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Coburger IHK sagt Nein zum Mindestlohn


Autor: Redaktion.

Coburg, Sonntag, 06. Juli 2014

Auch mit der "Rente mit 63" wird nach Ansicht von Präsident Friedruch Herdan "die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft leichtfertig aufs Spiel mgesetzt".
Der Sitz der IHK zu Coburg am Schlossplatz Foto: Berger


Die Industrie- und Handelskammer zu Coburg (IHK) lehnt den von CDU, CSU, SPD und Grünen beschlossenen Mindestlohn in der vorliegenden Form ab. "Der gesetzliche Mindestlohn führt in die falsche Richtung", erklärt Präsident Friedrich Herdan in einer Stellungnahme.

Herdan warnt vor dem "massiven Eingriff in Arbeitsmarkt und Tarifautonomie" sowie negativen Folgen insbesondere für jüngere Menschen.

Kritisch sieht Friedrich Herdan nicht nur die Höhe des geplanten Mindestlohns. Auch die Ausnahmeregelungen seien nicht ausreichend. Für den IHK-Präsidenten ist es "völlig unstrittig", dass Erwerbstätige von ihrem Arbeitseinkommen "auch leben können sollen". Aber der gesetzliche, flächendeckende Mindestlohn bringe das Risiko mit sich, dass bestimmte Gruppen potenzieller Erwerbstätiger künftig durch noch höhere Hürden vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen würden.

Deshalb sollten zum Beispiel junge Menschen, die noch keine Berufsausbildung haben, bis zur Vollendung des 25. Lebensjahres vom Mindestlohn ausgenommen werden, ebenso gering Qualifizierte und Langzeitarbeitslose.

"Jungen Menschen ohne Qualifikation muss die Möglichkeit gegeben werden, durch freiwillige Praktika in Berufsbilder hineinzuschnuppern", so Herdan. Dafür biete sich die Entlohnung über ein Praktikumsentgelt zuzüglich einer Zuzahlung aus der Arbeitslosenversicherung an, um den Lebensunterhalt zu sichern. "Praktika sind für Unternehmen die geeignete Möglichkeit, potenzielle Nachwuchs- oder Fachkräfte kennenzulernen. Freilich ist die Dauer der Praktika zeitlich sinnvoll zu begrenzen." Der gesetzliche Mindestlohn hebele diese Möglichkeiten für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber gleichermaßen aus, für beide Seiten mit negativen Folgen, betont der IHK-Präsident.

Darüber hinaus bestrafe der Mindestlohn die Aufstiegs- und Fortbildungswilligen: "Denn wozu sich qualifizieren, wenn danach der Lohn nur unwesentlich höher ist als bei ungelernten Arbeitnehmern?"

Mit "großer Sorge" betrachtet die IHK zu Coburg auch, "dass die in den letzten Jahren gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft von der Politik leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird". Ein "weiterer Fehltritt" sei die bereits beschlossene Rente mit 63.

Auf Nachfrage berichte die Deutsche Rentenversicherung Nordbayern, Würzburg, heute schon von einem "verstärkten, generellen Antragsaufkommen". Das Angebot, nach 45 Beitragsjahren abschlagsfrei mit 63 in Rente zu gehen, wird also fleißig genutzt. IHK-Präsident Herdan kritisiert: "Durch diese Maßnahme wird der in einigen Branchen bereits spürbare Fachkräftemangel noch zusätzlich verschärft."