Druckartikel: Coburger Professorin kämpft für kulturelle Bildung für alle

Coburger Professorin kämpft für kulturelle Bildung für alle


Autor: Gabi Arnold

Coburg, Dienstag, 17. Juni 2014

Professor Veronika Hammer hält kulturelle Bildung essenziell für ein Gelingen von Alltag und Beruf. In ihrem Buch macht sie sich Gedanken darüber, wie alle jungen Menschen hier erreicht werden können, auch solche aus einem bildungsfernen Elternhaus.
Veronika Hammer stellt ihr Buch "Kulturvermittlung, Inspiration und Reflexionen zur Kulturellen Bildung bei Kindern und Jugendlichen" vor. Es richtet sich an Studierende, Praktiker und Wissenschaftler, soll aber auch den Medien und der Politik dienen.  Foto: Gabi Arnold



"Wer kulturelle Bildung besitzt, kann am gesellschaftlichen Leben teilnehmen", sagt Prof. Veronika Hammer.


Kulturelle Bildung ziele auf kognitives, emotionales und soziales Lernen mit allen Sinnen ab. Doch wie wird Kultur in der Region vermittelt, was interessiert die Jugendlichen oder wie erreicht man Kinder und Jugendliche, die sozial benachteiligt sind und aus so genannten bildungsfernen Familien kommen?

Mit Fragen wie diesen haben Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen das Thema "Kulturvermittlung" beleuchtet. Das Projekt hat Professor Veronika Hammer von der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit an der Hochschule Coburg wissenschaftlich begleitet und die Ergebnisse in einem Buch zusammengefasst, das nun in der Stadtbücherei Coburg vorgestellt wurde.

Drei Jahre lang genau hingeschaut

Das Werk ist das Ergebnis eines

dreijährigen Modellprojektes, das in den Jahren 2011 bis 2013 in Coburg Stadt und Land und im benachbarten Sonneberg lief. Zum Beispiel wurden Jugendliche in den Wohngebieten Sonneberg/Wolkenrasen oder in dem Coburger Stadtteil Wüstenahorn hinsichtlich ihres Kulturverhaltens befragt. Hintergrund ist der demografische Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen, vor denen die Region steht. Es soll eine Bildungs- und Kulturlandschaft geschaffen werden, die das Abwandern von jungen Leuten verhindert.

"Die Notwendigkeit kultureller Bildung wird von den Akteuren aus Coburg Stadt und Land und Sonneberg deutlich gesehen", sagt Veronika Hammer. Das Buch soll Einblicke in die gesellschaftlichen Zugänge der Kulturvermittlung geben. Es richtet sich in erster Linie an Studierende, Wissenschaftler, Kulturwissenschaftler der Pädagogik, Sozialen Arbeit, Soziologie, Stadt-und Gemeindeentwicklung sowie an die Medien und die Politik. Viele Autoren, so Hammer, hätten mit Begeisterung und Euphorie mitgearbeitet.

Die Lebenswelt beachten

Beim Pressegespräch stellten einige ihre Themen vor. So hat Diplomsozialpädagogin Sarah Wünn beispielsweise untersucht, wie Menschen von null bis 25 Jahren aus der Stadt und dem Landkreis Coburg sowie der Stadt Sonneberg Kultur überhaupt nutzen - mit dem besonderen Augenmerk auf Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie aus bildungs- und kulturfernen sozialen Gruppen. Während bei den jüngeren Jugendlichen von 14 bis 16 Jahren das Elternhaus und die Schule eine Rolle spielen, sind es später die Freunde. "Jugendliche wollen in ihrer Lebenswelt abgeholt werden, und Kultur muss Spaß machen", erklärt Wünn. Soziale Netzwerke wie Facebook sind der Hauptkanal, um Informationen abzuholen. Jugendliche interessieren sich demnach immer dann für Kultur, wenn sie mit ihrem eigenen Lebensweg zu tun hat.

Wie Veronika Hammer betonte, sei sie überrascht gewesen, wie wenig die traditionellen Angebote bei jungen Leuten ankommen. Die regionalen kulturellen Einrichtungen finden bei jungen Leuten demnach kaum Anklang, am ehesten nutzen noch gut gebildete, junge Mädchen diese Angebote. Schwer zu erreichen seien Jugendliche mit Migrationshintergrund und Jugendliche mit niedriger schulischer Bildung. Und: "Eine günstige Verkehrsanbindung ist sehr wichtig", hat Hammer festgestellt.

Brauchtum interessiert wenig, das Sambafestival oder Live-Konzerte kommen gut an

Beliebt sind hingegen das Sambafestival oder Live-Konzerte. Für Kinder und Jugendliche aus dem Coburger Stadtteil Wüstenahorn ist das Kinder-und Jugendzentrum sehr wichtig. Projekte wie Hip-Hop, Tanzkurse, Kick- oder Selbstverteidigungskurse müssten laut Hammer mehr ausgebaut werden.

Professor Eckardt Buchholz-Schuster (Hochschule Coburg) sieht in der Vermittlung von Kultur ein Schwerpunktthema für die Jugendarbeit der kommenden Jahre. Die Region Coburg und Sonnefeld sei hier beispielhaft aufgestellt. Dies konnte Coburgs Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) nur unterstreichen, schließlich hatte die Region erst unlängst den Preis der Bildungsregion Coburg erhalten.


Informationen zum Buch

Hammer, Veronika: Kulturvermittlung. Inspiration und Reflexionen zur Kulturellen Bildung bei Kindern und Jugendlichen. Beltz Juventa Verlag, Weinheim und Basel. ISBN: 978-7799-2926-0, Preis 29,20 Euro