Coburger Netzwerk hilft Existenzgründern
Autor: Oliver Schmidt
Coburg, Mittwoch, 20. November 2013
Existenzgründer haben mit vielen Hürden zu kämpfen. Doch in Coburg gibt es ein engagiertes Netzwerk, das mit Rat und Tat zur Seite steht. Viele Hoffnungen ruhen auf dem "Band der Wissenschaft".
Ob in der Coburger Region derzeit ein besonders gutes Klima für Existenzgründer herrscht oder nicht, konnte am Dienstag bei der Gesprächsrunde nicht beantwortet werden - schließlich verändern sich viele Rahmenbedingungen stetig. So ist etwa die künftige Höhe des Existenzgründerzuschusses aktuell auch Thema der Koalitionsvereinbarungen in Berlin. Was es in Coburg allerdings auf jeden Fall gibt, ist ein funktionierendes Netzwerk, das Existenzgründern mit Rat und Tat zur Seite steht.
Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der gastgebenden Industrie- und Handelskammer zu Coburg (IHK), war geradezu begeistert, auf welch große Resonanz das nunmehr dritte "Expertengespräch" des Existenzgründernetzwerks stieß; Teilnehmer waren zum Beispiel auch Vertreter der Agentur für Arbeit, des Job-Centers oder von Krankenkassen.
Gründergeist gesucht
"Gründergeist ist unerlässlich für eine vitale Wirtschaft", betonte Siegmar Schnabel. Doch so gut die Region diesbezüglich auch in vielen Punkten dastehe: "Speziell an der Hochschule könnte noch mehr passieren!" Große Hoffnungen für neue Impulse ruhen da nicht nur für Schnabel auf dem "Band der Wissenschaft", das auf dem von der Stadt Coburg erworbenen Güterbahnhof-Areal geplant ist.
Kritik an der Hochschule
Apropos Hochschule: Klaus-Jürgen Leger, ehemaliger Vorstand der Sparkasse, der sich jetzt bei den "Aktivsenioren" engagiert und Existenzgründer begleitet, kritisierte die Hochschule als "lebensverdünnte Zone", die "zu wenig Realitäts- und Praxisbezug" habe. Entsprechend gering sei bei Studierenden oft das Interesse, eines Tages eine Firma zu gründen.
Uwe Müller, Sprecher der Coburger Wirtschaftsjunioren, konnte das nur bestätigen: "Egal, ob wir in einer Schule zu Besuch sind oder an der Hochschule: Wenn wir fragen, wer sich einmal selbstständig machen möchte, meldet sich eigentlich niemand." Und was sind die Gründe dafür? "Das Ansehen des Unternehmers hat in den vergangenen Jahren etwas gelitten", hat Uwe Müller beobachtet. Außerdem fehle jungen Menschen oft die Risikobereitschaft: "Ihnen wird eben von klein auf beigebracht, dass es am wichtigsten sei, etwas Sicheres zu haben."
An dieser Stelle nickte Martin Schmitz, der Wirtschaftsförderer des Landkreises Coburg, zustimmend. Sein Appell: "Wir müssen weniger von ,Risiken' sprechen, sondern lieber von ,Chancen'." Grundsätzlich vermisse er eine "Motivationskultur". Von Schönreden hält Schmitz allerdings auch nichts, und so redete er Tacheles, was so manche Statistik betrifft, die auf den ersten Blick erfreulich sein mag. Doch auf den zweiten Blick sei es laut Schmitz nun einmal Tatsache, dass etwa ein Drittel aller Existenzgründungen in der Region derzeit auf Kleinstgewerbe in den Bereichen Kosmetik, Hausmeisterservice und Versicherungen entfalle.
Für bessere Unternehmerkultur
Und ohne den jeweiligen Existenzgründern zu nahetreten zu wollen, zeige die Erfahrung leider, dass diese Kleinstgewerbe oft nur ein Jahr Bestand hätten und dann wieder erlöschen würden. Kurzum: Die Zahl der Existenzgründungen geht aktuell nicht nur quantitativ zurück, sondern seiner Meinung nach auch qualitativ.
Jens Beland von den Handwerksjunioren beklagte eine "schlechte Unternehmerkultur in Deutschland". So würden es speziell auch viele Handwerker versäumen, ihren eigenen Kindern Lust zu machen, irgendwann den Betrieb zu übernehmen. Und genau damit war das Stichwort gefallen: Unternehmensnachfolger. Die zu finden ist nämlich schwierig, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertages belegt: 40 Prozent der Unternehmer finden keinen passenden Nachfolger!
Holger Opas (Deutsche Bank) wollte diesbezüglich Mut machen: "Die Finanzierung einer Betriebsübernahme ist in der Regel leichter als die einer Neugründung." Rüdiger von Berg (ehemals Raiffeisenbank, jetzt Aktivsenioren) warnte aber auch: Beim Regeln von Unternehmensnachfolgen gebe es viele bürokratische Hürden. Und bereits kleinste Fehler könnten die Existenz einer Firma bedrohen. Stephan Horn von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg forderte deshalb auch einen Abbau von Bürokratie. Denn: "Existenzgründer wollen sich auf ihr Unternehmen konzentrieren!"
Hier gibt's Hilfe
Netzwerk Das Coburger Existenzgründernetzwerk ist online zu erreichen auf seinerHomepage und der Facebookseite.
IHK Ansprechpartnerin für Existenzgründungen ist bei der IHK Susanne Stammberger, Telefon 09561/7426-11 oder Mail stammberger@coburg.ihk.de