Coburger Professoren analysieren: Das Dilemma der Corona-Krise
Autor: Redaktion
Coburg, Montag, 04. Mai 2020
Die Professoren James Giordano und Niko Kohls, die beide an der Hochschule Coburg unterrichten, erklären im Interview die ethischen Probleme infolge des Virus und bewerten die verschiedenen Strategien der Industrieländer.
James Giordano berät die amerikanische Regierung in der Corona-Krise. Der Professor der Georgetown University gilt als einer der weltweit führenden Experten für Biosicherheit und Bioethik - und er unterrichtet Studierende der Integrativen Gesundheitsförderung an der Hochschule Coburg als Gast-Professor. Normalerweise. Niko Kohls ist an der Hochschule Coburg Professor für Gesundheitswissenschaften und Spezialist für Medizinische Psychologie. Eigentlich arbeiten die beiden Professoren in Coburg immer eng zusammen. Aber in diesem Semester sitzen sie auf verschiedenen Kontinenten am Computer. Per Videokonferenz stehen sie den Studierenden Rede und Antwort.
Im Interview gehen sie auch auf das ein, was gerade die Öffentlichkeit besonders beschäftigt: wie das Virus nicht nur Gesundheit, sondern auch Wirtschaft und Psyche angreift. Die Professoren erklären das große ethische Dilemma dieser Krise und die verschiedenen Strategien der Industrieländer.
Professor Giordano, Sie sind Mitglied einer Corona-Task-Force für die amerikanische Regierung - wie ist dieses Gremium aufgestellt?
James Giordano:
Welchen Einfluss hat das Gremium? Die amerikanische Regierung wirkt auf uns Europäer oft eher beratungsresistent ...
Giordano: Wir gehören zum Verteidigungsministerium und beschäftigen uns in erster Linie mit der nationalen Sicherheit in der Corona-Krise, mit medizinischen und ethischen Fragen, die für die Handlungsfähigkeit des Militärs von Bedeutung sind. Aber der zivile Sektor interessiert sich auch für unsere Empfehlungen. Wir versuchen zu zeigen, wie biomedizinische Maßnahmen gegen das Virus und die Zuweisung von Ressourcen ethisch umgesetzt werden können. Meiner Meinung nach sollten die Vereinigten Staaten auch die Zusammenarbeit mit den europäischen Verbündeten erneuern und verstärken, denn so könnten wir national und global Antworten finden - für die aktuelle Situation und die Zukunft. In der Vergangenheit war das sehr effektiv. Aber das ist meine persönliche Meinung. Sie spiegelt nicht unbedingt die Ansicht der Organisationen und Institutionen wider, mit denen ich zusammenarbeite.
Ressourcenzuweisung? Das bedeutet so etwas wie die Entscheidung, ob im Zweifel ein junger Vater mit Vorerkrankung ein Beatmungsgerät bekommt oder ein alter Mann ohne Vorerkrankung?