Coburger Kinderarzt: Beim Impfen aufklären lassen, dann abwägen!
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Montag, 18. März 2019
Der Coburger Kinderarzt Wolfgang Hüttner ist Mitglied im Verein Ärzte für Individuelle Impfentscheidung. Was sich dahinter verbirgt.
Impfen - Selbstbestimmung oder Bürgerpflicht? Die in Deutschland empfohlenen Schutzimpfungen werden seit langer Zeit von allen beteiligten Seiten in hohem Maße emotional und polarisierend diskutiert. Dies macht eine differenzierte, sach- und erkenntnisorientierte Auseinandersetzung mit diesem Thema nahezu unmöglich.
Diese Erfahrung machten auch die Coburger. 2001 rückte die Vestestadt und der Landkreis in den Fokus, nachdem 1191 Masernfälle innerhalb von acht Monaten registriert wurden. Im Gegensatz zu anderen Landkreisen, wo die Durchimpfungsrate bei 90 Prozent lag, waren in Coburg nur 77 Prozent geimpft.
Vertreter des Vereins Ärzte für Individuelle Impfentscheidung forderten eine individuelle und ergebnisoffene Beratung, die sie in der derzeitigen Impfpraxis allerdings gefährdet sehen. Von Kinder- und Jugendärzten werde vielfach erwartet, die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) auf jedes Kind in gleicher Weise anzuwenden.
Die beiden Coburger Kinderärzte Dr. Wolfgang Hüttner und Dr. Karl Fromme sind Mitglieder des Vereins Ärzte für Individuelle Impfentscheidung, der für die Abwägung in jedem Einzelfall plädiert. Es müsse zwischen den Risiken der jeweiligen Erkrankung und dem mit der Impfung verbundenen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit abgewogen werden. Dies gelte insbesondere auch für Kinder hinsichtlich ihrer immunologischen und neurologischen Reifung.
"Die aktuell geforderte Impfpflicht missachtet diese Verantwortlichkeit des Einzelnen. Sie ignoriert das Ausmaß unserer Unkenntnis immunologischer und epidemiologischer Auswirkungen von Schutzimpfungen und Impfprogrammen genauso wie Tatsache, dass die nationalen Impfempfehlungen schon in Europa teilweise deutlich voneinander abweichen. Vor allem aber steht eine Impfpflicht - ohne legitimierende epidemiologische Notsituation - im Widerspruch zum unserer Gesellschaft zu Grunde liegenden Menschenbild mit dem Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit", heißt es auf der Homepage des Vereins.
Wolfgang Hüttner, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, hat uns Fragen zum Thema beantwortet.
Herr Hüttner, Sie gehören dem Verein Ärzte für individuelle Impfentscheidung an. Was muss man sich unter einer individuellen Impfentscheidung vorstellen? Ist nicht jede Impfentscheidung individuell? Wofür braucht es den Verein?