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Coburger "Projekt Parzival": Unerschrocken auf Sinnsuche


Autor: Jochen Berger

Coburg, Montag, 15. Mai 2017

Wie Jugendclub und Club 56 des Landestheaters mit ihrem "Projekt Parzival" das Publikum im Coburger Theater in der Reithalle beeindrucken.
Das "Projekt Parzival" nach einem Text von Tankred Dorst feierte Premiere im Coburger Theater in der Reithalle.Foto: Henning Rosenbusch


Diese Geschichte führt in längst vergangene Zeiten. In das frühe 13. Jahrhundert des Wolfram von Eschenbach. Sie erzählt von einem unwissenden jungen Mann namens Parzival, der seinen eigenen Weg gehen will und lange Zeit doch nur hilflos durch eine Welt stolpert, deren Regeln er nicht kennt.


Der in Oberlind bei Sonneberg geborene Dramatiker Tankred Dorst hat lange mit dem Parzival-Stoff gerungen und seine Version schließlich doch Fragment sein lassen. Eine Geschichte aus längst vergangenen Zeiten? Mitnichten - und schon gar nicht in der Fassung, die der Jugendclub und der Club 56 des Landestheaters gemeinsam erarbeitet haben.


Beängstigende Intensität

"Projekt Parzival" - unter diesem Namen präsentieren Nachwuchs-Mimen und Senioren einen ganz und gar außergewöhnlichen Theaterabend. Voller Poesie und mit einer geradezu beängstigenden Intensität verwandeln sie den Stoff in eine Geschichte der Sinnsuche, die keine vordergründige Aktualisierung braucht, um faszinierend lebendig zu wirken. In einjähriger Probenarbeit haben Jugendclub und Club 56 unter der Projektleitung von Luca Pauer eine Parzival-Lesart erarbeitet, die das Publikum unweigerlich in Bann zieht.


Das beginnt schon bei der Ausstattung, die zwei junge, an der Coburger Hochschule ausgebildete Bühnenbildner gemeinsam erarbeitet haben: Moksha Lehr und Daniel Tauer. Denn sie haben ihre Version der ritterlichen Tafelrunde ganz wörtlich genommen und mitten hinein gesetzt in die Reithalle.


Die Zuschauer sitzen rings herum, teilweise sogar direkt als Gäste an der Tafelrunde und erleben die Sinnsuche Parzivals aus ganz unmittelbarer Nähe.


Aber nicht nur diese wörtlich zu nehmende Nähe der Zuschauer zum Geschehen auf der Bühne zeichnet diesen Abend aus. Entscheidend vielmehr ist die rückhaltlose Entschlossenheit, mit der sich die Darsteller den Stoff angeeignet haben.


Dabei entstehen - auch mit Hilfe von geschickt ausgewählten Musikeinspielungen - immer wieder Bilder von außerordentlicher poetischer Kraft. Viele der oft in chorischem Sprechen angelegten Szenen entfalten eine fast schon irritierende Sogwirkung, lassen in der Konfrontation von Jugend und Alter, von enthusiastischer Unbefangenheit und illusionsloser Lebenserfahrung spannende Begegnungen entstehen. Ein Abend voller Wucht und Zartheit, der vom Publikum mit Ovationen gefeiert wird.




Sie bringen "Parzival" auf die Bühne der Coburger Reithalle



Theater-Tipp "Projekt Parzival" nach Tankred Dorst - eine Produktion von Jugendclub und Club 56 des Landestheaters Coburg

Produktionsteam Projektleitung: Luca Pauer ; Spielleitung: Peter Molitor (Jugendclub), Anne Rieckhof (Club 56); Bühnenbild und Kostüme; Moksha Lehr, Daniel Tauer. Es spielen Mitglieder des Jugendclubs und des Club 56.

Darsteller
Ruth Brückner
Annetta Chiantone
Amy Ellis
Christa Fedder
Karl-Friedrich Fehn
Valentina Gaudiello
Marleen Gertloff
Horst Gründel
Katalin Hauc
Ulrike Heckl-Fischer
Gitta Hofrichter
Tomiris Issin
Elly-Xenia Jurgan
Beate Kittel
Sophia Kraft
Anina Mai
Birk Menzel
Rosalie Mert
Wolfgang Müller
Gabriele Munzert
Elvira Nettelroth
Rieka Pauer
Kevin Pojani
Lara Reißenweber
Anna Rogler
Luca Schenk
Julia Schindler
Emilie Schorr
Annegret Schüppler
Margarete Steinhorst
Christiane Stellmacher
Denice Verganza
Malik von Berg
Lukas Weber
Olivia Wyglenda


Weitere Aufführungen "Projekt Parzival" - 16., 17. Mai, 23., 24., 25. Juni, 20 Uhr, Coburger Theater in der Reithalle (Eintrittskarten im Vorverkauf: Theaterkasse, Tageblatt-Geschäftsstelle). ct