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Coburger Helfer immer zur Stelle


Autor: Simone Bastian

Coburg, Donnerstag, 03. Dezember 2015

"Wir schaffen das!", versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der Flüchtlingsströme. Die Helfer vom BRK in Coburg lösen das ein - in bislang 2747 Stunden.
Im Oktober halfen die BRK-Ehrenamtlichen noch bei der Registrierung (sitzend von links: Nicole Klebeg, Daniel Lorz und Marcel Bergmann).


"Hut ab vor unseren Ehrenamtlichen!" Dabei ist Wolfram Krause, Leiter der Bereitschaft Coburg im Bayerischen Roten Kreuz, selbst so ein Ehrenamtlicher. Beruflich ist er fürs BRK im Rettungsdienst unterwegs, ehrenamtlich gehört er zu denjenigen, die seit Februar 2015 die vorübergehende Unterbringung von Flüchtlingen managen.

Der BRK-Kreisverband wurde von den Behörden in Stadt und Landkreis als Partner ausgewählt, um den Notfallplan umzusetzen. Der gilt seit Sommer permanent. Die Betreuung von 48 Flüchtlingen in Neustadt im Februar und März war nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Erstversorgung der Ankömmlinge mit Essen, Sanitätsdienst, Lieferung der Einmalbettwäsche sicherstellen, bei der Er st registrierung unterstützen: Für diese Aufgaben waren die Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes vorgesehen.

Insgesamt 164 Menschen halfen mit: 141 stellten die Bereitschaften in Stadt und Landkreis Coburg, 15 fanden über die Marienvereine des Roten Kreuzes dazu und acht meldeten sich privat, zum Beispiel über die Stadt Coburg. Das sei der reguläre Weg, betont Kreisbereitschaftsleiter Udo Hoppe. Wer schon Mitglied des BRK ist und helfen will, kann sich direkt an die Bereitschaftsleiter beziehungsweise an Hoppe wenden.

Wobei fraglich ist, wie oft die Helfer in nächster Zeit noch gebraucht werden: Der Flüchtlingsstrom hat merklich nachgelassen; in den vergangenen zwei Wochen kam es zweimal vor, dass der angekündigte Bus mit Flüchtlingen gar nicht in Coburg ankam. Die meisten der herbeigerufenen Helfer schickten sich drein und gingen wieder heim. Rolf Heß und Ottmar Hinz in Lautertal hatten da noch länger zu tun: Sie mussten ihren frisch gekochten Gemüseeintopf herunterkühlen, um ihn einfrieren zu können.

Die Bereitschaften in Meeder und Lautertal bereiten die erste Mahlzeit für die Ankömmlinge zu. Ansonsten geben die Rot-Kreuz-Mitarbeiter nur Frühstück und Abendessen aus; die Mittagsverpflegung kommt vom Klinikum in Coburg. Bei der Essensausgabe früh und abends helfen inzwischen auch Frauen von den Marienvereinen, worüber sich Wolfram Krause besonders freut: "Wir von den Bereitschaften sind es gewohnt, in Einsätze zu gehen, wo man nicht weiß, was auf einen zukommt. Die Marienvereine nicht." Deren Mitglieder hätten sich anfangs zurückhaltend gezeigt.

Verständigungsprobleme gibt es nicht - einmal dank der ebenfalls ehrenamtlichen Dolmetscher, zum anderen, "weil man das bei der Essensausgabe nicht braucht", wie Wolfram Krause sagt. Da erfahren die Helfer auch meist, was ihr Einsatz wert ist ("Die Kinder strahlen, wenn sie Nutella kriegen"), aber auch, wo kulturelle Unterschiede liegen. Deshalb gibt es nun meist Weißbrot, Wasser ohne Kohlensäure und viel Zucker. "Je süßer das Getränk, desto mehr fühlen sich die Leute willkommen", sagt Wolfram Krause.


Die zweite Schicht neben der Arbeit

Siegfried Wölki, dem Kreisvorsitzenden des Kreisverbands Coburg im Bayerischen Roten Kreuz (BRK), ist es wichtig, das ehrenamtliche Engagement der BRK-Leute ins rechte Licht zu rücken. Aber es gibt auch Schattenseiten: "Wir machen das alle in unserer Freizeit", sagt Wolfram Krause. Lediglich die Stadt Coburg und die Justizbehörden würden Mitarbeiter für den Hilfseinsatz von der Arbeit freistellen - insgesamt drei von 157.

Ohne die Ehrenamtlichen hätte die Stadt die kurzfristige Flüchtlingsunterbringung in der BGS-Halle in Coburg und in der Frankenhalle in Neustadt gar nicht leisten können, sagt Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD). Das gelte auch für die Dolmetscherdienste. Dafür stellen sich rund 50 Leute zur Verfügung. Meist wurden die Busse nur Stunden vorher angekündigt, bis dahin mussten die Hallen vorbereitet und das Essen organisiert sein. Die Flüchtlinge wurden meist erst am Tag nach der Ankunft registriert. Am Anfang war das Rote Kreuz hier auch eingebunden, inzwischen nicht mehr, wie Krause sagt. Einmal aus zeitlichen Gründen - vormittags haben viele Ehrenamtliche keine Zeit - aber auch, weil die Flüchtlinge ihre Pässe an die Behörden abgeben müssen.

In den Notunterkünften bleiben die Asylbewerber nur wenige Tage, werden registriert, ärztlich untersucht und weitergeschickt in die Kommunen, die sie aufnehmen. Selten bleiben sie länger als eine Woche in Coburg.
Deshalb gibt es auch keine ärztlichen Sprechstunden mehr. Die hatte das BRK organisiert, als die Flüchtlinge mehrere Wochen in den Notunterkünften verbrachten. Die Erstuntersuchung der Neuankömmlinge machen Mitarbeiter des Gesundheitsamts.