der Prunksitzung der Coburger Narrhalla am Samstagabend wirklich nicht: Ob Flugplatzneubau, Klebe-Kennzeichen oder eine Landestheater-Sanierung, die sich zur Coburger Elbphilharmonie entwickeln könnte, das vergangene Jahr war derart reich an Steilvorlagen, dass sich Comedy-Größen wie Mäc Härder und Otti Schmelzer, aber auch die beiden Coburger, Stadtrat Peter Kammerscheid und Narrhalla-Präsident Thomas Eck, nur bedienen mussten. Eines - manche(r) hatte vielleicht insgeheim darauf gehofft - gab es in diesem Jahr allerdings nicht: Nackte Tatsachen, wie sie 2015 Arthur Dewitz und Thomas Eck mit ihrem legendären Handtuch-Auftritt geboten hatten. Aber das Publikum amüsierte sich auch ohne nackte Haut mit dem mehr als fünfstündigen Programm prächtig.
Die Show war gerade zur Hälfte vorbei, da ließ sich Peter Kammerscheid schon von seinem "Taxler" Thomas Eck von der Prunksitzung nach Hause chauffieren. Selbstverständlich nicht wirklich, nur auf der Bühne. Aber den (Holz-)Rahmen ihres Taxis nutzt das Duo schon seit Jahren, um anständig über die Coburger Politik herzuziehen. Egal, ob an- oder abwesend, dem einen oder anderen dürften dabei ordentlich die Ohren geklungen haben.
Vergangene Woche wurde etwa über die Landestheater-Sanierung beraten - Pläne gibt es bisher nicht, aber es stehen bereits große Summen im Raum. "Die Elbphilharmonie lässt grüßen", kommentierte Thomas Eck.
Interessenkonflikt? Ach wo!
Auch zum Thema Verkehrslandeplatz haben die beiden im Taxi so ihre Meinung. Dass Willi Kuballa gleichzeitig Rechtsdirektor der Stadt Coburg und Geschäftsführer der Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz ist, sei für ihn gar kein Problem, betonte Kammerscheid. "Für den Willi leg ich meine Hand ins Feuer!" Ecks trockene Antwort: "Dann kauf Dir schonmal eine Prothese!"Aber auch ÖDP-Stadtrat Klaus Klumpers ("Ökofreak"), das "Dream-Team der Coburger Grünen, Martina und Wolf-Rüdiger" und die Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den neuen Verkehrslandeplatz, Dagmar Escher, kriegen ihr Fett weg. Beim jungen Bad Rodacher Bürgermeister müsse er immer an die Werbung für Kinderschokolade denken, lästert Eck. "Bei Dagmar Escher fällt mir nur ein: Besen!"
Mäc Härder, Comedian und Franke aus Überzeugung, arbeitet erst einmal allerlei Dinge auf, die ihm so auf den Wecker gehen, ehe er zum Abschluss seiner Show mittels Jonglage und zum größten Vergnügen des Publikums erklärt, wie das genau mit der Umbenennung der Max-Brose-Straße gelaufen ist. Die drei Beteiligten: OB Tessmer, die CSU und Brose-Gesellschafter Michael Stoschek, jeweils als roter, schwarzer und durchsichtiger Gummiball. Als Mäc Härder den durchsichtigen Stoschek-Ball immer wieder quasi als "Schlag unter die Gürtellinie" unter seinem Bein durchjongliert, hält es Tessmer vor Lachen kaum auf seinem Stuhl - allerdings nicht auf seinem Sitz im Elferrat, sondern unten, im Publikum. Aus Platzmangel passt nicht der gesamte Elferrat auf einmal auf die Bühne, deshalb wird durchgewechselt.
Ganz andere Probleme hat Volker Weigand, der als Büttenredner auch schon lange fester Programmbestandteil ist und vom Publikum auch diesmal wieder frenetisch beklatscht wird. Weigands Problem heißt Marvin und ist der künftige Schwiegersohn. Dass der junge Kerl ihm sein Töchterlein wegnehmen will, treibt den eifersüchtigen Vater glatt in die Therapiegruppe. Die Freude, dass Marvin ganz plötzlich abgemeldet ist, währt nur kurz, denn dessen Nachfolger, Sören, hat zwei "hyperaktive Erziehungsgranaten" als Eltern und auch noch gute Manieren. Zum Glück stellt sich Sören als Alptraum heraus und der Papa erwacht, ehe es zum Altar geht. Dummerweise ist Marvin kein Traum...
Über fünf Stunden lang wechseln sich Comedy - dabei sind auch Jörg Kaiser aus Nürnberg und "Das Eich" aus Kulmbach - und sportliche Höchstleistungen ab. Der Coburger Mohr schickt seine Jugendgarde (Deutscher Meister) und die Königsgarde auf die Bühne. Außerdem gibt es die Wiederholung eines ganz besonderen Auftritts vom letztjährigen Schlossplatzfest: Die Damen der Prinzengarde von 1985 zeigt in ihren Original-Kostümen, dass sie in 30 Jahren nichts verlernt haben. Das Publikum honoriert die unglaubliche Leistung mit lauten Rufen nach einer Zugabe.
Das schrill gekleidete Damenballett der Narrhalla nimmt die Gäste im proppenvollen Kongresshaus mit auf einen gutgelaunten Junggesellinnenabschied.
Die Tänzerinnen der Effect's dürfen den Showteil mit ihrem Schautanz "Der Schatz der Mumien" eröffnen und mit "Shaolin" auch beschließen.
Eine dicke Überraschung bereitete Thomas Eck gleich am Anfang des Abends Emilia I., der ehemaligen Kinderprinzessin von 2015. Das neue Prinzenpaar, dessen Identität bis zu diesem Moment ein wohl gehütetes Geheimnis war, ist nämlich niemand anderes als Szilvia I. und Michael II. - Emilias Eltern.