Coburger Handwerksmeister werden für ihr Lebenswerk geehrt
Autor: Martin Koch
Coburg, Donnerstag, 02. Februar 2017
Seit Jahrzehnten sind sie Handwerksmeister im Kreis Coburg. Dies wurde jetzt von der Handwerkskammer Oberfranken honoriert.
Handwerk hat immer noch goldenen Boden. Das solide und wertbeständige Edelmetall ist deshalb auch Namensgeber für den Goldenen Meisterbrief, mit dem die Handwerkskammer Oberfranken ebenso solide und bewährte Handwerksmeister nach mindestens 30 Jahren selbstständiger Berufsausübung auszeichnet. Die Geehrten müssen mindestens 65 Jahre alt sein. Aus dem Bereich der früheren Handwerkskammer Coburg, heute die in die Handwerkskammer für Oberfranken integrierte Kreishandwerkerschaft Coburg, traten am Mittwoch 14 gestandene Handwerksmeister zur Auszeichnung mit den goldenen Meisterwürden an.
Darunter befand sich auch eine Dame, Gertrud Frerichs aus Seßlach. Die Modellbaumeisterin ist die allererste Meisterin ihres Handwerks in Deutschland überhaupt. Ihr Betrieb wurde 1909 gegründet und befindet sich seitdem im Besitz ihrer Familie. Es gab also am Mittwoch genug Grund zum Feiern. Der Coburger Kreishandwerksmeister Jens Beland sagte in seiner Begrüßung salopp: "Klappern gehört zum Handwerk, und am heutigen Abend gilt es zu klappern."
Wie die Oscarverleihung
Der oberfränkische Handwerkskammerpräsident Thomas Zimmer verglich den Goldenen Meisterbrief mit einer Oscarverleihung. "Sie werden für Ihr Lebenswerk geehrt!" Es gehe den Menschen in Deutschland eigentlich gut, meinte Zimmer. Aber damit es so bleibe, umriss er auch einige Forderungen. "Was wir im Handwerk brauchen, ist Verlässlichkeit, Vertrauen, vernünftige Rahmenbedingungen und Strukturen", sagte der Handwerkskammerpräsident. "Dem Mittelstand, der das wirtschaftliche Herzstück in Deutschland und Europa ist, muss wieder verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt werden." Er begrüßte die Absicht der Politik, in Bund und Land keine neuen Schulden zu machen. Ebenso sollen Einkommens- und Unternehmernssteuern reformiert und die kalte Progression abgebaut werden. Einigermaßen zufrieden war Zimmer auch mit den avisierten Änderungen bei der Erbschaftssteuer. Er bezeichnete die Integration von Flüchtlingen auch als Aufgabe für das Handwerk. "Eine Ausbildung im Handwerk ist hier eine große Chance für junge Geflüchtete!" Das müsse aber eine solide Berufsausbildung sein, keine "Ausbildung light". Er freute sich, dass Geduldete für die Gesamtdauer einer Ausbildung plus noch einmal zwei Jahren Berufstätigkeit im erlernten Beruf auf jeden Fall in Deutschland bleiben dürften. "Das geht zurück auf eine Initiative der Handwerkskammer Oberfranken", betonte Thomas Zimmer.
Sorgen macht nur der Fachkräftemangel
Die Wirtschaftslage des oberfränkischen Handwerks sei gut, sagte Zimmer, Sorge mache ihm aber der Fachkräftemangel. Die duale Berufsausbildung in Deutschland müsse als attraktive Alternative zu einem Studium herausgestellt werden.Den Goldenen Meisterbrief bekamen überreicht: Bernd Beier und Gert Beier, beide Malermeister aus Seidmannsdorf; Gertrud Frerichs, Modellbaumeisterin aus Seßlach; Alexander Friedrich, Friseurmeister aus Coburg, Rainer Gärtner, Maler- und Lackierermeister aus dem Neustadter Stadtteil Ketschenbach; Horst Hennig, Elektromeister aus Ahorn; Klaus Scheler, Fleischermeister aus Scheuerfeld; Karl-Heinz Schmidt, Schreinermeister aus Sonnefeld; Ottomar Wüst, Fleischermeister aus dem Bad Rodacher Stadtteil Rossfeld. In Abwesenheit wurden geehrt: Peter Hofmann, Wolfgang Krug, Dieter Lissek, Klaus Lützelberger und Waldemar Tryleski.
Zur Verleihung der Goldenen Meisterbriefe gratulierten am Mittwoch auch Landrat Michael Busch und Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (beide SPD) sowie Handwerkskammerehrenpräsident Hugo Thauer.