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Coburger Landwirtsmeister haben zu feiern


Autor: Rainer Lutz

Coburg, Dienstag, 08. Januar 2013

Wer heute einen Hof führen will, der braucht eine fundierte Ausbildung. Wer den Meisterbrief in der Tasche hat, der darf als top qualifiziert für den Beruf gelten. Die Vereinigung der Meister und Meisterinnen gibt es in Coburg seit 50 Jahren. Sie sorgt für Weiterbildung.
Nicht die dümmsten sondern die am besten ausgebildeten Bauern haben die größten Kartoffeln. Foto: Archiv


Wer Landwirtschaft betreibt, muss wissen wie es geht. Reichte es einst, dass der Vater dem Sohn beibrachte, wie Felder bestellt und Tiere gezüchtet werden, so wuchs der Anspruch an die Qualifikation rasch. Er wächst unaufhörlich weiter. Heute hat ein Großteil der Betriebsleiter einen Meisterbrief in der Tasche und ist in der Regel damit auch in der Landwirtschaftlichen Meistervereinigung (VLM) organisiert, die seit 50 Jahren im Landkreis besteht.

"Den Meister als Krönung der landwirtschaftlichen Ausbildung gibt es tatsächlich erst seit 1959", erklärt Rolf Porsch, langjähriger Geschäftsführer des VLM. 1962 nahm der erste Jahrgang in Coburg die Meisterbriefe entgegen.

Wie die Anforderungen an den Beruf, änderten sich Ausbildungsinhalte mit den Jahren. Doch im Grunde ist der Weg zum Meisterbrief noch der gleiche. Am Anfang steht die Ausbildung zum Gehilfen.

In der dreijährigen Lehrzeit muss die Berufsschule besucht werden, und ein Jahr der Lehrzeit ist auf einem fremden Betrieb zu absolvieren. Danach ist ein Praxisjahr bindend, ehe die Weiterqualifizierung erfolgen kann. Früher wurde eine längere Praxiszeit vorgegeben.

Mit dem Abschluss der landwirtschaftlichen Fachschule erreichen die angehenden Meister nach drei Semestern den Titel "Staatlich geprüfter Wirtschafter für Landbau". Damit wurden die meisten Prüfungen für den Meistertitel bereits abgelegt. Eine fachliche Beurteilung eines fremden Betriebs muss noch erarbeitet werden - eine Art Meisterstück sozusagen.

Eine Pflicht, dann der VLM beizutreten, gibt es natürlich nicht. Doch die meisten Meister sind Mitglied. Die Vereinigung, die dann zahlreiche Angebote der Weiterbildung bereithält, steht auch Meisterinnen der ländlichen Hauswirtschaft offen. "Aber die Mädchen lernen heute oft lieber direkt Landwirtschaft und machen die gleiche Meisterprüfung wie die Jungs", berichtet VLM-Vorsitzender Martin Faber.

Geht auch die Zahl der Betriebe bundesweit und in der Region zurück (Im Coburger Land gibt es noch rund 830 landwirtschaftliche Betriebe), so scheint die Ausbildung zum Landwirt nicht an Attraktivität verloren zu haben, wie die Schülerzahlen der Landwirtschaftsschulen belegen. "Der vergangene Jahrgang war der stärkste seit vielen Jahren in der Region", stellt Rolf Porsch fest. Martin Faber fügt hinzu: "Es kommen immer mehr in die Ausbildung zum Landwirt, die zu Hause keinen Hof haben."

Hans Rebelein, Geschäftsführer beim Bauernverband in Coburg, kennt Gründe dafür: "Es gibt 14 sogenannte ,grüne Berufe'. Der Landwirt ist der Allrounder unter ihnen, er kann in vielen Bereichen arbeiten."

Dabei sollten sich Interessenten kein zu romantisches Bild vom Führen eines landwirtschaftlichen Betriebes machen. "Die Arbeit hat sich sehr verändert. Zu allem was auf dem Hof gemacht werden muss, kommt heute auch noch ein großer Berg von Management-Aufgaben", sagt Martin Faber. Das heißt, ein moderner Bauer sitzt oft länger vor dem Computer als auf dem Traktor. Dennoch reizt es viele junge Leute, dass von der Arbeit mit gewaltigen Maschinen, an denen oft selbst kleinere Reparaturen vorgenommen werden müssen, über Kenntnisse im Pflanzenbau und der Tierzucht bis zur Informatik, der Betriebswirtschaft und viele weitere Bereiche alles in der Ausbildung eines Landwirts vermittelt wird. "Manche haben eine romantische Vorstellung von der Arbeit, aber die vergeht meistens schnell", ist Heidi Rädlein sicher. Die Vorsitzende der Meisterinnen in der VLM betont die Bedeutung der Landwirtschaft für die allgemeine Wirtschaft eines Landes: "Wir sind einer der investitionsfreudigsten Wirtschaftszweige", stellt sie fest und denkt an teure Maschinen und Stallbauten, die von Landwirten oft noch dann angeschafft werden, wenn sonst konjunkturelle Flaute herrscht.

Wenn es um die Bedeutung der Landwirtschaft geht, bekommt sie Unterstützung aus berufenem Munde. Kein geringerer als Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner rechnet in seinem Agrarbericht 2012 vor, dass Agrar- und Forstwirtschaft mit einem Volumen von rund 140 Millionen Umsatz im Jahr rund 15 Prozent der Gesamtumsätze des Freistaats stellen. Brunner: "Jeder siebte Arbeitsplatz im Freistaat hängt direkt oder indirekt mit dem Agrar- oder Forstbereich zusammen."

Öffentlichkeit erwünscht

Die VLM hofft angesichts des hochkarätigen Festredners Hubert Aiwanger auf regen Besuch nicht nur ihrer Mitglieder sondern aller Interessierten bei der Jubiläumsveranstaltung. Sie findet am Freitag, 11. Januar, ab 20 Uhr, in der "Fabrik" in Meeder statt. Der Eintritt ist frei.