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Coburger Landtagskandidaten diskutieren


Autor: Simone Bastian

Coburg, Montag, 09. Sept. 2013

Eine große Koalition in Sachen Landestheater, Uneinigkeit bei der Energiewende und teilweise überraschende Paarungen: Die beiden Coburger Tageszeitungen hatten die Landtagskandidaten im Stimmkreis Coburg aufs Podium im Haus Contakt gebeten. Eine aber fehlte: Susann Biedefeld (SPD) war überraschend erkrankt.


So konnte sie nicht hören, dass Jürgen W. Heike von der CSU ausgerechnet sie wieder am liebsten mit nach München ins Parlament nehmen würde: "Wir haben gemeinsam einiges auf den Weg gebracht, was niemand für möglich gehalten hätte", sagte er über seine Abgeordneten-Kollegin von der SPD, die wie er seit 19 Jahren im Landtag sitzt. Doch Susann Biedefeld hätte auch im Grünen-Kandidaten Bernd Lauterbach einen Partner gefunden. Schließlich haben sie mindestens ein gemeinsames Ziel: Schulschließungen im Coburger Land zu verhindern. Denn angesichts der Schülerzahlen sieht es mau aus für Bad Rodach oder Meeder.

Heike wäre dafür der Wunschpartner von Klaus Klumpers (ödp) gewesen: "Weil ich mir keine lange Einarbeitungszeit erlauben kann", sagte der ehemalige Waldrich-Manager.

Er weiß allerdings, dass er auf einen Einzug ins bayerische Parlament kaum hoffen kann. Anders Bernd Lauterbach und Hans-Joachim Lieb (Freie Wähler): Beide hätten gute Chancen, über die Liste ins Parlament zu kommen, wenn zum einen ihre Parteien genug Zweitstimmen erhalten und sie beide mit vielen persönlichen Stimmen in Oberfranken vorne auf ihren Listen platziert werden. Denn anders als bei der Bundestagswahl kann der Wähler mit seinen beiden Stimmen auch die Reihenfolge auf den Listen verändern - wer als Kandidat viele Stimmen erhält, sei es über die Erst- oder über die Zweitstimme, rutscht vor.

15.000 Stimmen würden nur für einen dritten Abgeordneten fehlen, warb Lauterbach. Lieb braucht ein paar mehr und hat sich "den dritten Platz in Oberfranken" als persönliches Ziel gesetzt.

Sowohl Freie Wähler als auch die Grünen wären nach den jüngsten Umfrage-Ergebnissen drin. Die FDP jedoch draußen. Jens-Uwe Peter ficht das nicht an: "Wir brauchen einen Generationenwechsel", warb der 29-Jährige für sich. Wechselwähler dürfte er aber bei der Veranstaltung im Haus Contakt damit kaum erreicht haben: Ein großer Teil der gut 60 Zuhörer bekannte sich offen zu Jürgen W. Heike, teils mit Heike-Team-T-Shirts.

Von den großen politischen Themen standen nur zwei zur Debatte, die das Coburger Land unmittelbar betreffen. Zum einen ging es um die Sanierung des Landestheaters, die alle Kandidaten wollen, je eher, desto besser.

Lediglich Petra Hähnlein (Die Linke) wagte den Einwand, dass 26 Millionen Euro für die Theatersanierung eine Menge Geld seien, das der Freistaat auch in Bildung investieren könne. Aber sparen solle er sich die Sanierung des Theaters natürlich nicht.

Wenn, solle dabei das Konzept der Christlich-Sozialen Bürger (CSB) in Coburg zum Tragen kommen, sagte Bernd Fischer, Kandidat der Piraten. Wie genau das aussieht, "habe ich jetzt leider nicht im Kopf", aber Moderator Wolfgang Braunschmidt konnte auf die Sprünge helfen: Als Ausweichspielstätte während der Sanierungszeit soll die Angersporthalle dienen. Voraussetzung dafür ist freilich, dass erst einmal eine neue Turnhalle am Südende des Ketschenangers errichtet wird. Doch bis das Landestheater wegen der grundlegenden Sanierung geschlossen wird, dürften auch noch ein paar Jahre vergehen - laut Heike sind noch viele Fragen zu klären. Auch er will vermeiden, dass das Theater ganz geschlossen werden muss. "Sonst sind die Kunden weg."

380-kV-Leitung lautete das zweite große Reizthema. Hier waren sich die Kandidaten nicht mehr so einig. Von "brauchen wir nicht" (Hans-Joachim Lieb und Bernd Lauterbach) bis "notwendig" (Jürgen W. Heike, Jens-Uwe Peter) reichten die Positionen. Klaus Klumpers rechnete vor, dass Bayern zum Stromimportland würde, wenn die Kernkraftwerke erst einmal abgeschaltet werden. "Um Grafenrheinfeld zu ersetzen, brauchen wir 800 Windräder."

Natürlich war auch die "Verwandtenaffäre" ein Thema. Jürgen Heike hatte sich gegen den Vorwurf wehren müssen, er lasse seine Abgeordnetenpauschale einer Anwaltskanzlei zukommen, an der er selbst beteiligt sei. Ist er nicht (mehr) - und sein Vorgehen, dass eine Anwaltskanzlei seine Büroarbeiten erledigt, ist rechtens. "Ich werde den Teufel tun und mich an solchen Bagatellen bereichern", betonte Heike. Trotzdem forderten all seine Mitbewerber mehr Transparenz in Sachen Parteienfinanzierung, denn "die gefühlte Gerechtigkeit ist eine andere", stellte Jens-Uwe Peter fest. "Bei der Bevölkerung bleibt immer etwas hängen", befand auch Petra Hähnlein. "Warum legst du nicht die Zahlen auf den Tisch?!", wandte sich Hans-Joachim Lieb direkt an Heike. Der warnte vor "zu großen Tönen" und versicherte: "Ich werde mich weiterhin an das halten, was Recht und Gesetz ist".