Druckartikel: Coburger Juwel aus Beton

Coburger Juwel aus Beton


Autor: Simone Bastian

Coburg, Mittwoch, 17. Januar 2018

Eigentlich ist der Abriss der Mohrenbrücke beschlossen. Doch nun empfiehlt ein Experte die Sanierung.
Eine schlichte Brücke über die Itz - aber ein Denkmal: Deshalb bleibt die Mohrenbrücke nun vermutlich erhalten. Foto: Christiane Lehmann


Die Mohrenbrücke wurde in den Jahren 1927/28 errichtet und gilt als eins der wenigen verbliebenen Beispiele frühen Stahlbetonbaus. Die besondere Konstruktion sieht man der schlichten Brücke freilich nicht an. Weil Beton und Eisen auch schon gelitten haben, gilt inzwischen eine Tonnagebeschränkung auf 16 Tonnen. Das bedeutet: Stadtbusse, Mülllaster und Winterdienstfahrzeuge können sie noch passieren, aber der Schwerverkehr nicht.
Schon 2012 hatte der Bau- und Umweltsenat beschlossen, dass die alte Brücke abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Damals hatte man auch berechnen lassen, ob Neubau oder Sanierung auf eine Nutzungszeit von 70 Jahren bezogen günstiger kommen. Auch deshalb fiel die Entscheidung zugunsten eines Neubaus.
Die Brücke mitsamt dem zeitgleich entstandenen Kiosk und der sitzenden Frauenfigur gilt jedoch als Denkmal. Deshalb und weil die Stadt Coburg über das Programm Stadtgrün Fördermittel für die Verbesserung der Itzuferbereiche erhalten will, wurde erneut ein Gutachten in Auftrag gegeben, das den denkmalplfegerischen Mehrwert ermitteln sollte. Wie Gregor Stolarski von der TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH (Nürnberg) ausführte, handelt es sich bei der Coburger Brücke um ein wichtiges Bespiel des zeitgenössischen Betonbaus. "Die schlanke Bogenführung verbirgt ein sehr elegantes Tragwerk." Betonbau sei seinerzeit eine Handwerkskunst gewesen, "das waren Bauarbeiter in Krawatten". Bemerkenswert sei auch, dass so viele Dokumente noch vorhanden seien: Die Pläne, das Bautagebuch von Baumeister Schaarschmidt, Fotos, die unter anderem Belastungstests der Brücke zeigen. Sie sollte eine 23 Tonnen schwere Dampfwalze und zwei Neun-Tonnen-Lastwagen tragen können, was sie auch tat.
Stolarski geht davon aus, dass der handverdichtete Beton im Inneren der Brücke weitaus stabiler ist als der außen: Dort habe man wegen des engen Raums zwischen den Armiereisen und der Verschalung den Beton nicht richtig verdichten können. So lange die Stadt damit leben könne, dass nur Fahrzeuge mit maximal 16 Tonnen Gewicht die Brücke nutzen, könne sie stehenbleiben.
Der Beschluss aus dem Jahr 2012, die Brücke abzureißen, wurde nun ausgesetzt. Nun soll mit der Hilfe von Gregor Stolarski ein geeignetes und erfahrenes Fachbüro gefunden werden, das die fach- und sachgerechte Sanierung der Brücke planen und die Kosten abschätzen kann.