Coburger Käse ist weiter gefragt
Autor: Rainer Lutz
Meeder, Mittwoch, 08. Juni 2016
Die Milchwerke Oberfranken West haben mit dem weltweiten Preisverfall bei Milch und Milchprodukten zu kämpfen.
Das Fazit, das Harald Reblitz zur Milchkrise zieht ist einfach: "Wir Bauern produzieren zu viel Milch", sagte der Vorsitzende des Vorstands der Milchwerke Oberfranken West bei der Generalversammlung des Unternehmens am Mittwoch in der Meederer "Fabrik".
Überproduktion drückt den Preis, das besagt eine einfache Regel der Volkswirtschaft. Mit dem Wegfall der Kontingentierung der Milchmenge auf den Höfen in der EU war es nur logisch, dass die Produktionsmenge steigen würde - bis der Preis auf ein Niveau fällt, das zur Marktbereinigung führen muss. Betriebe müssen aufgeben.
Genau da sollte die Politik ansetzen, wenn sie denn eingreifen will, meint der Geschäftsführende Direktor der Milchwerke, Ludwig Weiß. Seiner Meinung nach käme es die EU billiger und es könnte ein rascherer Effekt erzielt werden, wenn sie Landwirten, die ohnehin planen, in den kommenden Jahren ihren Hof oder die Milchviehhaltung aufzugeben, Prämien zahlt, falls sie das jetzt schon tun.
Produktion beginnt zu sinken
Die Produktionsmengen, das verbucht Weiß als aktuellen Trend, beginnen aber weltweit schon jetzt zu sinken. Spätestens im Herbst rechnet Weiß wieder mit einem Anstieg der Erlöse für die Bauern. "Noch vor vier Wochen sah es ganz anders aus", räumt er ein. Doch jetzt sei vorsichtiger Optimismus angebracht. Die Erfahrung zeige: "Ab etwa 23 Cent geht die Produktionsmenge runter und der Milchpreis regelt sich von selbst."Mit dem Absatz der Produkte unter dem Markenzeichen "Coburger" ist Weiß zufrieden. Dabei stellt er klar: "Wir holen die Wertschöpfung nach wie vor in Deutschland und Europa." Kein Grund, nicht über den Tellerrand zu blicken. Käse aus Wiesenfeld wird auch exportiert. Die Exportabteilung wurde sogar gerade erst noch ausgebaut. Die Produkte werden unter anderem auch in die USA und nach Süd Korea geliefert.
Interessant dabei: Gerade die Koreaner nehmen fast ausschließlich Bioprodukte ab. Eine Schiene, die auch für den heimischen Markt interessant ist. Biomilch liegt bei den Erzeugerpreisen deutlich höher als die aus konventioneller Landwirtschaft.
Über Absatzprobleme klagen die Milchwerke Oberfranken West nicht. Zugelegt hat vor allem der Absatz von höherpreisigen Käsespezialitäten und beim Schnittkäse. Dagegen ließ der Absatz an Hartkäse 2015 etwas nach. Insgesamt lieferte das Unternehmen 2015 runde 48 869 Tonnen Käse aus (2014 waren es 47 429 Tonnen). Weiß vermerkt einen Rückgang der Nachfrage nach Fett reduzierten Produkten: "Halbfett, Viertelfett - das isst kein Mensch mehr", stellte er in seinem Bericht fest.
Arbeit rund um die Uhr
Die Produktion in Wiesenfeld brummt. Gearbeitet wird an sieben Tagen in der Woche im Drei-Schicht-Betrieb. Arbeitsbedingungen, die es laut Weiß schwierig machen, Verstärkung für die 378-köpfige Mannschaft zu finden, die zurzeit unter Vollauslastung fährt.Investiert wurde daher vor allem ins Anlagevermögen - insgesamt rund 9,9 Millionen Euro. Dabei hebt sich das neue Hochregallager ab, dessen Bau im vergangenen Geschäftsjahr noch begonnen wurde. Es bietet Raum für 8100 Paletten. "Die Investition rechnet sich auf jeden Fall", steht für Weiß fest. Denn bisher mussten hohe Transportkosten zu externen Lagern in Fürth und Erfurt aufgebracht werden. Dazu kamen Verluste durch bei Transport beschädigte Ware. Daran gemessen sind die künftigen jährlichen Abschreibungen für das neue Lager gering, sagte Weiß. In absehbarer Zukunft seien weitere Investitionen unumgänglich. So müssten die Käsebereiter, die teilweise schon seit Anfang der 90er in Betrieb seien, dringend ausgewechselt werden.
Fast die Hälfte der bei den Milchwerken verarbeiteten Milch kommt aus Bayern. Weitere große Anteile aus Thüringen und der kleinste Part aus Hessen. Die Milcherzeugung der Lieferanten im konventionellen Bereich legte um 3,45 Prozent zu, die im Bio-Segment um 6,82 Prozent. Insgesamt wurden 428 Millionen Tonnen Milch angeliefert. Die stark sinkenden Preise im Lebensmitteleinzelhandel und beim Export führten zu einem Umsatzrückgang von 6,83 Prozent auf 232 Millionen Euro.
So gut wie möglich gezahlt
Dabei wurde versucht, trotzdem die Preise für die Lieferanten so hoch wie möglich zu halten. Ergebnis ist ein Jahresüberschuss von "nur" gut 200 000 Euro, von dem noch 42 000 Euro in die Rücklagen eingestellt wurden. Der Bilanzgewinn wird im Geschäftsbericht exakt mit 167 119, 16 Euro ausgewiesen.Hatte die Genossenschaft zu Beginn des Geschäftsjahres 2015 noch 1652 Mitglieder, die 430 502 Geschäftsanteile hielten, so sank die Zahl der Genossen bis Ende des Jahres auf 1593 mit 424 348 Geschäftsanteilen.
Rechnet Ludwig Weiß für das laufende Jahr auch mit einem weltweiten Rückgang der Milchflut, so zeichnet sich dies für die Milchwerke Oberfranken West in den ersten fünf Monaten dieses Jahres noch nicht ab. Die angelieferte Milchmenge stieg um 3,58 Prozent. Bei der Biomilch sind es sogar 9 Prozent mehr. Der preisbedingte Umsatzrückgang wird mit 8,6 Millionen Euro (oder 14 Prozent)angegeben. Die Käseproduktion läuft auf gleichem Niveau weiter. Allerdings ist der Käse so billig wie nie. Was durch den Zuwachs bei den Spezialitäten stabilisiert wird. Die Milchpreiserlöse liegen bei den verschiedenen Produkten zwischen 17 und 58 Cent.