Coburger Proben-Impressionen: Zwischen Papageno und Tanzmarathon
Autor: Jochen Berger
Coburg, Dienstag, 18. Sept. 2018
Beim Probenrundgang zeigt das Landestheater Coburg seine Vielseitigkeit zwischen Oper, Schauspiel mit Musik und Musical.
So viel Anfang war lange nicht im Landestheater. Viele neue Namen, viele neue Gesichter, viele neue Stimmen im Ensemble. Intendantenwechsel bedeutet oft auch Personalwechsel auf der Bühne.
In diesem Fall am Landestheater vor allem mit Bereich Musiktheater. Beim Theaterfest samt Gala-Abend waren die neuen Sängerinnen und Sänger bereits in einigen ausgewählten Stücken zu erleben. Bis zur ersten Premiere dauert es freilich noch gut eine Woche.
Königin der Nacht
Die Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts Kassenschlager "Die Zauberflöte" feiert am 29. September Premiere im Großen Haus. Hinter den Kulissen freilich laufen die Proben nicht nur für Papagano und Tamino, Sarastro und die Königin der Nacht, sondern auch für weitere Produktionen in allen Sparten, die in den nächsten Wochen auf die Bühne kommen werden.
Slapstickartige Szene
Reichlich Bewegung auf der Probebühne am Oberen Bürglaß. Gastregisseur Philipp Westerbarkei arbeitet mit dem Herrenchor des Landestheaters und einigen Solisten an einer "Zauberflöten"-Szene. Für Papagenos Spiel auf dem Glockenspiel hat sich Westerbarkei eine ganz eigene Version ausgedacht, die den Chor fast slapstickartig in Bewegung versetzt. Mittendrin in der Szene: Regisseur Philipp Westerbarkei, der nicht nur Anweisungen gibt, sondern auch sehr anschaulich vorspielt, wie er sich das Geschehen vorstellt. Mit dem Papageno gibt der junge Bariton Armin Zobel sein Coburg-Debüt.
Zwei-Personen-Musical
In der Reithalle tobt unterdessen der Geschlechterkampf als Kammerspiel: Frau (Veronika Hörmann) und Mann (Benjamin Hübner) beim Versuch, doppelte Einsamkeit in harmonische Zweisamkeit zu verwandeln. Amelie Elisabeth Scheer, die in der vergangenen Spielzeit eine eindringliche Interpretation von Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" auf die Bühne der Reithalle brachte, führt Regie bei diesem Zwei-Personen-Musical mit Songs von Stephen Sondheim. Der Weg zum erhofften Glück - er führt in diesem speziellen Fall zu einem dauernden Wechselspiel zwischen Verstehen und Missverstehen.
Zeitreise in die 30er Jahre
Eine Etage weiter oben probt der Chor Unerhört für seinen Auftritt in "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss". Schauspieldirektor Matthias Straub, Coburgs Mann für die Kassenschlager, setzt die Bühnenfassung des Romans von Horace McCoy in Szene. Der Abend verspricht eine Zeitreise ins Amerika der 30er Jahre. Tanzmarathon lautete damals das Zauberwort für viele Paare, die sich von der Hoffnung auf ein beträchtliches Preisgeld und auf regelmäßige warme Mahlzeiten antreiben ließen und die Torturen des fast pausenlosen Tanzens auf sich nahmen.
Tanzmarathon
Straub hat noch reichlich Zeit bis zur Premiere am 20. Oktober, um dieses zynisch anmutende Spektakel namens Tanzmarathon präzis und lebendig zu arrangieren. Viel Bewegung auf der Bühne, die zum Tanzboden wird. Und reichlich zu koordinieren, damit aus der Begegnung von tanzenden Chorsängern und tanzenden Schauspielern lebendige Szenen entstehen. "Jetzt geht das Chaos los", sagt Straub: "Wer sind die Paare? Und wer sind die Springer"?