Coburger Kinderuni zieht Max und Moritz vor Gericht
Autor: Christian Dreßel
Coburg, Sonntag, 12. März 2017
Rund 200 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren nahmen an der Kinderuni teil - vier Professoren vermittelten dabei alltagstaugliches Wissen.
"Wie könnte man Max und Moritz gerecht bestrafen"? - Eine schwierige Frage, die sich 25 Coburger Schüler stellten. Zusammen mit Professor Eckardt Buchholz-Schuster suchten sie im Rahmen der Kinderuni, die halbjährlich stattfindet, nach einer passenden Antwort. Seit 2009 veranstaltet die Hochschule gemeinsam mit dem Bildungsbüro der Stadt diesen Aktionstag, jeweils eine Woche vor regulärem Semesterbeginn.
Zusätzlich zu den Vorlesungen gab es für die rund 200 Kinder eine Sportstunde in den Schulturnhalle der Realschule CO2 und auch Mittagessen, natürlich wie für Studenten üblich in der Mensa. "Kinderunis gibt es zwar auch in anderen Städten, aber dieses ganztägige Angebot in Coburg ist ziemlich einmalig", berichtet Monika Faaß stolz. Die Familienbeauftragte der Hochschule Coburg überreichte den Absolventen der Kinderuni nachmittags auch ihre Diplomurkunde, betreut wurden die Mädchen und Jungs tagsüber von 21 Studierenden.
Schüler statt Studenten
Bevor ab kommender Woche wie gewohnt die Studierenden in die Hörsäle strömen, lauschten die Schulkinder den vier verschiedenen Vorträgen der Professoren. Auch für die Dozenten ein ungewohntes Bild, wie Buchholz-Schuster, der an der Hochschule Recht lehrt und die Vorlesung zum Thema Max und Moritz auf die Beine gestellt hat, bestätigte: "Das Alter meiner Zuhörer ist auch für mich eine besondere Herausforderung, deswegen versucht man die Sachverhalte noch anschaulicher darzustellen." Begeistert waren die acht- bis zwölfjährigen jedoch nicht nur von Buchholz-Schusters Vortragsweise, sondern vor allem auch vom Thema. Denn die von Wilhelm Busch geschaffenen Charaktere Max und Moritz spielen auch für die heutige Jugend spürbar noch eine wichtige Rolle. Das zeigte sich darin, dass die Kinder von Anfang bis Ende des Vortrags emsig die Fragen des Professoren beantworteten und auch immer wieder eigene Ideen einbrachten. Dadurch wiederum ließ Buchholz-Schuster zur Aussage hinreißen, dass die Schulkinder fleißiger seien als manche seiner Studenten.
Meister Böck verletzt
Innerhalb seines Vortrags verdeutlichte der Professor die Strafrelevanz der Streiche der fiktiven Lausbuben in unserem Rechtssystem. Das stellte er beispielhaft am dritten Streich von Max und Moritz dar, bei dem die beiden ein Loch in eine Brücke sägen, sodass diese instabil wird und ihr Widersacher Schneidermeister Böck beim Überqueren in den Fluss fällt. Neben Sachbeschädigung machten sich die Freunde hierbei auch der Körperverletzung schuldig.Bei der abschließenden, lebhaften Diskussionsrunde kam bei den Schülern die Frage auf, warum Frauen auch heute noch Männer benachteiligt sind, etwa beim Verdienst. Hierbei zeigt sich, dass sich Kinder schon sehr früh für die aktuellen gesellschaftlichen Debatten interessieren. Besonders gespannt verfolgte die zwölfjährige Anna den juristischen Vortrag des Professoren: "Ich gehe auf die Realschule und muss mich demnächst für einen Zweig entscheiden. Daher will ich wissen, ob der wirtschaftswissenschaftliche, bei dem es einen Schwerpunkt auf Recht gibt, der richtige für mich ist. Heute wurde auf jeden Fall mein Interesse an dem Thema weiter gestärkt." chd