Coburger Hausärzte berichten: "Viele Patienten haben Angst"
Autor: Christiane Lehmann
Coburg, Mittwoch, 15. April 2020
Wie die Hausärzte ihre Patienten schützen. Wie es um die Schutzkleidung steht und warum Coburg gut gerüstet ist und kein Grund zur Panik besteht.
Die Nase läuft, der Hals kratzt. "Hab ich Corona?" Eine Standardfrage in diesen Tagen. Verunsichert rufen die Patienten bei ihrem Hausarzt an. Als Hypochonder würde Hans Günther Kirchberg sie nicht bezeichnen. "Die Menschen haben Angst", sagt der Allgemeinmediziner.
Viele wollten auch einfach nur getestet werden. Dabei ist das so ohne Weiteres nicht möglich. Dazu braucht es bestimmte Voraussetzungen. Kirchberg hatte schon mehrere Anrufer, die erklärten ihr Arbeitgeber bestünde auf ein negatives Testergebnis bevor sie wieder zur Arbeit kommen könnten. "Ohne Symptome funktioniert das nicht", erläutert Kirchberg und zeigt sich verwundert über das Anliegen beziehungsweise die angebliche Forderung des Arbeitgebers.
Krankschreibung individuell
Auch die Annahme, der Hausarzt schreibe grundsätzlich jeden, der wegen irgendwelcher Beschwerden anruft, gleich für 14 Tage krank, revidiert Kirchberg. "Ich entscheide das ganz individuell. Entscheidend ist neben den Symptomen, ob der Patient im Homeoffice arbeitet oder womöglich in einem systemrelevanten Beruf mit viel Kontakten."
Wer persönlich zum Hausarzt möchte, kann nicht mehr einfach so durch die Tür in die Praxis marschieren. Wie viele andere Kollegen hat auch Dr. Kirchberg ein Schild an seiner Haustür angebracht. Die Patienten müssen klingen und ihre Beschwerden schildern.
Wer so bis ins Wartezimmer gelangt, sitzt dort im Abstand von mindestens zwei Metern zu anderen Patienten. Arzt oder die Arzthelferin sind mit Mundschutz ausgestattet. "Wir haben Glück und tatsächlich Covid-II-Modelle bekommen.
Spezielle Schutzkleidung hat die Praxis Kirchberg nicht. "Es gibt einfach zu wenige. Die meisten werden jetzt in der Covid-Gemeinschaftspraxis im Marienhaus gebraucht", erklärt der Arzt. Einige Praxen hätten sich zum Teil selbst welche in anderen Branchen besorgt.
Coburg ist Vorreiter
Der Vorsitzende des Hausärztevereins, Ullrich Zuber erklärt dazu: "Seit Beginn der Infektion läuft bei uns in den Hausarztpraxen die Beschaffung von Schutzmasken und -bekleidung auf Hochtouren. Das, was uns von staatlicher Seite versprochen wurde, reicht bei Weitem nicht aus." Deshalb wurden beispielsweise auch Autolackierereien um Masken gebeten oder eine Händlerschiene nach China aktiviert. Sehr dankbar zeigt sich Zuber für die großzügige Schutzmasken-Spende der Firma Waldrich.