Coburger Heimspiele mit Flugplatzwerbung
Autor: Simone Bastian
Coburg, Montag, 19. Sept. 2016
Auf der LED-Bande des HSC 2000 ist bei Heimspielen Werbung für einen Flugplatzneubau zu lesen. Der Flugplatzneubau ist in der Region sehr umstritten.
Nein, kritische Stimmen habe er nicht gehört, sagt Steffen Ramer, einer der beiden Geschäftsführer der HSC 2000 GmbH. Bei den ersten beiden Heimspielen flackerte auf der LED-Bande die Botschaft "Neuer Verkehrslandeplatz für Coburg - Unsere Zukunft". Dazu waren die Logos der Unternehmen Brose Fahrzeugteile Kapp Werkzeugmaschinen, Schumacher Packaging und Wöhner Elektrotechnische Systeme sowie der IHK zu Coburg und der Stadt Coburg zu sehen.
Alle sechs sind auch Gesellschafter der Projektgesellschaft Verkehrslandeplatz Coburg (PGVC), deren Geschäftszweck es ist, für einen neuen Flugplatz bei Neida eine Baugenehmigung zu erhalten und diesen Flugplatz dann auch zu bauen. Doch das Projekt ist umstritten - die Bevölkerung im Landkreis hat 2015 per Bürgerentscheid den Ausstieg des Landkreises aus der Projektgesellschaft erzwungen. In Coburg wurden zwar auch Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt, doch die Stadt kann vor 2025 nicht aus der Projektgesellschaft aussteigen. Deshalb wurde der Bürgerentscheid in der Stadt nicht zugelassen.
Die Idee zu der Bandenwerbung habe die Firma Wöhner gehabt, sagt Björn Schumacher, Geschäftsführer und Gesellschafter von Schumacher Packaging. "Der HSC hat sich zudem deutlich pro Wirtschaft und pro Verkehrslandeplatz positioniert. Das hat den Ausschlag gegeben", sagt auch Philipp Steinberger, Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung bei Wöhner. Denn Wöhner hatte nach dem Bürgerentscheid im Landkreis seine Sponsoring-Aktivitäten weitgehend eingefroren.
Die Unternehmen in der PGVC betonen stets, dass sie für ihre Geschäftstätigkeit auf einen funktionierenden Verkehrslandeplatz in Coburg angewiesen seien. Allerdings ist die Brandensteinsebene für die derzeit eingesetzten Geschäftsflugzeuge nur eingeschränkt bis gar nicht nutzbar, weshalb ein neuer Landeplatz mit längerer Landebahn im Landkreis gebaut werden soll. Sollte die Region in absehbarer Zeit keinen "zukunftsfähigen Verkehrslandeplatz" haben, könne das negative Folgen für die Standorte im Raum Coburg haben, hieß es seitens der Unternehmen wiederholt.
Im Sinne der Region
"Der HSC braucht den Flugplatz nicht. Aber wir brauchen potente Unternehmen, die den Spitzensport fördern, am Standort", sagt Steffen Ramer. Wenn die Unternehmen Betriebsteile verlagern würden, hätte das mannigfaltige Auswirkungen, nicht nur für den HSC, der womöglich auf Sponsorengelder verzichten müsste: Wenn die Steuereinnahmen einbrechen, fehle das Geld bei den Kommunen. Damit sei auch soziale und kulturelle Leben betroffen, vom Sport ganz abgesehen. Aus Kreisen der Fans habe er keine Reaktionen erhalten, wohl aber von Vertretern anderer Unternehmen, die den HSC ebenfalls unterstützen, sagt Ramer. Denn das Brose-Logo war lang nicht mehr beim HSC zu sehen, und es war natürlich auch bekannt, dass Wöhner alle Anfragen ablehnt. Nun finanziert Wöhner die Bandenwerbung pro Flugplatz. Wie lange, ist noch offen - vorgesehen ist, dass in der laufenden Saison irgendwann Werbung für Wöhner folgt. Die Werbung mit den Logos sei mit allen Partnern abgesprochen, versichert Steinberger. "Es hätte nicht stattgefunden, wenn einer dagegen gewesen wäre."
Von daher ist auch kein Verbot der Stadt für die Werbung zu erwarten. Das Sportamt der Stadt hat sich zwar ein Mitspracherecht für die Werbung in und vor der HUK-Coburg-Arena vorbehalten, doch laut Ramers Auffassung gilt das nur für die Werbeanlagen, die der Stadt auch gehören. Die LED-Bande wurde jedoch vom HSC allein angeschafft.