Coburger "Klanggrenzen": Ergreifende Klänge von Glauben und Schmerz
Autor: Jochen Berger
Coburg, Donnerstag, 04. Juli 2019
Wie das Programm "Schicksalsschläge" beim Festival "Klanggrenzen" im Coburger Rathaussaal die Brücke zwischen Musik und Religion schlägt.
Zwei bekannte Komponisten können manchmal ein ausgesprochen ungewöhnliches Programm ergeben. Das bewies die Matinee "Schicksalsschläge" im Rahmen des Festivals "Klanggrenzen" im Coburger Rathaussaal.
Louis Vierne, einer der wichtigsten Vertreter der Orgel-Romantik in Frankreich, begegnete dabei Anton Bruckner, der mit seinen Symphonien zu den bedeutsamsten Komponisten des 19. Jahrhunderts zählt. Zu hören waren Vierne und Bruckner freilich auf ungewöhnlichem Terrain - als Kammermusik-Komponisten.
"Schicksalsschläge" lautete das Motto der Vortragsfolge, die von Pfarrer Andreas Fuchs moderiert und mit Überlegungen zur Musik als Ausdruck gelebter Religiosität ergänzt wurde.
Schicksalsschläge, wie sie der Komponist und Organist Louis Vierne gleich mehrfach erleiden musste. Passend ausgewählt zu diesem Motto war Viernes Klavierquintett c-Moll - ein dunkel gefärbtes Werk voller Spannungen und Reibungen. Vierne begann die Kompositions dieses Quintetts 1917 - in jenem Jahr, als Viernes Sohn standrechtlich erschossen wurde, weil er gegen die Sinnlosigkeit des Krieges protestierte.
Mit vibrierender Intensität
Dem Aramis-Trio um den Geiger Martin Emmerich, Konzertmeister des Landestheaters, sowie verstärkt durch einige Gäste aus den Reihen des Coburger Philharmonischen Orchesters gelang eine bemerkenswert eindringliche, geradezu vor Ausdrucksdrang vibrierende Interpretation - dunkel im Klang, immer wieder aber auch mit schwelgerischen Aufschwüngen.
Anton Bruckners Streichquintett F-Dur, das im ersten Teil erklang, ist ein Kammermusik-Werk von beinahe symphonischen Dimensionen - kammermusikalisch in vielen Feinheiten der Stimmführung, zugleich aber immer wieder klanglich überbordend mit langen Steigerungskurven und schwelgerischen Höhepunkten. Dem verstärkten Aramis-Trio gelang eine spannungsreiche, klar strukturierte, klanglich stets gut in Balance gehaltene Interpretation, die im faszinierend ausdrucksvollen Adagio gipfelte.
Begeistert ausdauernder Beifall im Rathaussaal.