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Coburger Musikfreunde erleben Sternstunde der Kammermusik


Autor: Gerhard Deutschmann

Coburg, Dienstag, 26. Februar 2013

Das 1988 gegründete Minguet Quartett zählt zu den gefragtesten Streichquartetten der jüngeren Generation. Bereits zum dritten Mal gastierte das Ensemble bei der "Gesellschaft der Musikfreunde" - diesmal mit einem Programm, das den "Wiener" Komponisten Mozart, Beethoven und Brahms gewidmet war.
Lebendiges Zusammenspiel: Primgeiger Ulrich Isfort und Annette Reisinger an der 2. Violine. Fotos: Jochen Berger


Zwar wurden bekanntlich alle drei nicht in Wien geboren, verbrachten aber einen großen Teil ihres Lebens in der damals führenden Musikmetropole und starben dort. Das mit Ulrich Isfort, Annette Reisinger (Violinen), Aroa Sorin (Viola) und Matthias Diener (Violoncello) besetzte Quartett hinterließ abermals einen fulminanten Eindruck und wurde lebhaft gefeiert.


Beethoven zum Auftakt

Es begann mit dem spritzigen Streichquartett B-Dur op. 18 Nr. 6 von Ludwig van Beethoven, dessen Kopfsatz duftig und locker in echtem "con brio" dargeboten wurde. Schlackenloser Ton und Strich, traumhaftes Zusammenspiel und eine reiche dynamische Skala machten das Zuhören zum Genuss.

Mit vielen tonlichen Nuancen erklang das empfindsame, liedhafte Adagio, frisch und akzentreich das Scherzo mit seinem sprunghaften Trio, ernst und heiter das mit einer melancholischen Einleitung beginnende, dann in ein

bewegtes, musikantisches Rondo übergehende Finale mit furioser Stretta.


Mozarts d-Moll-Quartett

Fast schon an frühromantische Musik erinnert das reife Streichquartett d-Moll KV 421 von Wolfgang Amadeus Mozart, das in seiner "tragischen" Tonart (wie zum Beispiel das "Requiem") komponiert ist. Dicht und nuancenreich wurde der Allegro-Kopfsatz musiziert, sanft mit zwei dramatischen Ausbrüchen das Andante.

Das hier "ernst" gestaltete Menuett wird von einem Dur-Trio flankiert, das die "Minguets" mit delikaten, klangvollen Pizzikati ausstatteten. In straffem Tarantella-Rhythmus wurde der Schlusssatz mit seinen vier eindrucksvollen Variationen angegangen. Ließ sich hier vielleicht Schubert zu seinem Streichquartett "Der Tod und das Mädchen" (ebenfalls in d-Moll!) inspirieren?


Orchestrale Klangfülle

Die anspruchsvollste Aufgabe des Abends wartete auf das Minguet Quartett nach der Pause in Gestalt des Streichquartetts Nr. 1 c-Moll op. 51 Nr. 1 von Johannes Brahms, das in langjähriger Reifezeit entstand, ähnlich wie seine 1. Sinfonie, der die gleiche Tonart zugrunde liegt.

Anders als in dieser, die am Ende "durch Nacht zum Licht" führt, endet das Streichquartett nicht versöhnlich, hat aber nach dem leidenschaftlich erregten Kopfsatz einen friedlichen Gegensatz in der verinnerlicht dargebotenen Romanze und dem eher verhaltenen Scherzo-Allegretto. Mit großem Einsatz und einer breiten dynamischen Palette vom zarten Pianissimo bis zu orchestraler Klangfülle gestaltete das Minguet Quartett dieses dichte, eindrucksvolle Werk wie aus einem Guss.


Bach als Zugabe

Für den verdienten, andauernden Beifall bedankten sich die Künstler mit einer sinnigen Zugabe, dem Contrapunctus I aus Bachs unvollendeter "Kunst der Fuge", womit sie nicht nur dem ersten großen "B" der Musikgeschichte huldigten, sondern auch dem nach Max Reger "Anfang und Ende aller Musik".